FCN wartet auf Ausrufezeichen: Hecking will mehr sehen

6.1.2021, 05:55 Uhr
Entspannt bleiben: Dieter Hecking bei der Arbeit.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, ARC Entspannt bleiben: Dieter Hecking bei der Arbeit.

Dieter Hecking sieht keinen Grund zur Aufregung. Das ist eine eher seltene Eigenschaft in turbulenten Zeiten, aber Hecking nimmt man das tatsächlich ab. Gerade war er ein paar Tage zu Hause bei der Familie. Silvester feiern, wobei das bei den Heckings auch in Nicht-Corona-Zeiten nicht sonderlich spektakulär abläuft. Es wird gemeinsam gegessen und ein bisschen gespielt - das war es dann auch schon.


Behrens und der Club: Unzufrieden, enttäuscht, frustriert


Diesmal war es vielleicht sogar noch etwas weniger, weil Dieter Hecking ja bald wieder arbeiten musste. Die Winterpause fiel in diesem Jahr auch für den Sportvorstand des 1. FC Nürnberg aus. Zwei Tage nach Silvester saß er schon wieder in Heidenheim auf der Tribüne und sah dort seine Mannschaft verlieren. Auch dieses 0:2 taugt allerdings nicht, um Heckings Gemüt aus der Balance zu bringen.

In sachlichem Ton fasst er die 90 Minuten zusammen. 90 Minuten, die eben bewiesen hätten, dass Heidenheim nicht zu unrecht zu den besseren Mannschaften der Liga gezählt wird, und auch 90 Minuten, die bewiesen haben, dass das für den FCN noch nicht im vollen Umfang gilt.

Besser als gegen Aue

"Rein fußballerisch fand ich den Auftritt sogar besser als bei unseren Siegen gegen Würzburg und Aue", sagt Hecking. Dieser Fortschritt war allerdings nicht sonderlich schwer zu erreichen, zu sehr war der Club auch vor dem Jahreswechsel noch mit der Suche nach sich selbst beschäftigt. Dass der verbesserte Auftritt nicht belohnt worden ist, dafür hat Hecking eine Erklärung. "Uns fehlt der Killer-Instinkt", sagt er mit Blick auf die doch ein oder andere gute Gelegenheit, "wir müssen konsequenter und körperlicher werden".

Dass das in besonderem Maße für Sarpreet Singh gilt, will Hecking so nicht stehen lassen. Der 21-jährige Zugang von der zweiten Mannschaft des FC Bayern München wurde nach dem Auftritt in Heidenheim von vielen Menschen kritisiert. Hecking findet das ungebührlich, auch wenn er bei der Bewertung von Singhs Auftritt nicht ins Detail geht.

Er wirbt stattdessen um Vertrauen in eine junge Mannschaft. "Die Teams, die in der Tabelle oben stehen, sind die, die gewachsen sind", sagt er, "auf diesen Weg haben wir uns jetzt auch gemacht." Dass sie beim Start in diesen Weg auf junge Spieler wie Singh setzen, solle das Publikum doch bitte auch einmal würdigen, findet Hecking: "Einer unserer Wege ist es, auf junge Spieler zu setzen. Spieler wie Singh brauchen Vertrauen. Sie dürfen und müssen auch Fehler machen, um aus ihnen zu lernen."

Keine Transfers im Winter?

Er gibt sich in dieser Hinsicht jedenfalls Mühe und weiß deshalb noch nicht, ob er während der Transferperiode diese Mannschaft noch einmal verändern wird. "Kleine Möglichkeiten haben wir", sagt Hecking mit Blick auf Transfermittel, es kann aber auch sein, dass er sie ungenutzt lässt. Schließlich hat sich "die Mannschaft ja gefunden".

Zumal diese junge Mannschaft – angeführt von einem jungen Trainer – eine "befriedigende Saison" spielt, sagt Hecking. Ganz zufrieden will er mit dieser befriedigenden Saison aber auch nicht sein, man will ja gemeinsam vorwärts kommen. Also sagt Hecking: "Mir fehlt ein Ausrufezeichen."

Glücklicherweise findet sich in dieser Liga immer mal wieder die Gelegenheit, ein solches Ausrufezeichen zu setzen. Für den Club schon am kommenden Wochenende, wenn der Hamburger SV im Max-Morlock-Stadion vorbeischaut. "Wir wollen solche Aufgaben trotz einer jungen Mannschaft meistern", sagt Hecking.

In der vergangenen Saison war die Herausforderung HSV für den Club immer zu groß, damals stand bei den Hamburgern allerdings auch noch der Trainer Dieter Hecking an der Seitenlinie. Das täte er immer noch, hätten sie den Aufstieg nicht im Saisonfinale auf fast schon kuriose Weise – und unter anderem aufgrund einer sehr späten Niederlage beim 1. FC Heidenheim – noch verspielt.
"Wenn ich mit dem HSV aufgestiegen wäre, wäre ich jetzt nicht in Nürnberg. Den Vertrag für die erste Liga hatte ich ja schon unterschrieben", sagt Hecking. Er sagt das alles mit dem größtmöglichen Fehlen von Aufgeregtheit in seiner Stimme.

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