Kampfsieg im Kellerduell - FCN gewinnt in Karlsruhe

28.2.2020, 20:40 Uhr
Der Kopf von Patrick Erras sicherte dem Club drei Punkte in Karlsruhe.

© Sportfoto Zink / DaMa Der Kopf von Patrick Erras sicherte dem Club drei Punkte in Karlsruhe.

Das Leben ist eine Baustelle, der Fußball manchmal auch. In Karlsruhe bauen sie gerade ihr altes Stadion um, von dem nur noch die Haupttribüne steht. Links und rechts beherbergen provisorische Blöcke seit längerem die Stehplatzfans, dort, wo einst die Gegengerade stand, eröffnet sich aktuell ein weitläufiger Blick hinüber in den Wildpark. So breit, wie sich in den vergangenen Wochen und Monaten auch die zu verteidigenden Tore anfühlten, beim Karlsruher SC und beim 1. FC Nürnberg.


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Gestern Abend trafen die zurzeit abwehrschwächsten Mannschaften der Zweiten Bundesliga aufeinander; jeweils 42 Gegentore hatte vor der 24. Runde sonst keiner, so dass sich die 14450 Zuschauer eigentlich auf eine unterhaltsame Begegnung hätten freuen können - wenn nur die unselige Tabellenkonstellation nicht gewesen wäre. Der Sechzehnte erwartete den Fünfzehnten, beiden Vereinen steht das Wasser bis zum Hals, was erfahrungsgemäß eher selten die pure Lust aufs Spielen provoziert. Bloß nicht zu viel riskieren, lautete stattdessen auch gestern Abend die taktische Vorgabe der Trainer Eichner und Keller, jeder Fehler könnte schließlich richtig teuer werden.

Mühl und Margreitter im Zentrum

Weil sich die Karlsruher in Person des Torhüters Uphoff einen zuviel erlaubten in der 74. Minute, konnte sich der Bundesliga-Absteiger dank Erras‘ Kopfballabstauber wieder etwas Luft verschaffen, Endstand 1:0 (0:0). Wenngleich der Nürnberger Auftritt doch viele Wünsche offenließ. Dass der 42-Gegentore-Club auch noch seine formstärksten Verteidiger zuhause lassen musste, war der defensiven Stabilität zumindest theoretisch nicht unbedingt zuträglich. Statt Mavropanos (verletzt) und Sörensen (gesperrt) bildeten diesmal Mühl und Margreitter das Zentrum, im hinteren Mittelfeld nach Kräften unterstützt von Erras. Ihr Chef nahm an seiner Startformation im Vergleich zum Sonntag somit nicht mehr Änderungen vor als nötig, um zusätzliche Reibungsverluste zu vermeiden.

Nach dem 1:2 gegen Darmstadt war sein Personal ja mal wieder ausgiebig mit der 3. Liga in Verbindung gebracht worden, so wie nach fast jeder Niederlage in dieser komischen Saison. Der KSC nahm zwar den Rückenwind des ersten Sieges nach acht vergeblichen Versuchen mit in die 90 Minuten, stellte sich aber trotzdem erst mal hinten rein und überließ den Nürnberger zunächst den Ball – die damit aber nicht viel anzufangen wussten.

Nur einmal muss Mathenia eingreifen

Es entwickelte sich eine kampfbetonte Auseinandersetzung, dominiert vom Durchsetzungsvermögen der letzten Reihen, deren Spieleröffnung aber häufig nur dem berühmten Hoch-und-weit-Prinzip zu folgen schien. Die Kugel flog in hohem Bogen von rechts nach links und von links nach rechts, auf dem tiefen Boden hatten die Gäste Vorteile. Hack prüfte Nürnbergs ehemaligen Amateurtorwart Uphoff mit einem satten Abschluss (4.) und leitete mit seiner Flanke fünf Minuten später auch die beste Möglichkeit im ersten Durchgang ein, von Margreitter per Kopf aus fünf Metern allerdings kläglich vergeben.

Mit ihren häufig unstrukturierten Vorträgen luden sie den KSC spätestens ab Mitte der ersten Halbzeit förmlich ein, sich ebenfalls aktiv zu beteiligen am Geschehen. Gondorfs scharfe Hereingabe wehrte Mathenia in die Mitte ab und hatte Glück, dass da kein Karlsruher herumstand. Ansonsten verließ auch die Gastgeber im Strafraumnähe regelmäßig der Mumm; viele falsche Entscheidungen auf beiden Seiten beließen das Niveau tief im unteren Liga-Durchschnitt.

Bemüht, aber harmlos

Nicht nur Geis hätte es bestimmt anheben können, versteckte sein Talent aber über weite Strecken gekonnt; einen Linksschuss setzte er knapp am oberen Eck vorbei (38.), suchte aber wenigstens zielstrebig den Abschluss. Anders als die Kollegen Hack und Dovedan, die unmittelbar nach Wiederbeginn eine Überzahlsituation beim Kontern verschenkten.

Der Club wirkte trotz optischer Vorteile zwar bemüht, blieb aber ausgesprochen harmlos. Obwohl das ständige Anlaufen ohne Aussicht auf Erfolg den einen oder anderen langsam zu zermürben schien, versuchten sie es immer wieder, kamen aber einfach durch. Bis Uphoff den Ball nach einem Eckstoß durch die Hände gleiten ließ, Erras hielt den Schädel hin – das 1:0 (74.) auf der Baustelle Wildparkstadion entsprach in etwa auch dem Verlauf des Abends, der allen Beteiligten nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Karlsruher SC: Uphoff - Stiefler, Kobald, Gordon, Carlson - Groiß, Gondorf - Camoglu (81. Fink), Wanitzek, Ben-Hatira (69. Kother) - Hofmann

1. FC Nürnberg: Mathenia - Sorg (37. Valentini), Margreitter, Mühl, Handwerker- Geis, Erras - Hack (90.+1 Heise), Behrens, Dovedan (87. Schleusener) - Frey

Tore: 0:1 Erras (74.) | Gelbe Karten: Kobald (21.), Stiefler (35.), Gondorf (66.) - Dovedan (35.), Valentini (90.+3) | Schiedsrichter: Christof Günsch (Marburg) | Zuschauer:

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