Fürth: Die Bahnhöfe in der Region als Hürdenparcours

14.8.2014, 21:00 Uhr
Fürth: Die Bahnhöfe in der Region als Hürdenparcours

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Viele Hände müssen anpacken, um Rollstuhlfahrerin Yasemin Yilmaz im Fürther Hauptbahnhof die steile Bahnsteigtreppe hinauf zum Zug nach Neustadt zu hieven. Einen Lift gibt es bislang nur für den neuen S-Bahnsteig. Dabei attestiert die Bahn dem Hauptbahnhof auf eine Beschwerde des Fürther Behindertenrates hin doch „insgesamt einen zufriedenstellenden Anlagenzustand“.

Eine Schande, wie der Fürther Abgeordnete Horst Arnold meint. Mit einer 100-seitigen Interpellation wollen er und seine Kollegen Ministerpräsident Horst Seehofer zur zügigen Umsetzung seiner Ankündigung in der Regierungserklärung bewegen, Bayern mit 190 Millionen Euro bis 2023 barrierefrei zu machen. Ähnlich wie in Pleinfeld und Ansbach will der Fürther Behindertenrat den Vorstoß mit einer Petition unterstützen.

Fürth: Die Bahnhöfe in der Region als Hürdenparcours

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schlimm trifft es vor allem gehbehinderte Zugfahrer aus dem Landkreis, die an vielen Stationen aus eigener Kraft gar nicht in die Waggons kommen können. Was sie beispielsweise in Langenzenn oder Siegelsdorf erwartet, spottet der 2009 für Deutschland rechtsverbindlich gewordenen Behindertenkonvention der Vereinten Nationen. Selbst an Stationen, die wie der Haltepunkt Alte Veste neben den Lebenshilfe-Werkstätten von vielen Menschen mit Behinderung genutzt werden, steht die geforderte Barrierefreiheit bisher nur auf dem Papier.

„Weil die Menschen im Bahnhof oft wenig Zeit haben, ist Hilfe meist schwer zu finden“, berichtet Rollstuhlfahrer André Baumgartner. Dann hangelt er sich schon einmal alleine am Treppengeländer zum Bahnsteig, braucht aber immer noch jemanden, der seinen Rollstuhl nachholt. Doch auch mit Kinderwagen oder Rollator wird die Bahnfahrt zum Kraftakt.

Dabei könnten nach Ansicht des Fürther Seniorenratssprechers Alfons Kirchner durchaus sämtliche Bahnsteige mit Aufzügen im Osttunnel barrierefrei gestaltet werden. Doch auch eine behindertengerechte Toilette fehlt, und die steile Rampe am Südausgang ist nur von durchtrainierten Rollstuhlfahrern zu bewältigen.

Weil Zugfahrer mit Handicap aus dem Landkreis vor den Barrieren im Fürther Hauptbahnhof kapitulieren, müssen sie bislang noch zum barrierefreien Hauptbahnhof Nürnberg durchfahren und von dort aus mit der U-Bahn zurück nach Fürth. Eine teure Zumutung, wie der Fürther Behindertenratssprecher Roland Sperber meint.

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