Mit Ruhe und Ehrgeiz

Neuling bei der WM: Fränkische Bogenschützin mischt international mit

20.8.2021, 17:26 Uhr
Neuling bei der WM: Fränkische Bogenschützin mischt international mit

© Foto: Holger Hertkorn

- Vielleicht hatte sie es ein bisschen gehofft, damit gerechnet hat sie aber definitiv nicht. Die Freude war groß bei Franziska Göppel, als sie Mitte Juli von Bundestrainer Holger Hertkorn erfahren hat, dass sie sich zum ersten Mal das Nationaltrikot wird überstreifen dürfen. Gleich nach dem Ranglisten-Schießen, einem Treffen der Landeskader auf der Olympia-Schießanlage in Garching bei München vom 16. bis zum 18. Juli, war klar, dass Göppel zum Europapokal der Junioren nach Bukarest und anschließend zur Junioren-Weltmeisterschaft nach Polen würde reisen dürfen.

"Beim Ranglisten-Treffen schauen die Bundestrainer, wer sauber schießt und konstant seine Leistung bringt", erklärt die 18-Jährige, die beim TSV Wassertrüdingen trainiert. Und Göppel lieferte auf den Punkt ab. Sie traf 688 von 720 möglichen Ringen – neue persönliche Bestleistung und das Ticket zu den internationalen Turnieren.

Begonnen hat Göppels Karriere eher zufällig. Durch das Ferienprogramm der Stadt Wassertrüdingen kam sie im Sommer 2015 zum Bogensport. Göppel hatte zum ersten Mal Pfeil und Bogen in der Hand – und zeigte sich talentiert. "Die Schützen des TSV haben hinterher bei mir angerufen und gefragt, ob ich nicht regelmäßig kommen will."

Nur Ruhe, kein Geschrei

Sie wollte. Und stellt seitdem unter Beweis, dass die Verantwortlichen des TSV Wassertrüdingen den richtigen Riecher hatten. 2016 wird sie bei den Schülern Bezirksmeisterin, 2017 dann bayerische Vizemeisterin. Auch auf Bundesebene beginnt sie sich einen Namen zu machen, etwa als Deutsche Jugend-Vizemeisterin in der Halle 2019. Längst hat sie sich ganz dem Bogenschießen verschrieben. "Die Gemeinschaft in unserem Sport ist toll. Bogenschützen sind eine große Familie und auch, wenn man neu ist, gehört man sofort dazu", schwärmt Göppel. Und sie schätzt die ruhige, kontrollierte Atmosphäre dieses besonderen Sports, der ganz ohne Geschrei und aggressive Fans auskommt. "Ich finde, das Schießen entspannt. Man braucht Ruhe, einen freien Kopf und darf sich von nichts ablenken lassen", sagt Göppel. Nur wer sich perfekt konzentrieren kann, ist erfolgreich.

Als der Flieger am 1. August von Frankfurt aus Richtung Bukarest abhebt, ist die junge Schützin noch ziemlich entspannt. Obwohl pandemiebedingt weder Familie noch Freunde an ihrer Seite sein können. Nur der Bundestrainer und ein paar Kolleginnen der Nationalmannschaft sitzen mit im Flugzeug. Je näher der Wettkampf rückt, desto größer wird die Anspannung bei Göppel. "Am ersten Tag war die Aufregung dann schon recht groß, da habe ich schon etwas gezittert", gibt sie zu.

Doch sie schlägt sich gut. Die Qualifikationsrunde, die im Modus Jeder gegen Jeden ausgetragen wird, übersteht sie problemlos. Anschließend schießen die besten 16 im K.o.-Modus gegeneinander. Am Ende reicht es für Göppel zu Platz neun. Sie kann durchaus mithalten mit den besten Schützinnen Europas in ihrem Alter.

Ehrgeiz und Idealismus

Doch gilt das auch im weltweiten Vergleich? Nur eine Woche später, bei der Junioren-WM in Breslau Mitte August, erhält sie auch auf diese Frage eine Antwort. Der Modus entspricht dem des Europapokals – und wieder gelingt es Göppel, die Qualifikationsrunde zu überstehen. Erst in den K.o.-Runden gelangt sie an ihre Grenzen. Unter dem Strich steht Rang 39 von 71 Teilnehmerinnen. Ziemlich respektabel für den ersten Auftritt bei einer Weltmeisterschaft, der dazu noch recht überraschend kam. Und auch nicht so perfekt vorbereitet werden konnte, wie bei einigen ihrer Gegnerinnen. Weil vom Bogensport kaum jemand leben kann, steht auch die Wassertrüdingerin voll im Berufsleben. Sie absolviert momentan eine Ausbildung zur Elektronikerin. Mehr als zwei- bis dreimal Training pro Woche sind da oft nicht drin. Ehrgeizig ist sie trotzdem.

Kommende Woche gibt es wieder ein Ranglisten-Schießen, diesmal in Berlin. Dort wird sich entscheiden, wer dauerhaft festes Mitglied der Nationalmannschaft wird. Das zu schaffen, ist Göppels festes Ziel. Sie will es immer wieder erleben, dieses erhebende Gefühl, sich das Nationaltrikot überstreifen zu dürfen. Man darf davon ausgehen, dass sie diesmal schon damit rechnet, dass ihr das gelingt.

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