Torhüter geht

Abschied nach sechs Jahren: Marius Funk verlässt Fürth im Sommer

Michael Fischer

Nürnberger Nachrichten

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19.4.2022, 06:00 Uhr
Der Tiefpunkt, auch für Marius Funk: Beim 1:7 in Leverkusen war das Kleeblatt völlig von der Rolle.

© Sportfoto Zink / Melanie Zink, Sportfoto Zink / Melanie Zink Der Tiefpunkt, auch für Marius Funk: Beim 1:7 in Leverkusen war das Kleeblatt völlig von der Rolle.

Die erste Niederlage erlebte Marius Funk schon vor der ersten Niederlage. Der Sommer 2021 war anfangs ein sehr schöner für den Torhüter der Spielvereinigung, der sich im Trainingslager und in den Testspielen sehr gut präsentierte. Funk organisierte die Abwehr lautstark, spielte mit, brachte auch lange Bälle fast immer genau zu seinen Kollegen und ließ die gegnerischen Angreifer immer wieder verzweifeln. Die langjährige Nummer zwei war kurz davor, die neue Nummer eins beim Kleeblatt zu werden.

Wann auch immer man Stefan Leitl fragte, der Trainer wollte sich nicht festlegen, welcher seiner beiden Torhüter zum Saisonstart zwischen den Pfosten stehen wird. Selbst auf der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Pokalspiel in Babelsberg vermied Leitl noch eine klare Antwort, er wollte seine Entscheidung erst den Spielern in einem persönlichen Gespräch mitteilen. Dieses fand dann am Tag vor der Abreise nach Babelsberg statt - und war ein sehr ernüchterndes für Marius Funk.

Denn Leitl und sein Trainerteam entschieden sich für Sascha Burchert. Den Mann, der in den vergangenen Jahren eigentlich immer im Fürther Tor gestanden hatte, der ein Gesicht dieser Mannschaft und dieses Vereins geworden war. Und natürlich den Mann, der als Aufstiegstorhüter einen kleinen Bonus hatte. Marius Funk hingegen sei "der Pokaltorhüter" - und erlebte am Tag nach seiner ersten Niederlage gleich die zweite. Nach dem Ausscheiden beim Viertligisten war klar, dass der 26-Jährige erstmal keine weiteren Spiele bekommen würde.

Doch dann rückte Marius Funk wieder in den Mittelpunkt. Am siebten Spieltag, beim Auswärtsspiel in Köln, stand sein Name plötzlich ganz oben auf dem Aufstellungsbogen. Die Nummer zwei wurde zur Nummer eins - in der Bundesliga. Dass es dort aber sehr traurig sein kann, vor allem als Torhüter eines taumelnden Aufsteigers, musste Funk in den Wochen nach seinem Aufstieg erleben. In acht Partien kassierte er 30 Gegentore und hielt statistisch nicht mal jeden zweiten Schuss, der auf sein Tor kam.

Und dann, als wäre die Zeit ohnehin nicht ernüchternd und traurig genug, verletzte sich der Torhüter Anfang Dezember auch noch am Meniskus. "Es war ein etwas größerer Riss, aber man konnte glücklicherweise alles nähen und erhalten", erzählte Funk am Wochenende dem Online-Portal "Transfermarkt". "Es war gut für den Heilungsprozess, dass ich relativ schnell operiert worden bin."

In diesem Interview, das am Ostersonntag erschien, redete Marius Funk allerdings nicht nur über seine Verletzung und die acht Spiele als Bundesliga-Torhüter, sondern vor allem über seine Zukunft. Die wird nicht in Fürth liegen, wie der 26-Jährige ein paar Stunden vor dem 0:0 in Hoffenheim selbst verkündete. Sein Vertrag läuft bekanntlich am Saisonende aus, Geschäftsführer Rachid Azzouzi hatte in der Vergangenheit mehrmals betont, dass man "nicht mit fünf Torhütern in die neue Saison gehen" werde.

"Ich werde mich im Sommer verändern und möchte eine neue Herausforderung starten. Es gibt ein paar lose und konkrete Anfragen, aber es ist noch nichts spruchreif", erzählte Funk im Interview. Seit seinem Wechsel vom VfB Stuttgart nach Fürth im Jahr 2016 sei "es nicht immer so, wie ich es geplant hatte" gelaufen. "Klar, ich habe achtmal in der Bundesliga gespielt, aber ich hätte mir in der gesamten Zeit schon mehr Einsatzzeiten gewünscht", betonte der Torhüter. "Nichtsdestotrotz war es eine schöne Zeit, ich konnte vieles erleben - vom Abstiegskampf in der 2. Liga bis hin zum Aufstieg in die Bundesliga war alles dabei."

In all den Jahren muckte Marius Funk nie auf, fügte sich in seine Rolle - und wurde auch ein Fan des Kleeblatts. Bei manchem Geisterspiel hörte man ihn lautstark von der Bank oder Tribüne schreien, er habe "eine Verbindung zu den Fans aufgebaut und Menschen kennengelernt, mit denen ich regelmäßig vor den Heimspielen rede", erzählte Funk. "Es ist etwas Spezielles entstanden. Der Verein ist mehr als ein Arbeitgeber geworden. Ich werde mich gerne an die Zeit zurückerinnern."

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