Einheit auf dem Parkplatz

Hochwasser: Kleeblatt muss im Trainingslager improvisieren

18.7.2021, 19:15 Uhr
Für die erste Einheit des Trainingslagers mussten Luca Itter (links) und Nils Seufert auf einen Parkplatz ausweichen.  

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink Für die erste Einheit des Trainingslagers mussten Luca Itter (links) und Nils Seufert auf einen Parkplatz ausweichen.  

Wasser, überall Wasser. Der Ausblick von der höchsten Stelle des Pass Thurn ist ein bedrückender. Wer den Alpenpass am Sonntagmorgen im strömenden Regen überquert, kann aus 1274 Metern das kleine Städtchen Mittersill sehen. Vermeintlich ruhig liegt es da, weit unten im Tal, doch die großen braunen Flecken zwischen den Häusern haben die Ruhe am Wochenende empfindlich gestört.

Als die Fußballer der Spielvereinigung Greuther Fürth am Samstagabend nach dem Testspiel beim FC Ingolstadt (1:1) durch Mittersill fuhren, war die Feuerwehr schon im Dauereinsatz. Die Salzach drohte überzulaufen, mit Sandsäcken verstärkten die Helfer die Dämme. "Wir sind schon am Maximum angelangt", sagte der Kommandant der örtlichen Feuerwehr dem Kurier. "Der Pegel ist aktuell bei 5,80 Metern."

Ein paar Kilometer weiter trat die Salzach über die Ufer. Die Bundesstraße, die das Hotel der Fürther mit dem Trainingsplatz verbindet, war am Sonntagmorgen kurzzeitig gesperrt. Ein paar Hundert Meter vom Wildkogel Resort, in dem das Kleeblatt residiert, hatte die Flut die saftig grünen Wiesen in braun schimmernde Seen verwandelt, die Wassermassen bildeten einen reißenden Fluss, der sich seinen Weg über Straßen und Bahnschienen suchte.

An einen normalen Trainingstag war für die Fürther jedenfalls nicht zu denken. Der fünf Kilometer entfernte Platz des USC Neukirchen stand zwar nicht unter Wasser, der Regen hatte ihn aber ziemlich aufgeweicht. Eigentlich wollte Stefan Leitl nach zwei intensiven Wochen mit seiner Mannschaft an der Offensive feilen und "viel mit Spielformen arbeiten" - doch der Plan war zumindest für den Sonntag hinfällig.

"Keine Hektik oder Panik"

Den Vormittag nutzte die Mannschaft, um sich die gelaufenen Kilometer vom Testspiel am Tag zuvor aus den Beinen zu strampeln, auch Stabilisation stand auf dem improvisierten Plan. Der Trainer war natürlich nicht begeistert, weil ihm zwei geplante Einheit wegfallen. "Wir können es nicht ändern", sagte Leitl nach dem Mittagessen. "Wir verfallen auch nicht in Hektik oder Panik, denn wir sind gut vorbereitet."

Die Zeit nutzte das Trainerteam, um mit den Spielern ein bisschen intensiver über den dritten Test der Vorbereitung zu sprechen. Mit der Partie beim Zweitliga-Aufsteiger FC Ingolstadt war Leitl vor allem in den ersten 50 Minuten zufrieden, wenngleich die Fürther abermals in Rückstand gerieten. Den von Stefan Kutschke verwandelten Foulelfmeter konterte Neuzugang Max Christiansen mit seinem ersten Treffer fürs Kleeblatt, mehr Tore fielen nicht.

Unzufrieden war Leitl dennoch nicht. "Unser Positionsspiel war richtig gut", sagte er nach dem Abpfiff. "Man hat gesehen, dass wir nach wie vor sehr müde sind, aber mit der Einstellung und der Spielweise war ich zufrieden." Auch die Debüts von Gideon Jung, Justin Hoogma und Adrian Fein stimmten den Trainer zuversichtlich, "wir waren deutlich stabiler als zuletzt, was natürlich auch am Personal lag."

Nachdem der Himmel auch am Sonntagnachmittag seine Schleusen nicht schließen wollte, mussten die Fürther wieder improvisieren. Auf einem Parkplatz in der Nähe des Hotels sollten die Spieler "ein bisschen an Kugel kommen", wie Leitl es nannte. An drei Stationen ging es um die beste Technik, vor allem die Gruppe um Paul Seguin und Branimir Hrgota hatte sichtlich Spaß dabei, sich an den Händen zu halten, mit dem Ball zu jonglieren und ihn in Regentonnen zu befördern.

Am Montagvormittag soll es zum ersten Mal auf den Trainingsplatz gehen. Nachdem zu Beginn der Vorbereitung die defensive Arbeit im Vordergrund stand, soll es nun um das Spiel nach vorne gehen. Das sah in Ingolstadt schon vielversprechend aus. Vor allem das technisch starke Mittelfeld mit Adrian Fein, Max Christiansen, Paul Seguin und Julian Green verspürte Spielfreude, allein an der Torgefahr haperte es noch.

Im Salzburger Land zogen sich die Wassermassen bis zum Sonntagabend langsam zurück, auch wenn an vielen Stellen noch immer große braune Seen in der Landschaft lagen und die Feuerwehr im Dauereinsatz war. Und die Wetteraussichten machen Hoffnung auf ein schönes Trainingslager: Für den Montag sind in Neukirchen und Bramberg 23 Grad und Sonnenschein vorausgesagt.

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