Kein Platz für Josef und Maria

19.12.2013, 16:00 Uhr
Kein Platz für Josef und Maria

© Edgar Pfrogner

Zwei Aktivisten schlüpften in die Rollen von Maria und Josef, wie sie an verschiedene Türen klopften, um eine Wohnung für sich zu finden. Vergeblich. Auch diejenigen, die ihnen die Türe vor der Nase zuschlugen, wurden von Mitgliedern des Sozialforums gemimt – allesamt „reale Akteure auf dem Fürther Wohnungsmarkt“, wie das Bündnis erklärt: Ein Vermieter entpuppte sich gegenüber dem aus Palästina stammenden Paar als fremdenfeindlich, ein Bauträger entgegnete der heiligen Familie, seine Wohnungen könnten sie sich ohnehin nicht leisten, und der Vertreter des Evangelischen Siedlungswerks erklärte, man sei gerade zu beschäftigt damit, das Hochhaus auf der Schwand zu entmieten.

Bei der städtischen Tochter WBG wurden Maria und Josef auf die Warteliste gesetzt und aufgefordert, in drei bis vier Jahren erneut nachzufragen. In der städtischen Notunterkunft wiederum erklärte man ihnen, die Heime in der Oststraße seien nichts für Kinder, wenn sie hier bleiben wollten, müsste Maria ihren Jungen in eine Pflegefamilie geben. Auch Fürths Oberbürgermeister trat in dem Krippenspiel in Erscheinung. Ihm legte das Sozialforum die Worte in den Mund: „Das Boot ist voll, 120000 Menschen sind genug, gehen Sie doch lieber nach Wilhermsdorf.“ Am Ende wunderte sich ein Engel über die schlimmen Erlebnisse der heiligen Familie, hatte man ihm doch erzählt, das Recht auf Wohnraum stehe in der bayerischen Verfassung.

Eine Frau blieb mit ihrem kleinen Kind spontan stehen, um sich das Schauspiel anzusehen. Sie sei vor einiger Zeit zwei Monate lang obdachlos gewesen, sagte sie. „Da wäre ich die perfekte Maria gewesen.“

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