Druck gegen Darmstadt? Club-Däne Sörensen bleibt cool

21.2.2020, 05:51 Uhr
Druck gegen Darmstadt? Club-Däne Sörensen bleibt cool

© Foto: Wolfgang Zink

Zwischen Donnerstagabend und Sonntagnachmittag drohte der ganze Verein mal wieder auseinanderzufliegen. Das 1:4 beim Hamburger SV zum Start ins neue Zweitliga-Jahr schien in 90 Minuten gleich die gesamte Winter-Vorbereitung ad absurdum geführt zu haben.

In den knapp vier Januar-Wochen hatte sich auch personell einiges getan, besonders ganz hinten. Seit Dinos Mavropanos’ Ankunft lautete die Frage plötzlich nur noch, wer neben ihm verteidigen darf. Vor der Dienstreise nach Hamburg fiel die Wahl auf Georg Margreitter, der drei Tage später gegen den SV Sandhausen wegen akuter Rückenprobleme aber passen musste.

Vor dem wichtigen Heimspiel stand der 1. FC Nürnberg auf einem Abstiegsplatz; ein weiterer Nicht-Sieg hätte wahrscheinlich schwerere Turbulenzen ausgelöst im Sportpark Valznerweiher. Viel mehr Druck schien nicht mehr möglich, auch hinterher stand der eine oder andere noch sichtlich unter Strom.

Dänische Gelassenheit beim FCN: "Wir spielen doch bloß Fußball"

Bis Asger Sörensen in der Interview-Zone des Max-Morlock-Stadions auftrat und den Journalisten eine denkwürdige Analyse lieferte. Irgendwelche Zweifel? "Nein." Erleichterung? " Es ist sehr schön zu gewinnen", sagte der Däne nach dem 2:0 bloß, "wir sind sehr glücklich." Druck? "Ich will nicht von Druck reden, wir spielen doch bloß Fußball, wir wollen einfach kicken hier, es gibt doch nichts Schöneres."

Schöner hätte man auch der allgemeinen Daueraufregung rund um seinen Club wohl nicht die heiße Luft entweichen lassen können. Bloß Fußball: Asger Sörensen mag es überhaupt nicht, wenn mehr hineininterpretiert wird in seinen Beruf, der glücklicherweise auch seine große Leidenschaft ist.

Am Sonntag hat seine Mannschaft das nächste Heimspiel, diesmal gegen den SV Darmstadt (Anstoß 13.30 Uhr, Live-Ticker auf nordbayern.de). Wieder ein wichtiges, weil der Vorsprung auf die letzten drei Ränge noch überschaubar ist und somit längst nicht ausgeschlossen werden kann, dass es bis Mitte Mai noch mal eng werden könnte für Sörensens Club.

Startelf-Abstinenz und eine größere Fan-Base beim Club  

Den Sommer-Zugang aus Salzburg dürfte es nach einer zweiwöchigen Startelf-Abstinenz wegen schmerzender Adduktoren wieder ins Abwehrzentrum spülen, da Kollege Margreitter bei der Verabredung des Tabellen-Dreizehnten mit dem -Neunten mit einer Sprunggelenksverletzung ausfällt. Der Tabellen-Dreizehnte gegen den -Neunten. Druck? "Natürlich ist es nicht lustig, wenn man ausgepfiffen wird", sagt die skandinavische Frohnatur im Club-Museum, "aber das gehört auch dazu, das habe ich in den vergangenen sechs, acht Monaten hier gelernt."

Was auch so viel heißt wie: In den fünfeinhalb Jahren davor war ihm das weitestgehend erspart geblieben, in Liefering, Salzburg oder Regensburg. "Hier ist die Fan-Base natürlich viel größer", ist Sörensen aufgefallen, die bei anhaltendem Misserfolg erfahrungsgemäß auch schnell die Stimmung kippen lassen kann.

Von Druck möchte Sörensen trotzdem nicht sprechen. "Druck hat man doch nur, wenn es der Familie schlecht geht", betont er und hat es schon selbst miterleben müssen, als sein Vater vor ein paar Jahren einen Herzinfarkt hatte. Vor Terminen wie am Sonntagnachmittag im Max-Morlock-Stadion schwirren Sörensen etwas andere Gedanken durch den Kopf: "Hoffentlich schieße ich ein Tor, hoffentlich spielen wir zu null."

Einfach etwas lockerer: Nürnbergs Motto auch gegen Darmstadt 

Letztlich ist seine von Grund auf positive Lebenseinstellung wohl doch eine Frage der Mentalität. "Das ist schon so, wir da oben sind einfach etwas lockerer", sagt Sörensen, "hier ist mehr Disziplin." Die ihm, wie er zugibt, allerdings enorm hilfreich war auf dem Weg zum Profi – der seine Motivation vor allem von den Rängen zieht. "Wenn viele Zuschauer kommen, bin ich sehr heiß, das ist halt geil", versichert Sörensen, gegen Darmstadt werden etwa 26 000 erwartet, auf die sich Mavropanos’ alter und neuer Nebenmann schon am Donnerstag freute wie ein kleiner Bub.

 

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Dass Sörensen mit seiner nordisch-entspannten Art auch in der Kabine bereits Spuren hinterlassen hat, soll den ganzen Club beflügeln. "Wir haben eine gewisse Lockerheit reingekriegt, es ist jetzt nicht mehr so stressig", sagt Sörensen, "hoffentlich machen wir am Sonntag wieder ein gutes Spiel." Druck klingt anders.

 

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