Nürnberger Musikschule erhält nach 80 Jahren eigenen Stammsitz

28.9.2016, 18:55 Uhr
Nürnberger Musikschule erhält nach 80 Jahren eigenen Stammsitz

© Foto: Michael Matejka

Bislang gehörte die Einrichtung zu den wenigen Großstadt-Musikschulen in Deutschland ohne einen eigenen Stammsitz. Nun freuen sich Direktor Rudolf Wundling, seine 100 Lehrerkollegen und auch viele der 6800 betreuten Kinder und Jugendlichen über eine zentrale Anlaufstelle, an der die Verwaltung, aber auch die Ensemblearbeit (Chöre, Orchester usw.) gebündelt werden soll.

Von den rund 4800 Quadratmetern der künftigen „Kulturwerkstatt Auf AEG“ wird die Musikschule den Löwenanteil von 950 Quadratmetern ausfüllen. Neben ihr sollen in der 1887 errichteten, 1936 erweiterten zweigeschossigen Industriehalle noch das Kulturbüro Muggenhof, der KinderKunstRaum, das Centro Español und die Akademie für Schultheater und Theaterpädagogik der Uni Erlangen-Nürnberg eine neue Heimat finden.

Weiter dezentrale Versorgung

Ganz wichtig ist Wundling, der seit 23 Jahren die Geschicke der Musikschule lenkt: „Wir werden weiter eine dezentrale, das heißt stadtteilbezogene Arbeit an rund vierzig Standorten leisten. Aber als Anlaufpunkt ist die Zentrale natürlich ein Gewinn.“ Die völlig neu zugeschnittenen, mit Akustikdecken und Dämmtüren versehenen Räume bieten die Möglichkeit, den Wettbewerb „Jugend musiziert“ künftig an einem einzigen Standort durchzuführen statt wie bisher über mehrere Schulen verteilt. Sowohl Wundling als auch Jürgen Markwirth, Chef des federführenden Amts für Kultur und Freizeit, sprechen deshalb von einer „Identität-stiftenden Lösung“.

Die wurde durch zahlreiche Förderer ermöglicht. Neben dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm, dem Freistaat Bayern und der Stadt Nürnberg beteiligt sich die Zukunftsstiftung der Nürnberger Sparkasse mit 1,5 Millionen Euro an dem Projekt. „Das ist einer der drei höchsten Beträge, die wir je ausgeschüttet haben“, betont Stiftungsvorsitzender Matthias Everding. Er sieht das Engagement ganz in der bisherigen Förder-Linie seiner Stiftung: „Wir unterstützen die Initiativen ,MubiKin‘ und ,Klasse Impuls‘ bis hin zum Orchestersaal der Musikhochschule. Da ist ein Einsatz für die Musikschule nur folgerichtig.“

Auch Chorzentrum

Dabei knüpft die Einrichtung wieder an ihre eigene Tradition an: 1936 wurde sie von Waldemar Klink als Singschule gegründet. Nun wandert auch das Chorzentrum mit seinen beiden Kinderchören und dem Jugendchor von Langwasser nach Muggenhof in einen geräumigen Chorsaal mit Tribünenbestuhlung. Daneben gibt es für Chorleiter Matthias Stubenvoll und sein Gesangslehrerteam eigene Räume für Stimmbildung.

Freuen dürfen sich auch die Percussionisten, die zwei speziell ausgestattete und stark gedämpfte Übungssäle erhalten. Apropos Lärm: Um die Anwohner und auch die Werkstatt-Nachbarn nicht zu stören, lassen sich die Fenster zwar nicht öffnen. Aber eine riesige Belüftungsanlage sorgt dafür, dass nicht nur Holz- und Blechbläsern die Luft nicht ausgehen wird.

Doch nicht nur konzentrierten Unterricht, sondern auch viel Freiraum soll das neue Haus bieten. So ist ein eigener Aufenthaltsraum mit einem Kicker, Lounge-Sofas und sogar einer Küche vorgesehen, in der die Jugendlichen die Möglichkeit haben, die Zeit vom Schulunterricht bis zur Musikstunde zu überbrücken. Direktor Rudolf Wundling spricht da von der künftigen „Lümmel-Ecke“.

An vieles ist gedacht: Die Türklinken sind niedrig gehalten, der Raum für die musikalische Früherziehung verfügt über eine Bodenheizung und extra niedrige Möbel. Die Wandverkleidungen besitzen ein ausgeklügeltes System von schallabsorbierenden und reflektierenden Elementen. In jedem der 13 Übungsräume stehen zwei Klaviere oder Flügel bereit. Intensiv „bespielen“ will die Musikschule auch den großen Veranstaltungs- und Konzertsaal im Erdgeschoss. Er verfügt über eine mobile Bühne und fasst mehr als 200 Gäste.

Eröffnung im November

Los gehen soll der Betrieb nach den Herbstferien. Am 12. November eröffnet das Amt für Kultur und Freizeit die Kulturwerkstatt und am 25. November ist der ganz „große Bahnhof“ mit den Stadtoberen und dem bayerischen Innenminister geplant. Die offizielle Anschrift der Musikschule lautet zwar Fürther Straße 144 d, aber näher ist die Anfahrt über die Muggenhofer Straße. Ansonsten liegt die U-Bahn-Station Eberhardshof direkt vor der Tür. . .

www.musikschule.nuernberg.de

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