Alonso übernimmt als Interimscoach

Trainer-Aus! Haaß hat in Erlangen fertig

7.1.2022, 18:39 Uhr
Ist als HCE-Coach Geschichte: Michael Haaß.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NNZ Ist als HCE-Coach Geschichte: Michael Haaß.

Die letzte Niederlage? Sie hatte auch Michael Haaß merklich mitgenommen. Das 16:24, welches ein erschreckend hilf- und planloser HC Erlangen kurz vor Silvester in Leipzig kassierte, krachte rein. Freilich bemühte sich Haaß - 38 Jahre, Weltmeister und ein ausgesprochen freundlicher Charakter - das kurz davor Gesehene auf der Pressekonferenz kurz danach einzuordnen. Das Ganze vielleicht nicht so massiv ins Kontor schlagen zu lassen. Es gelang ihm aber nicht.

Zehn Tage nach dem verheerenden Auftritt in der Messestadt hat sich Erlangens Bundesliga-Vertreter von Michael Haaß als Coach getrennt. Es ist der Schlussstrich unter eine Zusammenarbeit, von welcher man sich mehr erhoffte. Von der man sich wünschte, dass sie länger würde funktionieren können. Eine Zusammenarbeit, die nicht nur der krachende Misserfolg in Leipzig aus den Angeln hob.

Michael Haaß hat für den HCE im Herbst seiner Karriere selbst noch einige Jahre sehr erfolgreich Handball gespielt. Das ist noch gar nicht so lange her. Der Rechtsschütze führte die Hugenottenstädter als Kapitän in der zurückgewonnenen Erstklassigkeit an. Mit seiner Erfahrung, seiner Aura. Der gebürtige Essener nahm die Spieler an die Hand. Er half ihnen, formte sie. Etwas, was Haaß vom Frühjahr 2020 auch in Trainerfunktion beim ambitionierten Erstligisten machen sollte.

Vertrauensbeweis und Bürde

Dass man große Ziele hatte, gemeinsame, formulierte man im Anschluss gerne. Weil Michael Haaß‘ erstes Trainerjahr so erfreulich geriet, entschied sich Erlangens Vereinsführung im Sommer des Vorjahres, den Arbeitspapieren des Cheftrainers eine neue Gültigkeit zu geben. 2024, ein Dreijahresvertrag! Es war ein Novum für den HCE auf der Zeitschiene. Für Haaß wurde der Vertrauensbeweis derweil auch zur Bürde. Zu dem, was auf Platz 13 stehend den Anspruch an ihn und seine Fallhöhe definierte.

In einer Saison, in welcher die Inkonstanz Erlangens konstanter Begleiter ist und auf Handballfeste wie gegen die Rhein-Neckar Löwen katastrophale Auftritte in Leipzig folgten, wirkte es zuletzt immer häufiger so, als ob die Mannschaft Impulse von außen braucht, um die Schwankungen geringer und erträglicher werden zu lassen. Impulse von außen, um das ihr von allen Experten zugesagte Potenzial auf die Platte zu bringen. Wesentlicher noch: Haaß, alles andere als ein autoritärer Coach, schien mit Blick auf die Spiel- und Trainingsleistungen seines Teams nicht mehr den Zugriff auf alle Akteure zu haben.

Am 7. Januar, nachdem man sich in den vergangenen Tagen intensiv darüber ausgetauscht hatte, bedeutete dies das Ende von Michael Haaß als Erlanger Trainer. Und, dass Sportdirektor Raul Alonso die Mannschaft nun übergangsweise als Coach betreut. "Wir haben nach der bitteren Niederlage in Leipzig die nicht zufriedenstellenden Leistungen unserer Mannschaft in der abgelaufenen Vorrunde gründlich analysiert, sehr viele Gespräche geführt und letztlich feststellen müssen, dass sich die Vorstellungen von Michael Haaß leider nicht mit den Vorstellungen des HC Erlangen decken", kommentierte Geschäftsführer René Selke dies auf der vereinseigenen Website. Es klang fast wie ein 16:24 in Leipzig.

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