Jubiläum nach Noten

7.6.2011, 09:00 Uhr
Jubiläum nach Noten

© Gerd Axmann

Aus dem zarten Pflänzchen, das Musikbegeisterte um den Idealisten Robert Wagner 1986 in ihre Obhut genommen hatten, ist ein starker Baum geworden, der inzwischen schöne Früchte trägt. Die Stürme der Anfangsjahre, in denen die Einrichtung manchmal infrage gestellt wurde, sind längst überstanden. Die Rumpelkammer in einem ehemaligen Fabrikgebäude wurde gegen eine Perle im neuen Südstadtpark eingetauscht. Auch wenn es hier inzwischen wieder eng geworden ist, gehört das Quartier im Grünen doch zum Schönsten, was die einheimische Musikschullandschaft zu bieten hat.

Auch abgesehen von solchen Äußerlichkeiten kann die Fürther Talentschmiede auftrumpfen. Eine Vorbildfunktion hat sie im erfolgreichen Bemühen um die Integration junger Menschen mit Behinderung übernommen. Innovative Pädagogik gibt den Ton an. Davon konnten sich am Samstag die Besucher des Sommerfestes überzeugen – bei musikalischem Mitmachtheater, Flatrate-Singen, einer Klavierrallye, offenen Proben und Auftritten integrativer Ensembles.

Gestern gaben Musikschulgruppen in Fürther Kirchen und am Rand des Metropolmarathons vital den Ton an und beim Jubiläumskonzert Ende Juli soll in der Stadthalle eine Musikschulsinfonie erklingen. Kreativität zeichnet auch die Finanzierung solcher Kraftakte aus. Gegen Spenden kann man zum Beispiel Takte der von Musikschulurgestein Budde Thiem komponierten Sinfonie erwerben.

Zur Einstimmung auf das Jubiläumswochenende gab es am Freitagabend im Konzertsaal der Schule einen großen Bahnhof für Robert Wagner. Oberbürgermeister Thomas Jung übergab dem Schulleiter das Goldene Kleeblatt und der Vorsitzende des Verbands Bayerischer Musikschulen, Wolfgang Greth, die Goldene Stimmgabel. Das Kleeblatt hatte Wagner bereits im vergangenen Herbst auf einstimmigem Stadtratsbeschluss zuerkannt bekommen. Mit der Übergabe wurde allerdings bis zum Jubiläumsfestakt gewartet.

Ansteckende Begeisterung

Greth bezeichnete Wagner als Brandstifter im positiven Sinn, der andere mit seinem Feuer der Musikbegeisterung anstecke und als Leitfigur für den „Lebensraum Musikschule“. Er erinnerte sich an die erste Begegnung mit Wagner: Eine nächtelange Diskussion in seiner Wohnküche. Gerth:„Er wollte mich von etwas überzeugen, von dem ich keine Ahnung hatte.“ Der Musikschulfunktionär wünschte sich, dass Wagner mit seinen vielen Gedanken weiterhin ein unbequemer Gesprächspartner bleiben möge. Vision und Kraft bewunderte der Oberbürgermeister an Wagner, den er als personifizierte Musikschule bezeichnet. Vor allem sein Einsatz für Menschen mit Behinderung habe nationale Bedeutung.

Wie viele persönliche Verbindungen in 25 Jahren zur Musikschule entstanden sind, verdeutlichten in Grußworten Kulturreferentin Elisabeth Reichert und SPD-Landtagsabgeordneter Horst Arnold, deren Kinder durch die Musikschule nachhaltig geprägt worden sind. Das solidarische Prinzip der Musikschule, das sich in gleicher Bezahlung für die Lehrkräfte ausdrückt, beeindruckte Reichert ganz besonders. Arnold lobte das Geschick, mit dem Wagner der Politik die Notwendigkeit der Förderung plausibel macht. Und die CSU-Landtagsabgeordnete sieht in der Marktorientierung, in der Flexibilität und Innovation das Erfolgsrezept der Fürther Musikschule.

Zum Jubiläum hat Robert Wagner unter dem Titel „Auf den Spuren einer Musikschule für alle“ die Entwicklung des Projekts eindrucksvoll skizziert ist. Der gewichtige Band ist zum Jubiläumspreis von 25 Euro in der Musikschule erhältlich. Dass sich Wagner trotz seiner dominierenden Rolle nie als Solist empfand, sondern immer als Teamangehöriger, dokumentierten seine Mitarbeiter, indem sie ein ihm eine Biografie widmeten. Einen großen Gong, mit dem etwa zu Besprechungen gerufen werden kann, überreichten die Stadträte Birgit Bayer-Tersch und Rudi Lindner als Mitglieder des Musikschul-Fördervereins an Wagner.

Die schönsten Jubiläumsgeschenke jedoch hatten zahlreiche Musiker zum Festakt mitgebracht. Virtuos trumpften Eva Landendörfer mit fliegenden Wechseln zwischen Vibrafon und Schlagzeug und Markus Sommerer auf, der am Akkordeon mit einem speziell präparierten Schuh auch Schlagwerk bediente. Drei Jazzpianisten-Generationen spielten mit Budde Thiem auf und dem Geschwisterpaare Sankowski und Schmidt gelang mit witziger Bodypercussion die Pointe. Zum ungezwungenen Ausklang mit Büfett unter freiem Himmel spielten „Die Schicken Swingschnitten“ unter Uschi Dittus auf. Breit aufgestellt, wie die Klangpalette der Jubiläumsfeier, kann die Musikschule Fürth unbesorgt in die Zukunft steuern.