Deutliche Worte von Trainer Stefan Leitl

"Nicht mehr tolerieren": Fürth kassiert in Freiburg schon wieder Standard-Gegentor

31.10.2021, 10:15 Uhr
Der Moment, der den Trainer so erzürnte: Fürths Sebastian Griesbeck geht zu zaghaft in den Zweikampf mit Nicolas Höfler, Sekunden später stand es 0:2 aus Fürther Sicht.

© Tom Weller, dpa Der Moment, der den Trainer so erzürnte: Fürths Sebastian Griesbeck geht zu zaghaft in den Zweikampf mit Nicolas Höfler, Sekunden später stand es 0:2 aus Fürther Sicht.

Als die knapp 31.000 Menschen im neuen Freiburger Fußballstadion am Samstagnachmittag zum zweiten Mal jubelten, da hatte Stefan Leitl genug gesehen. Der Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth ist keiner, der seine Spieler öffentlich kritisiert, der einzelne Teile seiner Mannschaft negativ hervorhebt und ihnen die Schuld zuschiebt. Auch nach vielen Niederlagen der vergangenen Wochen stellte sich Leitl demonstrativ vor "seine Jungs" - doch jetzt konnte und wollte er nicht mehr anders.

Kurz nach dem 2:0 für den SC Freiburg holte der Fürther Trainer Sebastian Griesbeck vom Platz und wechselte Max Christiansen ein. Nach gerade einmal 42 Minuten. Jenen Griesbeck, der dem Kleeblatt als erfahrener Spieler eine Stütze sein sollte, der nach seiner Verpflichtung am sogenannten Deadline Day bislang immer gespielt hatte. Jenen Griesbeck aber auch, der in Freiburg nie wirklich ins Spiel gefunden hatte. Und der bei einem Eckball von Vincenzo Grifo nicht richtig in den Zweikampf ging, sodass Nicolas Höfler den Ball in Richtung Tor köpfen konnte, wo er von Marius Funks Rücken zum 0:2 ins Netz rollte.

"Das 0:2 ärgert mich", sagte Stefan Leitl später. "Der Raum ist gut besetzt mit viel Größe und viel Wucht. Ich muss nur aktiv in den Ball gehen, um ihn klären zu können oder in den direkten Infight zu kommen." All das vermisste er bei Griesbeck, der nur halbherzig in eben diesen Infight ging, den Freiburger nicht wirklich störte - und der deshalb noch vor der Halbzeit Feierabend hatte.

Das zwischenzeitliche 0:2 war das siebte Gegentor der Fürther nach einem ruhenden Ball, drei weitere kamen per Elfmeter hinzu. Damit haben die Fürther mehr als ein Drittel ihrer Gegentore (27 insgesamt) nach Standardsituationen kassiert. Dabei, so Leitl, seien diese doch am einfachsten zu verteidigen. "Es gibt nur den Ball, den Schützen, mich und meinen Raum. Ich muss das verteidigen", sagte er. "Es ist mir in der Summe einfach zu viel, was wir da zulassen. Und das werde ich auch nicht mehr tolerieren."

Was das heißt? "Wir werden das in aller Deutlichkeit ansprechen und müssen Konsequenzen ziehen. Wir müssen endlich lernen, solche Situationen zu verteidigen. Wir besetzen den Raum ja mit einem großen Spieler, der kopfballstark ist. Dann erwarte ich von einem Sebastian Griesbeck, dass er diesen Ball wegköpft. Das darf in Zukunft nicht mehr passieren."

In den vergangenen Wochen hatten Leitl und seine Trainerkollegen die Mannschaft immer wieder Standards üben lassen, sie hatten ihre Herangehensweise geändert - doch was sie auch tun, es hilft offenbar nichts. "Wir haben fünf freie Männer mit guter Größe, dazu drei oder vier Spieler Mann gegen den Mann und einen freien Mann", erklärte Leitl. "Das heißt, wir haben zehn Spieler im eigenen Sechzehner. Das sollte reichen, um so etwas zu verteidigen."

Tut es aber offenbar nicht. Beim ersten Spiel in Stuttgart kassierten die Fürther zwei Gegentore nach Ecken sowie ein weiteres nach einer Flanke. In Berlin jubelte die Hertha ebenfalls nach einer Ecke sowie einer hohen Hereingabe in den Strafraum, gegen die Bayern lenkte Sebastian Griesbeck einen Münchner Freistoß ins eigene Tor. In Köln und gegen Bochum traf der Gegner ebenfalls je einmal nach einer Ecke, dazu kommen zwei Standard-Gegentore beim letzten Testspiel gegen den Zweitligisten Heidenheim. Und eines eben jetzt, am Samstagnachmittag, in Freiburg.

Stefan Leitl weiß das natürlich, er hat die Tore immer und immer wieder gesehen, hat sie seinen Spielern gezeigt und mit ihnen an einer Verbesserung gearbeitet. Nur tritt diese offensichtlich nicht ein. "Es ist sehr, sehr bitter, dass uns das Woche für Woche verfolgt", sagte Leitl. "Wir drehen uns im Kreis."

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