Radrennen in der Region

Deutschland Tour: "Die Etappe von Erlangen nach Nürnberg macht Spaß!"

24.8.2021, 13:42 Uhr
Der Startschuss: Fabian Wegmann bei der Deutschland Tour im Jahr 2018. So sieht es auch diesmal aus, zum Beispiel am Sonntagmorgen beim Auftakt der Finaletappe in Erlangen.

© imago images/Rene Schulz, NNZ Der Startschuss: Fabian Wegmann bei der Deutschland Tour im Jahr 2018. So sieht es auch diesmal aus, zum Beispiel am Sonntagmorgen beim Auftakt der Finaletappe in Erlangen.

Wenn die Deutschland Tour durch Franken rollt, fährt Fabian Wegmann vorne weg - allerdings im Auto. Der ehemalige Profi und ARD-Radsport-Experte ist Sportlicher Leiter des Etappenrennens. Ein Gespräch über fiese Rampen, die Anspannung vor dem Startschuss und eine überraschend schöne Region.

Herr Wegmann, nehmen Sie ihr Rennrad mit zur Deutschland Tour?

Wegmann: Nein, dafür ist keine Zeit. Der Tag fängt sehr früh an und ist sehr spät zu Ende. Und vier Tage ohne Radfahren schaffe ich schon.

Das war sicher mal anders.

Wegmann: Direkt nachdem ich als Profi aufgehört hatte, musste ich jeden zweiten Tag fahren. Doch jetzt halte ich es aus, mal eine Woche nicht fahren, auch wenn es mir mit Radfahren besser geht. (lacht) Jeder, der gerne Sport macht, braucht das.

Sie werden sehr viel zu tun haben?

Wegmann: Ja. Es ist etwas anderes, die Strecken zu planen, und dann zu sehen, wie es am Renntag läuft. In den beiden vergangenen Jahren war alles sehr gut organisiert. Durch Corona wird es nun Einschränkungen geben. Deshalb denke ich, dass wir noch viel vor Ort regeln müssen - und ich bin für alle der erste Ansprechpartner.

Was macht ein Sportlicher Leiter?

Wegmann: Ich starte das Rennen jeden Morgen. Dabei sitze ich im Führungswagen, leite das Feld durch die Neutralisation, schaue bis zum scharfen Start, dass alle Fahrer dabei sind. Dann gebe ich den Startschuss.


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Sind Sie deshalb schon aufgeregt?

Wegmann: Seit 2020 habe ich kein Rennen mehr organisiert, Anspannung ist da. Doch ich habe so viele Radrennen erlebt, ich weiß wie das funktioniert. Wir haben nach der Absage 2020 nun zwei Jahre auf das Ziel hingearbeitet und sind froh, wenn es los geht. Doch es ist eine rollende Veranstaltung. Es gibt nicht wie in einem Stadion immer die gleichen Bedingungen. Radsport ist immer Improvisation. Damit muss man umgehen können. Im besten Fall habe ich wenig zu tun.

Wie kamen Sie in diese Funktion?

Wegmann: Claude Rach (Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Radsports, die das Etappenrennen organisiert, d. Red.) kam 2016 zur Deutschen Meisterschaft und hat sein Konzept zur Deutschland Tour vorgestellt. Nicht nur mir, sondern jedem deutschen Profi. Er hat gesagt: "Wenn wir das machen, dann nur mit euch." Und er hat jeden gefragt, was er davon hält. Das hat mich sehr beeindruckt. Da hat er mich auch gefragt, was ich nach meiner Karriere machen will.

Jetzt haben Sie ein Radrennen von Stralsund nach Nürnberg organisiert. Wie fängt man das an?

Wegmann: Mit den Strecken. Die vierte Etappe von Erlangen nach Nürnberg macht Spaß, weil beide Etappenorte so nahe aneinander liegen. Da konnten wir uns die ganze Region anschauen. Das ist etwas Anderes, als wenn man schon eine Pflicht-Strecke von 150 Kilometer von Ort A nach B hat. Wir planen die Strecke am Reißbrett.

Am digitalen Reißbrett, oder?

Wegmann: Ja, am Laptop. So kennt man schnell auch die Höhenmeter. Im Vorfeld konnte man Vorschläge machen, da kam einiges! Die steile Rampe am Streitberg oder die Gegend um Gößweinstein waren Tipps, die wir aufgenommen haben.


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Wann haben Sie sich Ihren Plan erstmals in Wirklichkeit angesehen?

Wegmann: Ende 2019 waren wir erstmals länger in Franken. Wir sind alles mit dem Auto abgefahren.

Nicht mit dem Rennrad? Das schaffen Sie doch noch...

Wegmann: Das habe ich mir anfangs auch anders vorgestellt. (lacht) Ich dachte, ich könnte alles mit dem Rad fahren. Doch wenn man verschiedene Dingen ausprobieren will, geht das nicht. Und man fährt nur im Schritttempo, macht sich ständig Notizen, hält an jeder Kurve an. Wir legen fest, wo Gefahrenstelle sind, wo es Sprint- oder Bergwertungen geben könnte. Außerdem finden die Planungen im Winter und Frühjahr statt, da ist Wetter eh nicht so doll.

Die ersten Etappen im Norden sind flach, hier in der Fränkischen Schweiz zieht das Profil an. Ist das Absicht?

Wegmann: Es ist wie bei italienischen Rennen, das habe ich früher als Fahrer schon sehr geliebt: Es geht ruhig los und dann gibt es ein feuriges Finale.


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Sie müssen möglichst viel Spektakel und doch ausreichend Sicherheit für die Fahrer bieten. Wie geht das?

Wegmann: Ich sehe das gelassener. Die Strecke macht 50 Prozent eines Rennens aus, den Rest erledigen die Fahrer. Wir hatten vor zwei Jahren in Göttingen eine flache Etappe, doch die Fahrer sind so schnell gefahren und haben nur attackiert. Das war super spannend. Höher, schneller, weiter, überall nur Superlative - davon halte ich nicht viel.

Was machen Sie, wenn alles vorbei ist?

Wegmann: Dann atmet man einmal durch. (lacht) Erst gibt es Nachbesprechungen, denn irgendwas passiert immer auf mehr als 700 Kilometern. Danach treffen wir uns im Biergarten, hoffentlich bei gutem Wetter.

Werden Sie nach Franken zum Rennradfahren zurückkommen?

Wegmann: Kann ich mir schon vorstellen. Es ist von Münster aus zwar ganz schön weit zu fahren, doch ein paar Ecken da unten möchte ich mir gerne nochmal anschauen.

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