Es geht besser! Der FCN formuliert seinen Arbeitsauftrag

2.9.2019, 05:50 Uhr
"Das war immer noch nicht der Canadi-Club": Johannes Geis und Hanno Behrens erkennen ihren Verbesserungsbedarf.

© Sportfoto Zink / DaMa "Das war immer noch nicht der Canadi-Club": Johannes Geis und Hanno Behrens erkennen ihren Verbesserungsbedarf.

Daran, dass Fußball ein Ergebnisspiel ist, haben sich am Freitagabend im Max-Morlock-Stadion dann doch noch ein paar Menschen erinnert. Vereinzelt wurde vor allem von der Haupttribüne aus gepfiffen auf den 1. FC Nürnberg, der da gerade wieder einmal den Beweis geführt hatte, dass er ein außerordentlicher Depp sein kann.

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2:2 stand es am Ende des Spiels gegen den 1. FC Heidenheim, das der Club knapp 80 Minuten lang dazu genutzt hatte, den 27.444 Zuschauern die Fortschritte in den Umbauarbeiten des Trainers Damir Canadi darzustellen. Mutig war der 1. FC Nürnberg in diesen 80 Minuten, spielfreudig und torgefährlich - was belohnt wurde mit einer 2:0-Führung gegen sichtlich überforderte Gäste.

"Man muss bis zum Schluss verteidigen" 

Dann aber war dieses Fußballspiel dummerweise noch nicht zu Ende und gelangen Heidenheim noch zwei Treffer zum Ausgleich, weshalb sie beim Club danach alle rätseln mussten, wie das denn wieder passieren konnte. Befriedigende Antworten fanden sie auf diese Frage direkt nach dem Abpfiff nicht. Johannes Geis, der mit seinem wunderschönen Treffer aus 18 Metern zum 2:0 die Partie zum Dafürhalten der meisten Beobachter entschieden hatte, schlug Grundlegendes vor als Lektion: "Man muss bis zum Schluss verteidigen, auch in der 2. Liga."

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So ähnlich sah das auch sein Trainer. "Es war nicht das erste Gegentor aus dem Rückraum", sagte Damir Canadi, "da lassen wir uns vielleicht noch zu weit in den Strafraum drücken." Aber auch auf der anderen Seite des Spielfeldes hatte Canadi Verbesserungsbedarf entdeckt: "Wir haben die Gelegenheiten zum 3:0 nicht gut zu Ende gespielt."

Erinnerung an Köllner

Vorne und hinten muss der 1. FC Nürnberg also ein bisschen besser werden - dass das gelingen könnte, diesen Eindruck hatte am Freitagabend der Großteil des Publikums gewonnen. Die wenigen Pfiffe waren ja vor allem deshalb so gut zu vernehmen, weil der Rest des Stadions erst einmal aus Stille bestand. Vielleicht haben diese Zuschauer da erst noch über die Worte eines Ex-Trainers nachdenken müssen.

"Fußball", hatte Michael Köllner nach seinem Dienstantritt in der 2. Liga gesagt, "ist ein Entwicklungsspiel." Es braucht etwas Zeit, sollte das heißen, bis eine Mannschaft so spielt, wie sich das ihr Trainer vorstellt. Bei Köllner folgte dann tatsächlich eine sehr erstaunliche Entwicklung, ehe er den Beweis antrat, dass das eben keine einseitige Sache ist mit der Entwicklung und deshalb jetzt unter der Kategorie Ex-Trainer geführt wird.

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Jetzt ist seit einigen Wochen Damir Canadi Entwicklungsbeauftragter beim 1. FC Nürnberg. Dass er diese Rolle zur Zufriedenheit aller ausfüllen könnte, daran haben sich schnell erste Zweifel geregt. Zu schlecht sah der Club in zu vielen Spielen aus – erst das auch nicht durchweg grandios gelungene 1:0 gegen den VfL Osnabrück beruhigte selbst die größten Skeptiker.

Stabil, Dovedan, Frey 

Gegen Heidenheim gelang 80 Minuten lang der nächste Schritt. Vor einer stabilen Dreierkette machten sich Enrico Valentini, Fabian Nürnberger, Geis, Hanno Behrens und vor allem Robin Hack das Mittelfeld zu eigen, ganz vorne traf wieder einmal Nikola Dovedan und bewies Michael Frey, dass er mit seiner Laufbereitschaft und seinem Kampfgeist tatsächlich das Nürnberger Spiel um ein neues Element erweitert.

"In der ersten Halbzeit sind wir sehr gut ins Spiel gekommen und hatten sehr gute Ballstafetten", sagte dazu Canadi, "ich habe echt Spaß daran gehabt, der Mannschaft zuzusehen." Auch da herrschte wieder Einigkeit mit Geis, der befand: "Wir haben echt gut gezockt."

Wer war schuld?

Am Ende hatten sie sich dann verzockt. Ob es daran lag, dass Christian Mathenia (der allerdings in der ersten Halbzeit gegen Multhaup grandios das 0:1 verhindert hatte) einen nicht sonderlich gefährlich wirkenden Schuss von Niklas Dorsch zum 1:2 durchließ? Daran, dass Canadi mit der Auswechslung von Hack die bis dahin gut funktionierende Struktur im Mittelfeld veränderte? Oder daran, dass der Club mindestens in den knapp zwei Minuten, in denen Heidenheim traf, mindestens leichtfertig verteidigte? Wahrscheinlich spielte am Ende von allem etwas eine Rolle, weshalb Canadi mit seinem Arbeitsauftrag für die Länderspielpause natürlich auch richtig lag: "Wie spielt man es nach Hause? Daran müssen wir arbeiten."

 

Dass das gelingen kann, daran glauben sie seit Freitagabend rund um den 1. FC Nürnberg wieder ein wenig mehr, auch wenn der in Sachen Ergebnissport doch eine große Enttäuschung darstellte. In Sachen Entwicklungssport war der Freitag ein Fortschritt, auch wenn Heidenheim tatsächlich schwach und beim Club noch nicht alles gut war. "Das war immer noch nicht der Canadi-Club", sagte deshalb zum Abschluss auch Johannes Geis, "aber das war heute schon ansatzweise der Fußball, den er spielen will. Wir sind auf einem guten Weg." Die Ergebnispuristen auf der Haupttribüne wollen sie davon auch noch überzeugen. 

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