Zurück in die Vergangenheit: So blickt Forchheim auf seine Grabungsfunde

28.11.2020, 10:00 Uhr
Zurück in die Vergangenheit: So blickt Forchheim auf seine Grabungsfunde

© Foto: Ralf Rödel

Kostensteigerung? Zeitverzögerung? Einschränkungen? Zu unsicher war manchem die Idee. Jetzt haben die planenden Architekten nachgelegt, drei Varianten vorgeschlagen und sich der Stadtrat mit einer Mehrheit auf Variante Nr. 2 geeinigt. Einen Kompromiss.

Was Besucher künftig erwartet: Im hinteren Bereich der Rathaushalle lässt eine unterteilte Glasplatte (insgesamt fünf mal zwei Meter) den Blick auf die darunterliegenden Mauerreste frei. Im Auftrag der Stadträte prüfen die Architekten, ob sich die Glasfläche vergrößern lässt. Auch vom Untergeschoss darunter ist, auf dem Weg zu den Toiletten, eine Glasscheibe eingebracht, die einen Blick auf Augenhöhe in den Ausgrabungsbereich zulässt. 

Welche Folgen die Variante hat: Rund 600.000 Euro Mehrkosten (Heizung, Lüftungsanlage, Aufbereitung der Funde) fallen an, außerdem verzögern sich die Sanierungsarbeiten am Rathaus um sechs Monate (Eröffnungstermin des zum Haus der Begegnung umgebauten Rathauses jetzt Juni 2024). Das geplante Stuhllager im Untergeschoss entfällt, ein Ersatz ist noch nicht in Sicht. Die Bestuhlung muss – aktueller Stand – in gerade nicht für Veranstaltungen genutzten Räumen zwischengeparkt werden. Ein Teil der Grabungsfläche verschwindet und wird für den Einbau einer WC-Anlage genutzt. 

Was zum Kompromiss dazugehört: Die Architekten haben neben Glasvarianten vorgeschlagen, die Ausgrabungen auch digital erlebbar zu machen. Hierfür werden die Befunde (Mauern) und Funde (Keramik) digital und auch dreidimensional präsentiert. Hierfür lassen sich die Fenster in der Rathaushalle – die für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt werden soll – mit vorinstallierten Leinwänden verdunkeln. Eine Projektionswand ist auch an der Decke angebracht. Bei Bedarf lassen sich mittels eines Beamers die in 3D vermessenen Grabungsfunde digital erleben. 

Was aus welchen Gründen nicht kommt: Die große Glasvariante mit einer Fläche von fünf mal drei Meter und einer mehreren Meter langen Glaswand im Untergeschoss. Weil das Mehrkosten von zwei Millionen Euro und eine Verzögerung der Bauzeit um ein Jahr bedeutet hätte, konnte sich keine Partei im Stadtrat für die Idee erwärmen. Auch deshalb, weil die Experten in der Sitzung mit einem Irrtum aufgeräumt haben: die gefunden Mauerreste stammten – im Gegensatz zu den Keramikfunden – nicht aus dem karolingischen Zeitalter (um das 8. Jahrhundert), sondern aus dem 12./13. Jahrhundert und folglich auch nicht von einer vermuteten kaiserlichen Residenz.

 

Außerdem hätte bei einer großen Lösung die WC-Anlage verlagert werden müssen, ein Ersatz für Stuhllager und Technik in einem anderen Gebäudeteil gefunden werden müssen. Die dafür notwendigen zusätzlichen archäologischen Untersuchungen bezeichneten die Architekten als einen der wesentlichen Kostentreiber dieser Variante. 

Die Positionen der Stadträte: SPD und FDP haben gegen die Glasvariante gestimmt. Sie sprachen sich nur für eine digitale Lösung aus, um die Bauzeit nicht zu verlängern und um Steuergeld zu sparen, so die Argumentation. Hingegen stimmten die Fraktionen FGL, CSU, Freie Wähler und Junge Bürger für die Glas- und digitale Lösung. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) ebenfalls.

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