Wenn der Vater mit dem Sohne, Teil zwei

27.11.2016, 18:06 Uhr
Wenn der Vater mit dem Sohne, Teil zwei

© Foto: PR/Hönig

So ließ der Auftritt Shelley/Shelley Nummer zwei nicht lange auf sich warten. Vor begeisterter Kulisse in der ausverkauften Meistersingerhalle wurde wiederum mit pianistischen Taten geprunkt, und zwar mit dem virtuosen Schmiss von Sergej Rachmaninows Meisterpartituren.

Respektgebietend, wie sensibel Solist und Orchester reagieren und emotional entschlackt im ersten Klavierkonzert von Rachmaninow korrespondieren. Dem frühen, überschwänglich lebensfroh gestimmten Konzert widmet Howard Shelley leichtfingrige Technik und gefühlige, doch nie überzogene Rubato-Dehnungen. Dieses sympathische, künstlerisch mit charmanten und brillanten Einfällen gespickte Porträt macht Eindruck – nicht minder die fabelhafte Anschlagskultur und die von großem Atem getragene, leuchtende Tongebung. Spurtschnell werden Abschnitte durchrast. Es entsteht eine trefflich ausbalancierte Mischung aus lyrischer Natur und rhythmisch kantigen Steigerungen. Dazwischen schieben sich immer wieder Oasen, an denen sich Howard Shelleys Fantasie farbenreich entzündet.

Die feingliedrige „Paganini Rhapsodie op. 43“ zählt wohl zu den geistvollsten Variationswerken für Klavier und Orchester. Kein Geheimnis, dass die artistischen Gewitter des Teufelsgeigers Paganini und seine atemnehmenden klangrevolutionären Taten viele Musiker in den Bann zogen. Howard Shelley, 66, schlüpft hier in die Rolle des Hexenmeisters. Hellhörig begleitet von den sensibel agierenden Symphonikern, rückt er den eminenten Schwierigkeitsgraden von Rachmaninows Paganini-Lesart zu Leibe und serviert glanzvolle Passagen.

Da macht sich ein Künstler ans Werk, der nicht nur mit fulminantem Virtuosen-Appeal die raschen Teile befeuert, sondern auch feinfühlig die Lyrik aufblühen und die Kantilenen aussingen lässt. Immer wieder bringt dieser furiose, stilistisch so geschmackvoll spielende Gestalter die extrem emotionale Harmonik und Melodik zu einer spannungsgeladenen Wiedergabe. Bei so viel solistischer Bravour gerät das Publikum aus dem Häuschen – und wird mit Rachmaninows Prélude cis-Moll op. 3/2 und der Transkription für Klaviersolo von Rimsky-Korsakows „Hummelflug“ belohnt.

Rassige Wunschkonzert-Kost umrahmt das Shelley-Shelley-Event: die „Polowetzer Tänze“ aus Borodins unvollendeter Oper „Fürst Igor“. Da flackert die Orchesterhitze und zündet funkelnde russisch-orientalische Melodik. Zum Entrée vibriert die handwerkliche Kunst des romantischklassizistisch komponierenden Alexander Glasunow, der seinem „Herbst“ aus dem Ballett „Die Jahreszeiten“ auch eine spritzige Bacchanale mit auf den Weg gibt.

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