"Genieß den Moment": HCE-Talent Marschall über sein erstes Bundesliga-Tor

9.12.2020, 15:30 Uhr
"Dann bin ich hochgestiegen, wie im Training": Tarek Marschall ist nun Bundesliga-Torschütze.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "Dann bin ich hochgestiegen, wie im Training": Tarek Marschall ist nun Bundesliga-Torschütze.

Tarek Marschall scheint das Erlebte gut verarbeitet zu haben, er hatte ja auch keine andere Wahl. An große Feiern ist in Zeiten der Pandemie ohnehin nicht zu denken, und überhaupt: Der Haushalt muss ja auch gemacht werden. Also legt das Talent das HC Erlangen geduldig Wäsche zusammen, während es über vergangenen Samstag spricht.

Auch HCE-Youngster Kellner beeindruckt schon

"Wir hatten Zeitspiel, ich stand auf Halblinks, Sime Ivic hat mich von der Mitte gekreuzt", erzählt Marschall. "Ich wusste, dass wir nur noch zwei Pässe hatten und ich in einer guten Bewegung war, weil ich aus vollem Lauf gekommen bin. Also bin ich einfach hochgestiegen, wie im Training." Sekundenbruchteile später schlug der Ball unter der Latte ein und das erste Bundesliga-Tor des Tarek Marschall war geboren.

Unzählige Glückwünsche nach dem Debüt-Tor

Der 20-Jährige ließ seinem Premierentreffer am selben Abend noch zwei weitere folgen, am Ende besiegte sein HCE die Gäste aus Leipzig mit 30:22. Das erste Tor aber, "das werde ich auf jeden Fall noch lange in Erinnerung behalten", sagt Marschall, der eigentlich dem Kader der U23 angehört, aber schon seit Längerem bei den Profis mittrainiert. Dort nimmt er "regelmäßig meine Deckung auseinander", wie Trainer Michael Haaß beobachtet, weshalb Marschall sich diesen Einsatz verdient habe.

Und sein Tor-Debüt, für das Marschall unzählige Glückwünsche erhielt. "Genieß den Moment", empfahlen ihm die Mannschaftskameraden noch während des Spiels, "und mach' genauso weiter." Auf dem Smartphone meldeten sich derweil Familie, Freunde und ehemalige Trainer, die stolz auf Marschall waren. "Ich habe bestimmt eine halbe Stunde gebraucht, um allen zu antworten." Bedanken möchte er sich natürlich auch bei seiner Mannschaft, weshalb er in dieser Woche "einen Kasten und ein paar Süßigkeiten oder Chips" zum Training mitbringen wollte.

"In den nächsten drei, vier Monaten nochmal fünf Kilo zunehmen"

Torschützenkönig in der Jugend-Bundesliga war Marschall, als er sich im letzten Sommer dem HC Erlangen anschloss, seitdem verfolgte er konsequent sein großes Ziel: in der Bundesliga zu spielen. Die Schule ist abgeschlossen, der Fokus liegt komplett auf dem Sport. Alles, was Marschall beim Wäsche-Falten ruhig aber bestimmt erzählt, dreht sich um die Frage: Wie kann ich besser werden? "Ich würde gerne in den nächsten drei, vier Monaten nochmal fünf Kilo zunehmen", sagt er also, weil er sich selbst als zu schmächtig empfindet. Dafür kocht er täglich schon vor dem Training vor, damit es danach schneller geht. Marschall achtet auf sich, er weiß: Zu einer vollständigen Persönlichkeits-Entwicklung gehört ein gehöriges Stück Eigenverantwortung.

Als ihn U23-Kollege Sebastian Klein auf eine frei werdende Eineinhalbzimmer-Wohnung nahe der Markuskirche aufmerksam gemacht hatte, musste Marschall nicht lange nachdenken und zog ein, alleine. "Ich bin nicht so der WG-Typ" erzählt er, und dass er sich freue, nun nur etwa fünf Fußweg-Minuten von der Trainingshalle entfernt zu wohnen. Oft geht er diesen Weg mit dem noch ein wenig jüngeren Daniel Mosindi, der am Samstag ebenfalls in der Bundesliga randurfte und der um die Ecke wohnt.

Für Nico Büdel kommt das Heimspiel am Samstag zu früh

Die beiden Youngster dürften auch in den kommenden Wochen Bundesliga-Luft atmen, denn beim HC Erlangen beklagen sie gleich mehrere Verletzte. Simon Jeppsson und Steffen Fäth werden in diesem Kalenderjahr nicht mehr auflaufen, für Nico Büdel kommt das Heimspiel gegen Hannover am Samstag wohl noch zu früh. Marschall bereitet sich ohnehin immer so auf die Partien vor, als würde er spielen, darum muss er sich nun auch nicht umstellen. Schon vor dem Lemgo-Spiel, als er erstmals zum Bundesliga-Kader gehörte, hatte er den Gegner per Videostudium analysiert. "Ich werde genauso weitermachen. Letzten Samstag lief es gut, aber das bedeutet nicht, dass es nächsten Samstag genauso wird."

Dagegen hätte er aber sicher nichts. "Ich will der Mannschaft helfen und mit ihr das Jahr so gut es geht überstehen." Viel trainieren muss er dafür, das weiß er, und die Tipps seiner Kameraden annehmen. Dann klappt es vielleicht bald mit weiteren Toren.

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