Der FCN und die Krankenakte Lohkemper

11.3.2021, 06:00 Uhr
Ein Bild aus schöneren Tagen: Felix Lohkemper (rechts) nach seinem vierten und schlimmstenfalls letzten Saisontor in Paderborn.

© David Inderlied Ein Bild aus schöneren Tagen: Felix Lohkemper (rechts) nach seinem vierten und schlimmstenfalls letzten Saisontor in Paderborn.

Die namhaften Angreifer des 1. FC Nürnberg im Schnelldurchlauf Mitte März: Manuel Schäffler wirkt platt. Pascal Köpke hat einen Kreuzbandriss. Robin Hack hat einen Bänderriss im Sprunggelenk. Und Felix Lohkemper? Ja, was hat Felix Lohkemper eigentlich?

Passiert sein muss es am 29. Dezember beim Trainingsauftakt nach der kurzen Winterpause. Dass irgendetwas nicht stimmte, merkte Lohkemper erst am nächsten Tag. "Adduktoren-/Hüftprobleme" vermeldete der Club. Nicht so schlimm. Dauert halt etwas. Schon zwei Wochen später trainierte Lohkemper wieder voll mit.

" Lohkemper hat voll trainiert, daraufhin aber leider eine Reaktion gezeigt", twitterte sein Club zwei Tage später. Und so ging das dann weiter. "Lohkemper hatte einen kleinen Rückschlag." "Lohkemper braucht noch etwas Zeit." "Bei Lohkemper schauen wir von Tag zu Tag." "Lohkemper macht kleine Fortschritte." "Lohkemper ist auf einem guten Weg." "Lohkemper macht Fortschritte." Und, am vergangenen Freitag: "Lohkemper hat gut trainiert diese Woche und heute eine kleine Reaktion gezeigt. Aber es sieht grundsätzlich gut aus."

"Auf unbestimmte Zeit"

Meistens gab Trainer Robert Klauß Auskunft über den Gesundheitszustand seines schmerzlich vermissten Stürmers, der, so viel steht seit gestern fest, noch einige Wochen schmerzlich vermisst werden darf. Über zehn sind es bereits. Wegen seiner Adduktoren-/Hüftprobleme – die, wie sich gestern in Berlin herausstellte, eine tieferliegende Ursache haben.

Der Spezialist Jens Krüger diagnostizierte jetzt ein Knochenödem im Beckenbereich als Auslöser der ständigen Beschwerden. Dass es dem einen oder anderen Mediziner, bei denen sich Lohkemper zuvor hatte untersuchen lassen, nicht aufgefallen war, ist wohl anderen Spezialgebieten geschuldet.

Der Trainer hatte mittags schon so eine Vorahnung. "Bei solchen Verletzungen ist es oft schwierig zu sagen, wo‘s genau herkommt und ob man die Ursache oder die Symptome behandelt", meinte Klauß. Jetzt weiß auch er: Sie behandelten die Symptome, nicht die Ursachen.

Zehn Wochen wegen Adduktoren-/Hüftproblemen. Plus X. "Auf unbestimmte Zeit" wird Lohkemper ausfallen, teilte der Verein gestern Nachmittag mit, "ganz bitter" sei das alles, es droht sogar das vorzeitige Saison-Aus. Die nächste schlechte Nachricht in einer an schlechten Nachrichten gewiss nicht armen Spielzeit 2020/21.

Dabei hatte Klauß noch Hoffnung, dass ihm sein zweitbester Scorer zeitnah wieder zur Verfügung stehen könnte. "Wir haben jetzt nochmal einen Spezialisten zu Rate gezogen, damit wir noch klarer und sicherer werden, wie wir ihn belasten können", so Klauß, " eine ausgesprochen diffuse Verletzung, zu der es aus medizinischer Sicht auch verschiedene Ansätze gibt." Von denen aber offenbar nicht jeder zum gewünschten Erfolg führte.

"Grundsätzlich gut" ,wie Klauß noch am Freitag glaubte, sieht es jedenfalls bestimmt nicht mehr aus mit Lohkempers Rekonvaleszenz, eher ziemlich schlecht. Bleiben für ganz vorn, der internen Hierarchie folgend, noch Dennis Borkowski (Klauß: "Ein sehr guter Fußballer!") und Manuel Schäffler, der sich nach dem 1:3 in Düsseldorf von seinem Chef allerdings rüffeln lassen musste. Und das nicht nur, weil er sich vor dem 1:2 einen schlimmen Ballverlust geleistet hatte.

"Es ist sicher so, dass Cheffe schon bessere Phasen hatte in dieser Saison", findet Klauß. Genauer im alten Jahr, als sein Nebenmann noch Lohkemper hieß.

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