Ist die Luft nach dem Fürther Derbysieg raus? Leitl widerspricht

13.6.2020, 17:36 Uhr
Derbysieger, 42 Punkte, sicherer Ligaverbleib - "alles andere ist nicht unser Thema - und speziell nicht mein Thema", findet Fürths Trainer Stefan Leitl.

© Wolfgang Zink/Sportfoto Zink, Wolfgang Zink/Sportfoto Zink Derbysieger, 42 Punkte, sicherer Ligaverbleib - "alles andere ist nicht unser Thema - und speziell nicht mein Thema", findet Fürths Trainer Stefan Leitl.

Stefan Leitl war anzusehen, wie sehr ihn die Frage irritierte. Der Trainer der SpVgg Greuther Fürth kam gerade aus der Kabine, wo er mit seiner Mannschaft den Sieg im 266. Frankenderby gefeiert hatte. Er lief noch einmal die Laufbahn des Max-Morlock-Stadions entlang, dorthin, wo er zuvor 94 Minuten lang gestanden, wo er in den letzten Minuten gebangt und schließlich einen Freudenschrei ausgestoßen hatte.


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Es war ein gemeinsamer Schrei aus mehreren Dutzend Kehlen, der die Stille im weiten Achteck zerriss. Nun aber wirkte Stefan Leitl wieder so, wie man ihn kennt: ruhig, gefasst, beinahe zu entspannt dafür, dass er da gerade ein für ihn, seine Spieler und einen ganzen Verein wichtiges Spiel gewonnen hatte.

"Schweres Spiel am Dienstag"

Nun blickte er in eine Kamera, vor sich hatte er ein in Frischhaltefolie eingewickeltes Mikrofon - und von weiter oben auf der Tribüne stellte ihm ein Fernsehjournalist Fragen. Es sind seltsame Bilder, die der Profifußball dieser Tage produziert, doch auch nach einem solchen Derbysieg gilt es, sich und alle anderen bestmöglich vor einer Infektion zu schützen. Es ist deshalb nicht möglich, direkt mit Spielern und Trainern zu sprechen, für das Fernsehen geht das zumindest mit etwas Abstand.

Ob es ärgerlich sei, dass die Saison nun gefühlt gelaufen sei, wollte der Moderator wissen - schließlich hat das Kleeblatt mit nun 42 Punkten den Ligaverbleib auch rechnerisch geschafft, die Aufstiegsplätze sind aber genauso weit entfernt. Stefan Leitl überlegte kurz, dann sagte er: "Für uns ist die Saison noch nicht vorbei, wir haben am Dienstag ein richtig schweres Spiel gegen Top-Mannschaft vor der Brust. Da wollen wir endlich mal zuhause gewinnen." Soweit, so normal, so diplomatisch. Es ist aber mehr als dieses eine Spiel gegen den FC Heidenheim, der nach dem 4:1 gegen Regensburg weiter mittendrin ist im Aufstiegsrennen. "Es geht darum, die Saison bestmöglich abzuschließen", sagte Leitl, "der Anspruch an uns selbst ist, die letzten drei Spiele gut über die Bühne zu bringen."

"Alles andere ist nicht unser Thema"

Nach dem schwachen Auftakt in den ersten fünf Spielen nach der Corona-Pause geht es für das Kleeblatt auch um einen guten Tabellenplatz - um eine bis ins Frühjahr hinein gute Saison nicht auf Rang elf oder zwölf zu beenden, was auch viel mehr Fernsehgelder bedeuten würde. Die sind in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch ein bisschen wichtiger geworden. Zum Abschluss seines Abstand-Interviews sollte Leitl noch einige Fragen zum 1. FC Nürnberg beantworten, dessen Trikot er selbst einst getragen hatte. Der Fürther Trainer gab sich aber sehr diplomatisch, dass seine Fürther mit dem Derbysieg die Abstiegsgefahr des FCN noch einmal verschärft haben "spielt keine Rolle, wichtiger ist, dass wir in der Liga sind", so Leitl, "alles andere ist nicht unser Thema - und speziell nicht mein Thema".

Das Kleeblatt spielt in den verbleibenden drei Partien der zweiten Bundesliga trotzdem eine Hauptrolle. Am Dienstag könnte Leitls Mannschaft die anhaltenden Aufstiegsträume des FC Heidenheim zum Platzen bringen, am 34. Spieltag empfangen die Fürther im Ronhof den Karlsruher Sportclub, der momentan ebenfalls ums Überleben kämpft - in einem engen Tabellenkeller, in dem auch der 1. FC Nürnberg feststeckt.

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