FCN-Stürmer Schäffler hat gute Erinnerungen an Osnabrück

19.11.2020, 06:00 Uhr
"Wir spielen ja immer gegen eine Mannschaft, die auch gewinnen will": Manuel Schäfflers Begründung für das Nürnberger Führungsproblem.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr "Wir spielen ja immer gegen eine Mannschaft, die auch gewinnen will": Manuel Schäfflers Begründung für das Nürnberger Führungsproblem.

Den Dienstagabend hat Manuel Schäffler mehr im Kinderzimmer verbracht als vor dem Fernseher. Ein bisschen nebenbei habe er deshalb das Fußballspiel geschaut, über das jetzt alle sprechen. Spanien – Deutschland 6:0.

So etwas Ähnliches hat er am 16. Juni selbst erlebt, wenn auch nur in der zweiten Liga. SV Wehen – 1. FC Nürnberg 0:6. Schäfflers persönliches Pech, dass er damals noch bei den Hessen unter Vertrag stand; die Erinnerung daran ist wohl auch deshalb schon etwas verblasst. "Das ist schon sehr weit weg", sagt Schäffler. Und war ja auch nur ein Spiel. Ein Spiel von 34 im Verlauf einer Runde, allerdings ein ausgesprochen schmerzhaftes. Wehen und sein Torjäger stiegen zwei Wochen später ab.

Überbewerten, zu hoch hängen, das rät Schäffler vielleicht auch der deutschen Nationalmannschaft, dürfe man so ein Ergebnis nicht. Mitsamt der Konsequenzen. Hier der perfekte Tag, da ein gebrauchter. "Wenn man so auf die Fresse kriegt, kann man relativ schnell wieder aufstehen", sagt Schäffler, "weil man weiß, dass man viel falsch gemacht hat", eigentlich alles. "Aus so einem 0:6 kann man extrem viel lernen."

Positiv überraschen

Welche Schlüsse der DFB aus der Lehrstunde von Sevilla zieht, werden vielleicht schon die nächsten Tage und Wochen zeigen. Beim SV Wehen machten sie sich seinerzeit nicht verrückt, weil den Aufsteiger sowieso niemand wirklich auf der Rechnung hatte. So konnte auch der Mittelstürmer eigentlich nur positiv überraschen, was ihm mit 19 Saisontreffern in bemerkenswerter Manier gelang.


Nürnbergers FCN-Faible: Und immer wieder Osnabrück


Nach seinem Vereinswechsel im Sommer führt er immerhin die interne Torschützenliste schon wieder an, zusammen mit Pascal Köpke und Felix Lohkemper. Zweimal war auch Schäffler bisher erfolgreich, zweimal in vier Begegnungen. Wegen seiner Reizung im linken Schienbeinkopf fiel er fast sechs Wochen aus und debütierte erst am vierten Spieltag beim 2:2 in Sankt Pauli.

Für das Nürnberger Führungsproblem hatte auch er bislang keine Lösung parat. Schlaflose Nächte hat er deswegen nicht. "Klar, wenn man in Führung geht, hat man sich einen Vorteil erarbeitet, unser Ziel muss es sein, in dieser Phase nachzulegen." Was aber nicht so leicht ist, wie manche denken: "Wir spielen ja immer gegen eine Mannschaft, die auch gewinnen will."

Verständnis für Klauß

Dass so ein Vorsprung grundsätzlich sehr hilfreich ist beim Unterfangen, nach 90 Minuten als Sieger vom Platz zu gehen, leuchtet Schäffler schon auch ein, auch dass der Trainer langsam ungeduldig wird, weil sich Fehler wiederholen. Seine öffentlich vorgetragene Kritik an den kognitiven Fähigkeiten der Herren Profis hat für Aufsehen gesorgt. Die Langfristigkeit von Übungsinhalten, "die bleibt noch nicht so ganz im Kopf hängen", hat Klauß in der vergangenen Woche gesagt und damit wahrscheinlich auch recht: "Jeder Mensch ist anders", entgegnet Schäffler, "der eine nimmt so etwas schneller auf, der andere braucht vielleicht ein bisschen länger." Um zu verinnerlichen, was der Trainer von ihnen sehen möchte. "Wir lernen gerade alle eine Menge, vor allem, dass wir einfach einen ganz anderen Fußball spielen wollen", sagt Schäffer. Dass so ein Prozess Zeit braucht, ist logisch. Ebenso, dass jedes Erfolgsergebnis wie ein Beschleuniger wirken kann.

Deshalb hat Schäffler durchaus Verständnis für Klauß’ sanften Tadel. Auch er möchte wie jeder andere besser werden, individuell und taktisch, weiß aber natürlich auch um die Risiken und Nebenwirkungen von Sieglos-Serien wie dieser. "Wir sind in einer Situation, in der wir alle noch extrem viel lernen", sagt Schäffler, "aber uns trotzdem Erfolgserlebnisse erarbeiten müssen." Sorgen bereitet seit Mittwoch wieder die Defensive; Georg Margreitter (muskuläre Probleme) musste die Einheit abbrechen, Lukas Mühl (Nackenprobleme) fehlte ganz.

Die Qualität ist trotzdem da, findet Schäffler, der sich mittlerweile bei 100 Prozent seiner Leistungsfähigkeit wähnt, Stichwort Bälle halten: "Da war ich in den Spielen einfach noch nicht so, wie ich es mir selbst vorstelle"; schon am Montagabend in Osnabrück traut er sich und seinem Club eine deutliche Steigerung zu.

Vielleicht motiviert ihn die Erinnerung an den 6. März. Drei Schäffler-Tore in Osnabrück, Endstand 6:2 für Wehen. "Wir müssen einfach an uns glauben, an unsere Qualität glauben", fordert Schäffler. Der Spezialist für extreme Resultate.

8 Kommentare