Tosende Hunnenschlacht

7.11.2016, 19:46 Uhr

Zunächst wird das Gefecht tosend dargestellt durch Liszts „Hunnenschlacht“, ein monumentales Tonbild, das er nach dem gleichnamigen Historien-Gemälde von Wilhelm Kaulbach schuf. Es erklingt eine Battaglia, ein musikalisches Schlachtengemälde voller Fanfaren, Kampfgetöse, Triumphgeschrei und heroischer Dynamik. Die Violinen erklimmen den Himmel, Trompeten und Hörner attackieren sich dramatisch.

Haselböck an der Orgel setzt Friedenszeichen, wenn er den gregorianischen Choral „Crux fidelis“ anstimmt, der das römische Heer und das Christentum symbolisiert. Attilas heidnische Hunnen unterliegen. Die Sonne erstrahlt, Frieden breitet sich aus. Es folgt Liszts „Beschwörung der Sixtinischen Kapelle“, ein Orgel-Solo, das diese kompositorisch nachbildet. Das ergreifende Werk ist voller Kummer und Leid, lässt aber auch Zukunftsglauben spüren.

Hier kann Martin Haselböck, der preisgekrönte Top-Organist, seine Meisterschaft demonstrieren. Sein charaktervolles Spiel ist von Licht getragen, in weichen, fließenden Tönen voller Leichtigkeit erweckt er die Fresken Michelangelos in der Kapelle, aber auch ihre musikalische Tradition. Gleich wird die Last leichter, so viel Zuversicht schenkt er dem Publikum. Das Klanggebirge ist majestätisch, aber durch Haselböcks Vermittlung bezwingbar. Wenn er die Orgel zum Vibrieren bringt, passiert etwas Besonderes: Der Musiker tritt zurück, Transzendentes erhält Raum.

Mozarts kurze Kirchensonaten für Orgel und Orchester schillern und schweben durch die Meistersingerhalle, so köstlich sind ihre Klangfarben, vom Glanz in der Höhe bis zu den Bässen in Haselböcks Pedal.

Anton Bruckners Symphonie Nr. 2 c-Moll in der Fassung von 1872, die wenig bekannt und selten zu hören ist, gerät Haselböck zu einem souveränen Klangbild. Spannungsvoll ist das erste Thema des Kopfsatzes, die Punktierungen und Akzente werden fest genommen, die Blech-Fanfaren frisch geschmettert, Phrasen knackig auf einen Zielpunkt hin gestaltet. Der Zug nach vorn ist deutlich spürbar. Dort, wo Bruckner etwas an Schubert erinnert, nämlich im Seitensatz, und da, wo es bukolisch zugeht, trumpft Haselböck auf, um die Lieblichkeit dieser Teile zu zelebrieren.

Der zweite Satz punktet mit einer ruhigen, ja innigen Interpretation, die trotzdem geschickt das weihevolle Bruckner-Klangbad umschifft. Das Scherzo kommt wuchtig daher. Im flotten Finale geht dann die Post ab. Das zweite Thema wird angenehm sanft angegangen, bis wieder der Sturm losbricht. Eine wilde Coda beendet das Werk und das hochkarätige Konzert.

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