Stellenabbau

Staedtler: Bis 2025 fallen knapp 200 Stellen weg

10.5.2021, 06:17 Uhr
Staedtler konzentriert sich auf Zukunftsmärkte wie zum Beispiel Buntstifte.

© Mark Johnston Staedtler konzentriert sich auf Zukunftsmärkte wie zum Beispiel Buntstifte.

Die Mitarbeiter des Nürnberger Unternehmens Staedtler erfuhren von den Plänen ihres Arbeitgebers aus dem Firmen-Intranet. "Wir hätten dazu lieber eine Betriebsversammlung einberufen, aber das war wegen der Corona-Pandemie nicht möglich", sagt Marx. In dem Schreiben, das auch an die 20 Niederlassungen im Ausland ging, informiert Staedtler darüber, wie sich das Unternehmen für die Zukunft aufstellt und beantwortet die Fragen: Welche Produkte sind zukunftsfähig und stellen wir weiterhin selbst her? Und welche nicht? "So sehen wir vor allem bei Produkten, die für technisches Zeichnen entwickelt wurden, seit vielen Jahren keinen Wachstumsmarkt mehr", sagt Axel Marx.

Zirkelmarkt spielt keine Rolle mehr

Er verdeutlicht seine Aussage am Beispiel des Zirkels, den Staedtler bisher selbst produziert: "Der Zirkel ist auf das manuelle technische Zeichnen ausgerichtet, das gibt es aufgrund der Digitalisierung aber nicht mehr. Der Zirkelmarkt spielt keine Rolle mehr, bestenfalls im Geometrie-Unterricht. Die Preise sind deutlich nach unten gegangen." Um den Zirkel aber weiterhin als Teilsortiment im Portfolio zu haben, werde dieser künftig aus einem Lieferanten-Mix von Herstellern in China, Italien und auch von einem deutschen Produzenten in Neustadt/Aisch bezogen, so der Manager. Außer den Zirkeln seien noch weitere Produkte aus dem Technisch-Zeichnen-Bereich betroffen, darunter Tuschezeichner, Druckbleistifte, Feinminen sowie Faserschreiber, Billig-Kulis und Folien.

Umgekehrt möchte Staedtler "in zukunftssichere Technologien investieren, wie zum Beispiel die Wopex-Technologie", sagt Geschäftsführer Marx. Wopex steht für "Wood Pencil Extrusion", womit das Upcycling von Holzabfall zu Blei- und Buntstiften bezeichnet wird. "Diese von uns entwickelte Fertigungstechnologie ist zukunftsträchtig, hochautomatisiert und gleichzeitig auch ökologisch." Weitere Wachstumsmärkte seien kreative und künstlerische Anwendungen für Kleine wie Große, etwa Modelliermasse.


NN-Leser blickten hinter die Kulissen von Staedtler


Dass die Firma mit Sitz in Nürnberg und 3000 Mitarbeitern weltweit nun bis zum Jahr 2025 knapp 200 Stellen abbaut, hängt laut Marx zum einen mit den Veränderungen in der Produktion zusammen und zum anderen mit der demographischen Entwicklung im Unternehmen. "Aufgrund des Renteneintritts oder einer Altersteilzeit-Regelung verlassen uns in den nächsten Jahren sogar 250 Mitarbeiter", erläutert er.

Betroffene werden persönlich informiert

Die Mitarbeiter, die in der Herstellung der Produkte arbeiten, die künftig eingekauft werden, sollen ab Montag in persönlichen Abteilungsgesprächen über die Veränderungen informiert werden. "Ein Teil der Kollegen geht in den Ruhestand, die anderen werden umgeschult oder - wenn erforderlich - höherqualifiziert."

Zwei Produktionsstätten in Thailand und eine in Indonesien seien auch von einer Schließung bedroht, "wobei unsere lokalen Partner die Werke womöglich fortführen. Das Werk in Indonesien ist hier auf einem guten Weg, allerdings dann nicht mehr für Staedtler-Produkte", erläutert der Chef.

Die Geschäftsführung plane keine betriebsbedingten Kündigungen, betont Marx, "das haben wir in unserem Schreiben sogar unterstrichen". Es finde eher ein Umschichten auf Zukunftsmärkte statt, was er am Beispiel des Produkts Radierer aufzeigt. Diese werden künftig nicht mehr in Sugenheim, sondern im Tochterunternehmen in Peru hergestellt. Stattdessen investiert Staedtler aber in Sugenheim "zehn Millionen Euro in die Nachbarabteilung, wo die Wopex-Technologie zur Anwendung kommt", sagt er.


Waffen statt Stifte: Staedtler produzierte Zubehör für Gewehre


Dass unter dem Strich Stellen im Unternehmen wegfallen, sei richtig, der Arbeitsplatzabbau habe aber auch mit der Automatisierung und Digitalisierung in der Branche zu tun: "Nur so können wir den Standort Deutschland aufrecht erhalten, Handarbeit ist hier zu teuer", sagt Marx. Zumal mit 90 Prozent der Großteil des Umsatzes außerhalb Deutschlands gemacht würde.

Wachstum mit Amazon

"Trotz der Wirtschaftskrise sind wir im Pandemiejahr in einigen Märkten sogar gewachsen", freut sich Marx, der seit über 40 Jahren bei Staedtler zu Hause ist. Hauptgrund für dieses Wachstum sei vor allem das Online-Geschäft über den Versandhändler Amazon. "Dieses Geschäft hat viel kompensiert."

Im Vergleich zum Vorjahr sei der Gesamtumsatz aber um 16 Prozent zurückgegangen, so Marx, was vor allem "mit dem Einbruch unserer Volumenmärkte auf der Südhalbkugel zu tun hat", sagt er. Diese erholten sich im ersten Quartal 2021 zwar schon wieder, so Marx weiter, ein Normalzustand in der Unternehmensgruppe sei aber noch lange nicht erreicht. Unter dem Strich schreibe Staedtler jedoch schwarze Zahlen.

Staedtler ist allerdings nicht der einzige Stiftehersteller in der Region, den die Veränderungen in der Branche treffen. Ende 2020 vermeldete etwa die Firma Faber-Castell den Abbau von 110 Stellen, wobei die Steiner im Gegensatz zu Staedtler betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschlossen. Auch bei Schwan Stabilo schrumpfte die Belegschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr weltweit um 439 Mitarbeiter, besonders stark traf es die Kosmetiksparte, in der vor allem an ausländischen Produktionsstandorten Stellen verloren gingen. Aber auch in Heroldsberg und Weißenburg wurden zuletzt 200 Stellen sozialverträglich abgebaut.

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