Hecking übernimmt als Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg

26.7.2020, 14:42 Uhr
Zurück an alter Wirkungsstätte und in neuer Funktion: Dieter Hecking.

© Eibner-Pressefoto/Sascha Walther Zurück an alter Wirkungsstätte und in neuer Funktion: Dieter Hecking.

Der Samstag war noch einmal anstrengend für den Aufsichtsrat des 1. FC Nürnberg. Bereits am Freitag hatten verschiedene Medien (und als erstes die Bild-Zeitung) berichtet, dass man mit Dieter Hecking darüber einig geworden war, ihn fortan mit den Aufgaben des Sportvorstandes zu betreuen.

So weit war es da aber noch nicht, weshalb man am Samstag noch einmal intensiv und ausführlich verhandelte. Das Ergebnis: Hecking wird tatsächlich Nachfolger von Robert Palikuca am Valznerweiher.

Am Montag will der Verein Hecking der Öffentlichkeit vorstellen und damit auch dessen Pläne mit dem Club. Es ist das Ende einer intensiven Zeit rund um den Club, am Freitag war Hecking bei der Suche auch deshalb zum Favoriten geworden, weil ein andere nicht durfte. Auch Benjamin Schmedes hatte im Notizblock des 1. FC Nürnberg gestanden. Am Freitag bestätigte der 35-Jährige in einer Pressemitteilung des VfL Osnabrück zwar die Anfrage des FCN und den persönlichen Austausch, verkündete aber auch, dem Verein von der Bremer Brücke die Treue halten zu wollen. "Letztlich müssen allerdings sowohl der Zeitpunkt als auch die Vorstellungen aller beteiligten Parteien zusammenpassen. Ich habe die handelnden Personen beim 1. FC Nürnberg informiert, dass ich unter den aktuellen Umständen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zur Verfügung stehe."

Die Schlussfolgerung, dass dies automatisch einer Einigung mit dem anderen Top-Kandidaten Dieter Hecking gleichkommen würde, schien klar, wurde aber vom Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Thomas Grethlein gegenüber der Nürnberger Nachrichten zunächst noch dementiert. Zwei Tage später nun der Vollzug: Der frühere Hamburg-Trainer erhält einen Dreijahresvertrag als FCN-Sportvorstand - und heuert somit ein zweites Mal am Valznerweiher an.

Exakt drei Jahre arbeitete der 55-Jährige bereits für den 1. FC Nürnberg, in dessen seit dem Pokalsieg 2007 bis heute erfolgreichster Phase: 2009 übernahm er den damaligen Abstiegskandidaten und führte den einst ruhmreichen Altmeister zunächst zum Klassenerhalt und anschließend nahe an die Europa-Pokal-Plätze. Die junge Mannschaft um Vereinsikonen wie Raphael Schäfer oder Javier Pinola und die talentierten Rookies Schieber und Gündogan schien – unter der Leitung des Erfolgstrainers Hecking – eine neue, erfolgreiche Ära bei Nürnbergs Lieblingsverein prägen zu können. Kurz vor Weihnachten 2012 fand die Euphorie ein rasches Ende, Hecking folgte dem Lockruf aus der Autostadt und wechselte zum VfL Wolfsburg. "Ich bin enttäuscht, dass wir das, was wir angefangen hatten, nicht weitermachen", kommentierte der damalige Sportvorstand Martin Bader den Abschied.

Jetzt, im Sommer 2020, knapp acht Jahre nach der unrühmlichen Demission, erhält Hecking erneut die Chance, ein Kapitel in der bewegten Club-Historie zu prägen – diesmal allerdings nicht als Cheftrainer an der Seitenlinie, sondern als Sportvorstand. Und somit auch in einem Metier, das selbst für den erfahrenen Hecking in der Fußballbranche Neuland ist, war er doch bisher noch nie in einer solchen Position aktiv. Dank seiner zahlreichen Stationen als Spieler und Trainer sammelte er über mittlerweile knapp vier Jahrzehnte Marktkenntnisse in den unterschiedlichsten und besonders in den höchsten beiden deutschen Spielklassen. Zudem verfügt der in Castrop-Rauxel geborene, neue Sportvorstand auch über die akademischen Qualifikationen: Der gelernte Polizist schloss noch während seiner aktiven Laufbahn eine Kaufmännische Ausbildung und ein Studium des Sportmanagements ab.


Wiedersehen mit dem Ex: Kommt Hecking zum FCN zurück?


Jenes Fachwissen gepaart mit dem exzellenten Ruf, den Hecking im Profifußball genießt, seinem umfangreichen Netzwerk, der ruhigen Ausstrahlung und der seriösen, strukturierten Arbeitsweise soll dem Club nun dazu verhelfen, sich zu stabilisieren und an frühere Erfolge anzuknüpfen.

Oberste Priorität hat nun die Suche nach einem neuen Trainer. Michael Wiesinger, der interimsweise und letztlich erfolgreich gemeinsam mit Marek Mintal für die beiden Relegationsspiele einsprang, wird wie vereinbart in die Nachwuchsarbeit zurückkehren. Als potenziellen Kandidaten bringt die Bild Markus Weinzierl ins Spiel, angeblich bestünde seit Längerem Kontakt zwischen dem ehemaligen Augsburg-, Schalke- und Stuttgarttrainer und dem FCN-Aufsichtsratvorsitzenden Dr. Thomas Grethlein.

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