Trotz Pandemie: Infra sperrte Strom

26.4.2021, 11:00 Uhr
Trotz Pandemie: Infra sperrte Strom

© Foto: Hans-Joachim Winckler

"Keine Strom- und Gassperrungen durch die Infra während der Pandemie", fordert das Sozialforum Fürth angesichts jüngst veröffentlichter Zahlen. Demnach wurden die Sperren bei säumigen Kunden ab Juli 2020 wieder aufgenommen, nachdem sie zuvor drei Monate lang ausgesetzt waren. Der Energieversorger sieht sich indes zu Unrecht in der Kritik.

"Als sozial ausgerichtetes Unternehmen haben wir ab April 2020 keine Sperrungen mehr vollzogen", erklärt Infra-Geschäftsführer Marcus Steurer. Damit sei man aus eigenem Antrieb einem damaligen Antrag der Grünen-Stadtratsfraktion zuvorgekommen, der dasselbe Ziel verfolgt hatte. Mit Ablauf des bundesweiten gesetzlichen Moratoriums für Miet- und Energieschulden kehrte die Infra dann jedoch wieder zu ihrer vorherigen Politik zurück.

Vor allem daran stößt sich nun das Sozialforum. Auch nach Aufhebung des Katastrophenfalls habe sich die Situation für die Betroffenen nicht verändert. Vielmehr sei die Hilfe "natürlich von der Intention her für die Dauer der Pandemie-Zeit gemeint" gewesen. "Hier wird mit Worten gespielt, statt tatsächlich Menschen in Not beizustehen." Die im zweiten Halbjahr 2020 in Rede stehenden 402 Strom- und Gassperrungen bestätigt Marcus Steurer, weist jedoch darauf hin, dass lediglich rund 100 Kunden zuvor die Möglichkeit von Stundungen und Verschiebungen durch das Moratorium ergriffen hätten. "Und das waren überwiegend Gewerbetreibende, etwa aus der Gastronomie", so der Infra-Chef. Die Zahlungsprobleme seien in der Breite offenbar kleiner gewesen als anfangs befürchtet.

Besonders ärgert sich Steurer allerdings darüber, dass das Sozialforum in seinem Offenen Brief unerwähnt lässt, dass die Infra seit Anfang dieses Jahres wegen der wieder verschärften Pandemielage erneut Sperrungen ausgesetzt hat. "Und das werden wir auch noch eine Weile tun", versichert er. Grundsätzlich schaue sich das Unternehmen in normalen Zeiten ohnehin jede drohende Sperrung im Einzelfall an und suche gemeinsam mit den Kunden nach Lösungen – gegebenenfalls in enger Zusammenarbeit mit Sozialreferat und Jobcenter.

Sperrungen rückläufig

Mit insgesamt 501 Sperrungen von Strom und Gas war 2020 laut Steurer ein Jahr mit einer niedrigen Zahl. 2019 waren es 579 gewesen. Seit langem seien die Fälle rückläufig; 2006 sei es noch zu rund 1600 Sperrungen gekommen.

Ganz ohne werde man aber in Zukunft nicht auskommen. "Irgendwo müssen wir die Grenze ziehen, auch zum Wohl der anderen Kunden", betont Steurer. Im Vergleich mit großen, bundesweit tätigen Energieanbietern gehe die Infra aber ohnehin großzügiger vor.

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