HCE: Ziemer kann mit seiner Rolle gut leben

14.11.2020, 07:25 Uhr
„Er hat in der Bundesliga schon ein, zwei Spiele gemacht – und vor allem entschieden“, sagt Michael Haaß über Martin Ziemer. Der gut damit leben könnte, wenn er demnächst wieder die Nummer zwei ist.  

© Sportfoto Zink / Oliver Gold, Sportfoto Zink / OGo „Er hat in der Bundesliga schon ein, zwei Spiele gemacht – und vor allem entschieden“, sagt Michael Haaß über Martin Ziemer. Der gut damit leben könnte, wenn er demnächst wieder die Nummer zwei ist.  

Am Tag danach hatte er den großen Auftritt schon wieder abgehakt. Der eng getaktete Spielplan lässt derzeit keine allzu ausgelassenen Siegesfeiern zu, die Pandemie erst recht nicht.

Während auf dem Smartphone am Donnerstagnachmittag noch die ein oder andere Respektsbekundung aus Rostock, Hannover oder Berlin eingetroffen sein dürfte, war Martin Ziemer schon wieder auf dem Weg zum Training und zur Videoanalyse. Eine „hohe Meinung“ hat er von der Arbeit, die bei den Eulen Ludwigshafen seit Jahren geleistet wird, es gehe nun darum, sich schnell wieder zu sammeln und gut vorzubereiten.

Unterhaltsames Interview

Am Samstagabend (20.30 Uhr, Sky) steht für den HC Erlangen in der Pfalz bereits das nächste Spiel an, im Tor steht dann wieder: Martin Ziemer.

Insgesamt 18 Bälle, die auf seinen Kasten geflogen kamen, wehrte er am Mittwoch beim 34:25-Heimsieg gegen den TVB Stuttgart ab und machte sich nach einer auch für ihn sehr durchwachsenen ersten Halbzeit so zum Mann des Abends.

„In meinem Alter reicht die Luft halt nicht mehr für zwei Halbzeiten“, scherzte der 37-Jährige gut gelaunt beim Fernsehinterview. Ein Riesling am Abend davor, dann laufe es „meistens ganz vernünftig“, so Ziemer mit breitem Grinsen. Ob diese Leistung eine Bewerbung gewesen sei für die Nummer eins im Tor? Nein, antwortete er trocken, bevor er noch Sky mit dem längst verblichenen DSF „verwechselte“: „Der Busfahrer kommt nur punktuell.“

Wann kehrt Ferlin zurück?

Nachdem ein Corona-Test bei Klemen Ferlin, der bislang überragend gehalten hatte in dieser Saison, positiv ausgefallen war, musste der HCE auf seinen slowenischen Nationaltorhüter verzichten – und wird das auch am Samstag müssen. Frühestens beim Heimspiel gegen Balingen (19. November) könnte Ferlin wieder eingreifen, sofern er symptomfrei und fit bleibt und mit einem negativen Test aus der Quarantäne entlassen wird.

Dass der HCE gut durch den November kommen könnte, sollte Ferlin ein drittes Spiel verpassen, hat Ziemer am Mittwoch bewiesen. Am Samstag möchte er das bestätigen.

Während die Stuttgarter ohne den ebenfalls an Corona erkrankten Johannes Bitter, mit einem angeschlagenen Primoz Prost und dem jungen Nachwuchsmann Finn Hummel nicht viel entgegen zu setzen hatten, lief Ziemer zur Höchstform auf. Nach ein paar Paraden zu Beginn erlebte er „eine lange Durststrecke“, was auch daran lag, dass seine Vorderleute oft viel zu zaghaft verteidigten. Nach dem Seitenwechsel wirkte der ganze HCE deutlich stabiler, Ziemer wehrte nun aber auch die freien Würfe ab.

Ziemer ist sofort voll da

Bald skandierten die anwesenden Helfer in der Nürnberger Arena seinen Namen, für seinen Trainer war Ziemers Leistungsexplosion nach der Pause aber eher keine Überraschung: „Er hat in der Bundesliga ja schon ein, zwei Spiele gemacht – und vor allem auch entschieden“, sagte Haaß am Tag danach.

Ziemer sieht es ähnlich nüchtern: Natürlich sei es vor Spielbeginn ein „anderes Kribbeln“ gewesen, nachdem er an den ersten sechs Spieltagen die meiste Zeit auf der Bank gesessen war, aber er kennt das ja alles. In Berlin war er zuletzt nicht einmal die Nummer zwei, aber als er plötzlich gebraucht wurde, war er voll da.

Zur Not die kleinen Dinge

Nur der Busfahrer? Martin Ziemer will aus seiner guten Leistung tatsächlich keine Ansprüche ableiten. Er hat sich für die starken Auftritte von Ferlin gefreut. „Wenn ich der Trainer wäre, hätte ich auch nichts geändert“, sagt er, und: „Natürlich möchte ich etwas beitragen. Und wenn es nur das ist, dass mir bei der Videoanalyse etwas auffällt; die kleinen Dinge, für die es meistens keinen Applaus gibt.“

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