Mehr Werbung für die Mobilitätstaler

8.2.2012, 09:00 Uhr
Mehr Werbung für die Mobilitätstaler

© Winckler

Es ist ein holpriger Start für die Mobilitätstaler: Rund 10500 Fürther könnten zugreifen und beim Kauf von Fahrkarten für Busse und Bahnen Geld sparen, doch bislang nutzen, wie berichtet, nur etwas mehr als 200 Berechtigte den neuen Bonus.

Viele Menschen dürften sich darüber wundern. Schließlich ist das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln seit 1. Januar spürbar teurer. Lebhaft wurde angesichts der bevorstehenden Preiserhöhung im vergangenen Jahr über ein Sozialticket, einen Tarif für finanzschwache Fürther, diskutiert. Doch nun zeigen die, die davon profitieren sollen, an einem Rabatt kaum Interesse: Wie passt das zusammen?

Stephan Stadlbauer, Sprecher des Sozialforums, glaubt, die Antwort zu kennen. Er drückt es so aus: „Stell dir vor, es gibt einen Mobilitätsbonus, und keiner weiß es.“ Lediglich mit einem unauffällig ausliegenden Handzettel und nicht etwa im Gespräch mit den Kunden werde im Jobcenter auf die Taler hingewiesen, kritisiert Stadlbauer. Die Information, dass es einen Zuschuss — pro Monat fünf Euro — gibt, sei daher bei den meisten Betroffenen noch gar nicht angekommen. Das jedenfalls hätten Mitstreiter des Sozialforums und der Erwerbsloseninitiative Fürth wiederholt festgestellt, als sie vor dem Jobcenter Flugblätter verteilten, um selbst auf die Taler aufmerksam zu machen.

„Keiner der Berechtigten, die aus dem Jobcenter kamen, wusste vom Mobilitätsbonus“, sagt Stadlbauer. Bei den meisten sei das Angebot gleich auf großes Interesse gestoßen. Stadlbauer stand nach eigenen Aussagen auch selbst vor der Anlaufstelle und machte Werbung für die Taler — obwohl er sie von Anfang an als „Almosen“ und „völlig unzureichend“ kritisiert hat. Doch so lange ein echtes Sozialticket auf sich warten lasse, sagt er, sollten sich bedürftige Fürther wenigstens die Taler nicht entgehen lassen.

Unzureichend werde auf dem Flyer auch erklärt, wer überhaupt in den Genuss des Rabatts kommen kann. Auf dem Zettel stehe nur dies: Alle Fürth-Pass-Besitzer. „Es wird aber weder benannt, wer Fürth-Pass-Besitzer werden kann noch wie man den Fürth-Pass bekommt.“ Bei der geringen Verbreitung des Fürth-Passes könne dieses Wissen aber „auf keinen Fall vorausgesetzt werden“.

Sozialreferentin Elisabeth Reichert, die mit der infra und der Bürgerstiftung die Mobilitätstaler konzipiert hat und mit den Partnern Spenden für deren Finanzierung akquiriert, bestätigt auf FN-Nachfrage, dass der Fürth-Pass „ganz wenig in Anspruch genommen“ wird: 2011 seien gerade einmal 372 Exemplare im Umlauf gewesen. Im Umkehrschluss heißt das: Die meisten der 10500 Fürther, denen der Mobilitätsbonus zusteht, haben den Pass in der Vergangenheit nicht genutzt. Nun aber ist er die Voraussetzung, um an die Taler zu kommen — er dient als Beleg dafür, dass jemand Hartz-IV, Grundsicherung, Wohngeld oder den Kinderzuschlag bezieht.

Der Fürth-Pass, mit dem Bedürftige Ermäßigungen bei kulturellen Einrichtungen, im Schwimmbad und in Apotheken erhalten, sei in der Vergangenheit nicht als sonderlich attraktiv wahrgenommen worden, vermutet Reichert. Dank der Mobilitätstaler werde jetzt auch der Pass bekannter — gleich doppelt also, so kann man es sehen, können die Berechtigten profitieren. Für Stadlbauer freilich ist der Umweg über den Pass nicht die „versprochene unbürokratische Lösung“. Er befürchtet zudem, dass die geringe Nachfrage nach den Talern willkommen sein könnte: „um die Forderung nach einem Sozialticket zu entkräften“.

Reichert betont, dass sie selbst seit langem und auch weiterhin für ein Sozialticket kämpfe. Die Werbung für den Mobilitätsbonus wolle man „intensivieren“: Bald soll ein Bus der infra für die Taler werben. Jobcenter-Chef Günther Meth will derweil prüfen, ob man den Handzettel dem „bereits recht dicken“ Paket an Informationen, das Langzeitarbeitslose bekommen, beilegen kann. Reichert und Meth glauben, dass sich das Angebot herumsprechen wird. Optimistisch stimmt sie, dass im Januar 546 neue Fürth-Pässe ausgegeben wurden.

1 Kommentar