Die Orgel siegt im Schlachtengetümmel

7.11.2016, 18:11 Uhr

Sie ist in der Meistersingerhalle immer ein (manchmal unfreiwilliger) Hingucker, allerdings gar nicht so oft zu hören: die Steinmeyer-Orgel, deren Pfeifen über der Bühne des großen Konzertsaals thronen. Im Sonntagskonzert der Nürnberger Symphoniker mit nicht alltäglichem Programm kam sie zum Einsatz. Der renommierte Wiener Organist und Dirigent Martin Haselböck trat gleich in zwei Funktionen in Erscheinung. Er war der Solist des Abends, dirigierte aber auch, wenn nötig mit nur einer freien Hand, wenn er mit der anderen die Orgel betätigte.

Den Auftakt machte Franz Liszts Hunnenschlacht von 1857, eine symphonische Dichtung für großes Orchester, zu dem auch die Orgel zählt. Letztere erlangt erst gegen Ende an Bedeutung, wenn sie, das Christentum symbolisierend, als Siegerin über Hunnen und Römer auftritt, erst mit zarten Klängen, dann mächtig anschwellend mit gezogenen Registern.

So wirklich „sehr lange nachhallend“, wie Liszt das von der Orgel an dieser Stelle gefordert hatte, war sie in der Meistersingerhalle leider wegen deren akustischen Verhältnissen nicht, aber für Gänsehauteffekt war gesorgt, als die Orgel nach dem Gemetzel der sich bekriegenden Kulturen mit noch leisen, aber schon insistierenden Akkorden einsetzte.

Es folgte Liszts Evocation à la Chapelle Sixtine für Orgel solo (1862), basierend auf dem bekannten Miserere von Gregorio Allegri und Mozarts Motette Ave verum corpus. Die Evocation ist kein auffallend virtuoses Showstück, sondern beschwört Eindrücke der Sixtinischen Kapelle im Vatikan herauf. Dies erfordert in den zahlreichen zarten Passagen in hohen Lagen viel Fingerspitzengefühl, welches Haselböck ohne jeden Zweifel besitzt.

Auch Mozarts drei Kirchensonaten für Orgel und Orchester (1776–78) standen auf dem Programm. Mit reduziertem Orchester und ganz ohne Bratschen erzeugte die Orgel hier als gleichwertige Spielpartnerin eine sehr intime Atmosphäre.

Ein orgelfreies Stück gab es nach der Pause mit der selten aufgeführten 2. Symphonie c-Moll (in der Erstfassung von 1872) von Anton Bruckner, der als Organist von seinem Instrument einige Kompositionstechniken ableitete. Die 2. Symphonie hatte es damals schwer, überhaupt zur Uraufführung zu gelangen, und wird heute von vielen als noch nicht „typisch“ brucknerisch empfunden. Dabei ist sie durchaus ansprechend, mit Anklängen an Beethoven, aber auch an die Bergwelt Oberösterreichs. Haselböck holte aus den sehr engagiert spielenden Symphonikern eine Menge heraus, und das Publikum dankte es ihm und dem Orchester mit viel Applaus.

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