DEL-Start? Die Ice Tigers hätten eine faire Lösung

1.10.2020, 18:40 Uhr
DEL-Start? Die Ice Tigers hätten eine faire Lösung

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Elf Tage hatte die Deutsche Eishockey Liga der Politik Zeit gegeben, um entweder vorsorglich schon einmal 60 Millionen Euro bereitzustellen oder um die eigene Vorgabe, bei Großveranstaltungen vorerst nur 20 Prozent der möglichen Zuschauer zuzulassen, zu revidieren. Nach zehn Tagen gibt es weder für den einen noch für den anderen Ausweg Zusagen. Dafür mehrere Aussagen von DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke, der erst eine Absage der Saison 2020/2021 kategorisch ausschloss, zuletzt dem Sportinformationsdienst aber sagte, dass "sich die Fakten seitens der Politik nicht geändert haben. Und auf das Prinzip Hoffnung werden wir nicht bauen". Soll heißen: Die 14 Vertreter der DEL-Klubs werden am Freitag beschließen, den bereits auf 13. November verschobenen Saisonstart ein weiteres Mal neu zu terminieren.


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Auf Mitte Dezember, vielleicht 1. Januar wird man sich intern einigen – diesmal wohl ohne sich öffentlich auf einen fixen Termin festzulegen. Wolfgang Gastner spricht ganz offen über die naheliegende Option, sich durch einen abermals verlegten Saisonstart Zeit zu kaufen. "Der Stand ist nicht anders als vor zwei Wochen." Der Geschäftsführer der Nürnberg Ice Tigers klingt dabei aber keineswegs pessimistisch. Am Montag hatte er in einem persönlichen Gespräch mit einem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten auf die verzweifelte Lage der DEL hingewiesen, auch um das Anliegen des Spitzensports auf die Agenda des Treffens der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten zu bringen. Eine Rückmeldung hat er noch nicht bekommen. Angesichts weiterhin steigender Infektionszahlen und verschärfter Maßnahmen, um die Pandemie wieder unter Kontrolle zu bringen, kann man davon ausgehen, dass über die DEL in Berlin nicht sehr lange diskutiert wurde.

"Quasi eine Vollkasko-Versicherung"

Gastners Hoffnung ist auf den Inhalt eines Schreibens zurückzuführen, das er dem amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten hat zukommen lassen. Liga-Chef Tripcke hatte das Ultimatum ursprünglich dadurch erklärt, dass die DEL "einem Plan B und C nicht vorgreifen wolle", woraufhin Fans in Kommentarspalten ironiefrei vermuteten, dass es alternative Pläne zu einer wundersamen Rettung durch die Politik gar nicht gäbe. Gastner aber hat Markus Söder nun offenbar einen Plan D präsentiert; einen Plan, der sich schon allein deshalb vergleichsweise leicht realisieren ließe, weil man ihn nur kopieren müsse.


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Die sogenannte Ice Hockey League hat bereits am vergangenen Wochenende offiziell mit dem Spielbetrieb begonnen – vor maximal 1500 Zuschauern pro Spiel und Stadium. Nun sind auch österreichische Klubs massiv von Ticketverkäufen abhängig, trotzdem hat es die Ice Hockey League gewagt, in die Saison zu starten. Möglich war das nur mit der Zusage der österreichischen Regierung, für Corona-bedingte Ausfälle aufzukommen. "Das ist quasi eine Vollkasko-Versicherung", sagt Gastner. Und eine mögliche Lösung für das Problem der DEL, unter Voraussetzungen in eine Saison zu starten, die die Liga am Ende zerstören könnten.

"Aus unserer Sicht wäre das die fairste und sinnvollste Lösung", sagt Gastner. Die 14 Klubs könnten mit individuellen Hygienekonzepten für ihre Spielstätten starten und wären unabhängig von 7-Tage-Inzidenzien und örtlichen Beschränkungen, weil die Bundesregierung für Ausfälle individuell aufkäme. Nur wer soll das bezahlen? Gastner geht davon aus, dass das mit 200 Millionen Euro dotierte Konjunkturpaket für den Spitzensport dafür ausreichen könnte. Vor allem, weil noch immer nicht klar ist, ob die darin vereinbarten 800.000 Euro noch irgendeinem DEL-Klub zukommen. Wenn in Bremerhaven 3000 Zuschauer kommen dürfen, in Augsburg aber kein Fan, bekämen die Fischtown Pinguins weniger erstattet als die Panther in Augsburg. Und genau so kann das für andere Publikumssportarten wie Handball, Basketball oder Volleyball gelten. Allerdings ist auch diese Rechnung von der Hoffnung getragen, dass das Infektionsgeschehen irgendwann wieder vollere Hallen zulässt.


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Bis Mitte November, glaubt Gastner, ließe sich diese Art Vollkasko-Versicherung für die DEL auf den Weg bringen. Mitte Dezember könnte die Saison dann tatsächlich beginnen. Ein erneutes Ultimatum wird die DEL sich und der Politik am Freitag aber kaum setzen.

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