AKTIV IN NÜRNBERG - Laden stand auf der Kippe

22.4.2020, 20:39 Uhr
AKTIV IN NÜRNBERG - Laden stand auf der Kippe

© Foto: Wolfgang Heilig-Achneck

Die Drogenhilfe-Einrichtung für Frauen bietet seit vielen Jahren überaus erfolgreich Klientinnen die Chance, in vom Jobcenter geförderten Jobs wieder im Berufsleben Fuß zu fassen. Doch das Arbeitsprojekt gilt offiziell als "Bildungsmaßnahme" – und diese sind wegen Corona bis Ende Juni auf Eis gelegt. "So lange dürfen die Frauen nicht zu uns kommen", bedauert Lilith-Leiterin Daniela Dahm.

Zwar werde die Hilfe zum Lebensunterhalt nicht gekürzt. Aber die Zwangspause macht vielen von Tag zu Tag mehr zu schaffen. Denn die Einsätze geben Halt und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun – von dem Austausch mit den anderen Frauen ganz abgesehen. Und der nötige Abstand lässt sich in der Schneiderei und Nähwerkstatt auch locker einhalten. "Natürlich versuchen wir, mit den Mitarbeiterinnen wie mit allen Klientinnen regelmäßigen Kontakt zu halten, oft sogar intensiver und häufiger als sonst, bis hin zu täglichen Anrufen", erläutert die Sozialpädagogin Anna Holch. Am schlimmsten sei die Situation für Alleinstehende, die sich besonders isoliert fühlen.

Spitzen sich häusliche Probleme und Nöte zu, stehen die Fachkräfte von Lilith kurzfristig auch für Krisenhilfe-Einsätze bereit. Unabhängig davon aber "wollen wir auch unseren Shop in der Jakobstraße wieder öffnen, wenn der Einzelhandel an den Start geht", sagt Dahm, "aber wir schaffen das erst ab 3. Mai, und vielleicht zuerst nur mit eingeschränkten Öffnungszeiten."

Dabei sind die nötigen Hygienevorkehrungen schon getroffen. Aber neben den Arbeitsprojekt-Teilnehmerinnen fehlen Lilith auch viele Ehrenamtliche. "Die drängt es ebenfalls, wieder anzupacken, aber zumindest bei den Älteren ist das vorerst nicht zu verantworten." Für eine reichhaltige Auswahl schöner Stücke sei jedoch gesorgt, versichert die Schneidermeisterin und Anleiterin Angela Hiersemann, "auch an Frühlings- und Sommermode". Die Lager waren sogar so gut gefüllt, dass derzeit keine Kleidungsspenden angenommen werden können – zumal eben auch die Mitarbeiterinnen für die Aufbereitung in der Werkstatt fehlen.

Bis Juni reiße Corona ein Loch in mittlerer fünfstelliger Höhe ins Budget von Lilith, rechnet Dahm vor. Denn während die Kosten, so für Miete und die fest angestellten Kräfte, unvermindert weiterlaufen, fallen die Ladeneinnahmen komplett weg. "Und die waren noch bis Mitte März sehr erfreulich." Aus dem Soforthilfe-Topf des Bundes seien 9000 Euro zu erwarten, großzügige Spender haben dazu insgesamt bisher 20 000 Euro aufgebracht. "Das hat mich schon etwas Hoffnung schöpfen lassen", meint die Geschäftsführerin, "eine Zeit lang hatte ich wirklich gefürchtet, dass alles aus ist."

 

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