Ecken-Fiasko und Behrens: Wie der FCN Osnabrück niederrang

25.8.2019, 19:09 Uhr
Der Kapitän setzt ein Zeichen: Weit in des Gegners Hälfte gewinnt Hanno Behrens einen zunächst verloren geglaubten Zweikampf gegen Osnabrücks Moritz Heyer.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / DaMa Der Kapitän setzt ein Zeichen: Weit in des Gegners Hälfte gewinnt Hanno Behrens einen zunächst verloren geglaubten Zweikampf gegen Osnabrücks Moritz Heyer.

Was trennt diese beiden Vereine nicht alles. Auf der einen Seite der 1. FC Nürnberg, stolzer Rekordrekordmeister, Rekordaufsteiger, Rekordabsteiger und Fast-Rekordmeisterbezwinger. Keine vier Monate ist es her, da hatte der Club den FC Bayern, den Rekordmeister, zu Gast und am Rande einer Niederlage. Und nun, 119 Tage später, stand dem FCN an selber Stelle der VfL Osnabrück gegenüber, ein Aufsteiger, der vor 120 Tagen noch in der 3. Liga gegen Energie Cottbus gewann. Und der sportlich dennoch auf Augenhöhe daherkam, mehr noch: Mit zwei Siegen aus drei Ligaspielen hatten die Niedersachsen aufhorchen lassen, zuletzt hatte es eine 4:0-Gala gegen Darmstadt gegeben.

Der Club indes bewegte sich vorsichtig auf die x-te sportliche Krise der Vereinsgeschichte zu, manch ein Beobachter wähnte ihn nach der 2:3-Abfuhr in Sandhausen längst darin. Auf einen Befreiungsschlag durften die rund 27.000 FCN-Fans im Nürnberger Achteck ausnahmslos hoffen, wer sich aber ob dieser Vorzeichen einen fußballerischen Leckerbissen ausgemalt hatte, lag - natürlich - falsch.

78 Prozent ihrer Pässe brachten Nikola Dovedan und Co. (bei insgesamt 52 Prozent Ballbesitz) an die Mitspieler. Daten, die zeigen: Es war von vorne bis hinten ein umkämpftes, ein enges Fußballspiel. Weil der Großteil der 16 Nürnberger und der sieben Osnabrücker Torschüsse vor der Pause abgefeuert wurden, sahen die Zuschauer zumindest bis dahin eine flotte Partie, die nach dem Seitenwechsel aber auch flott verflachte. Immerhin: Die Hausherren warfen sich weiterhin in jeden Zweikampf, allen voran die neue Schweizer Sturmkante Michael Frey, die von 18 direkten Duellen (Höchstwert) knapp die Hälfte gewann. Bester Passgeber in Rot und Schwarz war derweil Iuri Medeiros mit 91 Prozent angekommenen Zuspielen.


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Weil der Portugiese aber bei "gefühlt 40 Grad auf dem Rasen" (Johannes Geis) mit zunehmender Spieldauer körperlich abbaute, brachte Damir Canadi Hanno Behrens ins Spiel. Seit über vier Jahren steht der Blondschopf nun in Diensten des 1. FC Nürnberg, als Einwechselspieler kam er zuletzt am 13. September 2015 in ein Punktspiel, als der Club das Derby in Fürth mit 2:3 verlor. Seither mauserte sich der Rechtsfuß zum Leistungsträger, ja sogar zur Identifikationsfigur. Und saß am Sonntag zunächst auf der Bank.

"Wir haben diese Woche sehr viel mit ihm gesprochen und wollen ihm den Druck von den Schultern nehmen", hatte Canadi seine Entscheidung vor dem Spiel via Sky begründet. "Im Moment ist es schwierig für ihn, in einen Rhythmus zu kommen, er versucht, jeden Tag viel Verantwortung zu übernehmen und den Spielern zu helfen. Aber jetzt ist es auch mal wichtig, sich selbst zu helfen und dabei wollen wir ihn unterstützen. So ist es dann auch zu dieser gemeinsamen Entscheidung gekommen."

Behrens kam also in der 71. Minute in die Partie und mit ihm: der Schwung. Sein wuchtiger Kopfball nach einer Geis-Ecke flog weit über den Kasten (72.), aber das Signal, das davon ausging, wirkte. Der Club sah plötzlich wieder wie eine Mannschaft aus, die dieses Spiel gewinnen möchte. 16 Ballkontakte hatte der Kapitän ohne Binde (die trug auch nach Behrens' Einwechslung Torwart Mathenia), lief 3,47 Kilometer, grätschte an der gegnerischen Eckfahne Bälle ab. Es war kein Zufall, dass just in dieser Phase das Tor des Tages fiel, als Johannes Geis (insgesamt zwei Torschüsse) mit Links ins Schwarze traf.

Deutlich weniger effektiv waren die Eckstöße, die Geis mit dem rechten Fuß vor des Gegners Tor zu schlagen versuchte. 14:1 laute das Eckballverhältnis am Ende des Spiels. Torgefahr nach Standards erzeugte der Club aber kaum. Rekordverdächtig.

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