Anerkennung für originelles Engagement gegen Benachteiligung

13.3.2016, 20:58 Uhr
Anerkennung für originelles Engagement gegen Benachteiligung

© Foto: Eduard Weigert

Nur auf den ersten Blick mag es ungewöhnlich erscheinen, dass es gerade seine soziale Botschaft ist, die einem Künstler die Ehrung einbringt: Der gelernte Bildhauer und Papier-Künstler Johannes Volkmann sieht alle Menschen als Bildhauer/-innen. In seinen Gesellschaftsprojekten besitzt das Thema „Armut-Reichtum“ zentrale Bedeutung.

So reist er seit 2009 mit einer Installation und der Frage „Was ist für Sie unbezahlbar?“ um die Welt und regt zum Weiterdenken an; natürlich hat er sie auch in Nürnberg schon vorgestellt. Im Projekt „Die innere Stadt“, das er 2015 ohne Etat begonnen hat, ermöglicht er vielfältigen Austausch zwischen Einheimischen und Geflüchteten und macht den Reichtum der Fremden als Weltbürger erfahrbar. Für dieses kreative und konsequente Engagement erhielt Johannes Volkmann einen der drei Pirckheimer-Preise 2016.

Der Nürnberger Alexander Brochier, der zweite des Preisträger, hatte seine gleichnamige Stiftung im Jahr 1992 ins Leben gerufen. Anstoß war ein Manager-Seminar Anfang der achtziger Jahre, auf dem der Unternehmer seine eigene Grabrede schreiben sollte und mit der Frage konfrontiert wurde, wie er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben möchte.

Ursprünglich gründete Brochier seine Stiftung,um bedürftige Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Später weitete er den Stiftungszweck auf die Förderung des Stiftungsgedankens aus — und engagiert sich nicht zuletzt als Berater für andere und künftige Stifterinnen und Stifter.

Dritter im Bund der Pirckheimer-Preisträger ist der gemeinnützige Verein Lilith. Er wurde 1993 von Fachkräften der Drogenhilfe gegründet. Ziel war und ist, in Nürnberg soziale Einrichtungen und Hilfsangebote für (ehemals und aktuell) Drogen konsumierende Frauen sowie weibliche Angehörige und Kinder von Drogenabhängigen zu konzipieren und realisieren, dabei aber deren spezifische Lebenssituation und Bedürfnisse zu berücksichtigen.

Mit seinem Engagement unterstützt Lilith Frauen und Kinder auf ihrem Weg in ein unabhängiges, gewaltfreies, selbstbestimmtes und zufriedenes Leben. Besonders setzt sich Daniela Dahm, Mitgründerin und Geschäftsführerin, immer wieder für Arbeits- und Beschäftigungsprojekte ein, die Betroffene neue und dauerhafte Perspektiven eröffnen sollen; doch zur Finanzierung ist der Verein auf Modelle der Unterstützung wie beispielsweise Lohnpatenschaften angewiesen.

Mit der Preisverleihung und dem Pirckheimer-Tag erinnern das katholische Tagungshaus und die Akademie an den Geburtstag ihrer Hauspatronin Caritas Pirckheimer. Am 21. März 1467 zur Welt gekommen, wurde die Schwester des Humanisten Willibald Pirckheimer Äbtissin des Klosters St. Klara. In der Umbruchszeit der Reformation wehrte sie sich bis zu ihrem Tod 1532 gegen die vom Rat verordnete Annahme der lutherischen Lehre und die Auflösung des Klosters.

Wegen ihrer Haltung und ihrem offenen, respektvollen Umgang mit Andersdenkenden, gilt sie heute als Verfechterin der Religions- und Gewissensfreiheit und Vorbild für den Dialog über Schranken und Grenzen von Glaube und Politik hinweg.

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