Vergleich: Ist der Kurzstreckenflug ohne Alternative?

13.6.2019, 05:41 Uhr

Die Anreise zum Münchner Flughafen aus der Region kann teuer und zeitintensiv werden. © Flughafen München

Erinnern Sie sich noch? "Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München... mit zehn Minuten, ohne, dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen, dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen... am... am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug."

Die Rede von Edmund Stoiber Anfang 2002 ist ob des die Sätze entlang stolpernden damaligen bayerischen Ministerpräsidenten längst Kult. Dabei hatte der nur für eine Transrapid-Strecke statt der langsamen S-Bahn zum Münchener Flughafen werben wollen. Denn hatten nicht schon bei dessen Eröffnung die Besucher gespottet, dieser Airport im Erdinger Moos sei eigentlich nur aus der Luft zu erreichen?

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Inzwischen ist der "neue" Flughafen der Landeshauptstadt auch schon 27 Jahre in Betrieb. An dem alten Problem indes hat sich nichts geändert – nur, dass darüber den meisten das Lachen vergangen ist. Denn der Mangel hat Konsequenzen.

Anreise zum Flughafen mit Glück und Zeit

Während zu anderen Flughäfen umweltfreundlichere Verkehrsträger als Zubringer eine wichtige Rolle spielen, lohnen sich für die Airlines nach München bis heute selbst Kurzstreckenflüge. Wie ab Nürnberg für die Lufthansa. Ganz egal, dass der Hüpfer von Franken nach Oberbayern in Sachen Ökobilanz eine Katastrophe ist, wie Umweltschützer unisono klagen.

Jedoch: Wer mit dem Zug zum Flug anreisen will, braucht ab Nürnberg nicht nur Glück, um ein günstiges Sparticket für um die 20 Euro zu erhaschen, sondern auch rund zwei Stunden Zeit. Und das ist noch vergleichsweise flott. Ab Cadolzburg sind es drei, ab Ebermannstadt schon mal dreieinhalb Stunden – wenn jeder der drei Umstiege hinhaut. Wer da lieber über ein Taxi nachdenkt, ist zwar schneller am Terminal, bezahlt das bei einer Fahrt vom Nürnberger Plärrer aber mit zirka 266 Euro.

Attraktiver, speziell aus dem südlichen Mittelfranken, könnte dann schon die Anreise im eigenen Auto sein. Ab Treuchtlingen beispielsweise sind es keine 100 Kilometer Luftlinie bis ins Erdinger Moos. Zusätzlich zum Sprit belasten zwei Wochen Parken die Reisekasse jedoch mit 114 Euro selbst auf dem Budget-Parkplatz und bei Vorausbuchung. Mutige vertrauen ihr Auto alternativ vielleicht einem privaten Parkplatzanbieter in einem der Orte um den Airport an, Freising etwa. Die sind etwas billiger. Aber es braucht eben auch mehr Vertrauen und außerdem einen Shuttle-Service zum Terminal.

Apropos Shuttle-Service: Den bieten einige Flottenbetreiber gleich ab/bis Nürnberg an. Kostenmäßig bewegt sich das allerdings schnell in Taxi-Dimensionen. Dann könnte sich schon eher ein Mietwagen-Preisvergleich lohnen. Hier fangen die Lockangebote mit ein bisschen Glück und Recherche je nach aktueller Nachfrage meist bei um die 130 Euro an, den Zuschlag für die Abgabe an einem anderen Ort einkalkuliert.

Deutsche Bahn weist auf die Politik hin

Nur 19,99 Euro wiederum würde beim Quasi-Monopolisten Flixbus der Fernbus von Nürnberg zum Flughafen München kosten, bei Buchung gestern und Fahrt heute. Mit einer versprochenen Reisezeit von einer Stunde und 55 Minuten braucht er für die Strecke ähnlich lang wie die Bahn ab Nürnberg Hauptbahnhof. Gehalten wird auch in Schwabach, Erlangen und Forchheim. Allerdings fährt der Fernbus nur zweimal am Tag, ab Nürnberg das letzte Mal um Punkt 9 Uhr früh.

Was alle Alternativen zum Zubringer-Flug von Nürnberg nach München folglich eint: Sie kosten mehr Zeit, Geld, Mühe – und manchmal alles drei. Zumal die Lufthansa den Ticketpreis bei einem Weiterflug subventioniert, so dass es preislich oft wenig Unterschied macht, ob man nun von Nürnberg mit Umstieg in München oder direkt ab München nach New York abhebt. Und dafür ist man als Reisender schon in Franken den dicken Koffer los.

 

Wirklich den klimaschädlichen Kurzstreckenflug ersetzen könnte nur ein eigener ICE-Halt am Airport München. Sagen nicht nur Umweltschützer, das sagt auch die Lufthansa selbst. Den bestehenden Regional- zu einem Fernverkehrsbahnhof auszubauen, dafür sieht die Deutsche Bahn indes die Politik in der Verantwortung. Das bayerische Verkehrsministerium wiederum räumt zwar Verbesserungspotenzial bei der Schienenanbindung ein. Andererseits sei der Flughafen aber durchaus gut zu erreichen, auch heute schon. Mit dem Auto zum Beispiel.