Höhere Strafen? Nie und nimmer!

9.8.2012, 05:07 Uhr

Nun aber prescht die Stadt Hamburg nach vorne, und das ist auf den zweiten Blick dann doch nicht so überraschend, handelt es sich doch um die Heimat politischer Geisterfahrer wie Ronald Schill, die sich gerne mit dem Ruf nach Ordnung ins rechte Licht rückten.

Eben in der Hansestadt meint die Politik erkannt zu haben, dass die niedrigen Verwarngelder für Radfahrer ihre Wirkung verfehlen. Das Pikante: Schon die Begründung ist an den Haaren herbei gezogen. 2011 seien wesentlich mehr Radler in Unfälle verwickelt gewesen, betont Hamburgs Innenbehörde, die dabei nonchalant ignoriert, dass von 2005 bis 2010 immer weniger Radfahrer verunglückten. Trotz (!) der ach so „läppischen“ Verwarngelder. Auch in Nürnberg hat die Zahl der Radfahrunfälle zwischen 2007 und 2011 leicht abgenommen.

Weil also kein Zusammenhang zwischen der Höhe der Bußgelder und der Zahl der Unfälle besteht, könnte und sollte die Arbeitsgruppe ihre Tätigkeit gleich einstellen.

Sie sollte es auch, weil die Umsetzung eines verschärften Strafenkatalogs ohnehin nicht umsetzbar wäre: Es fehlt an Kontrolleuren, die mit spitzen Fingern Strafzettel für abgebrochene Reflektoren ausstellen könnten.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sollten sich unverzüglich anderen Themen zuwenden, weil ein Bußgeld für freihändiges Fahren allein an einem grundsätzlichen Problem nichts ändert: Wenn Zeitdruck und Terminstress alle Verkehrsteilnehmer rast- und rücksichtslos von A nach B hetzen lassen, treten diese wegen höherer Bußgelder noch lange nicht langsamer.

Und die Arbeitsgruppe sollte sich auf der Stelle auflösen, weil sie sich feige darum drückt, der heiligen Kuh der Deutschen, dem Auto, zu Leibe zu rücken. Autos stellen nicht nur die weiterhin größte Gefahr für Leib und Leben auf deutschen Straßen dar, sie sind auch aus ästhetischen Gründen ein Ärgernis. Die Manifestation des Autos in unserem Leben ist die Hässlichkeit. Wer das nicht glauben will oder verdrängt hat, möge sich Autobahnkreuze und die so autofreundliche wie scheußliche Architektur überdimensionierter Bau- und Tierbedarfsmärkte zu Gemüte führen.

In Zeiten knapp werdender fossiler Brennstoffe wäre es ohnehin an der Zeit, viel mehr Menschen auf das Rad zu bringen. Das hat im Juni sogar Peter Ramsauer in einem seiner lichteren Momente erkannt. Deshalb: Holt die Autos von der Straße und macht die Städte endlich radfreundlich! Und hört bitte auf, Radler mit unsinnigen Bußgelderhöhungen zu drangsalieren.