Roter Punkt soll Druck auf den VGN machen

7.2.2011, 10:59 Uhr
Roter Punkt soll Druck auf den VGN machen

© Hans-Joachim Winckler

Die Idee der Sozialforums-Aktivisten: Inhaber des Fahrausweises, mit dem bis zu sechs Personen öffentliche Verkehrsmittel nutzen dürfen, greifen Menschen unter die Arme, die sich dann ein eigenes Ticket sparen können. Das hilft sozial Schwächeren, doch an der eigentlichen Stoßrichtung lassen die Initiatoren keine Zweifel: „Auf diese Weise“, heißt es in einer Mitteilung von Forumssprecher Stephan Stadlbauer, „werden die Umsätze des VGN sinken, und wir können Druck mit dem Ziel der Preissenkung ausüben.“ Der rote Punkt habe darüber hinaus den „schönen Nebeneffekt, dass man miteinander ins Gespräch kommt und nicht nur teilnahmslos vor sich hin starrend nebeneinander sitzt“.

Wenig Zuversicht

Nach Ansicht des Sozialforums — eines Bündnisses linker Gruppierungen und Parteien, von Gewerkschaften, Kirchen und sozialen Initiativen — sind die regelmäßigen Preiserhöhungen im öffentlichen Personennahverkehr um einige Prozent nicht akzeptabel. Dass ab dem Januar 2012 nun auch noch die von der infra angekündigte, schrittweise Abschaffung des Fürther Kurzstreckentarifs zu einer Verteuerung der Tickets führen wird, komme erschwerend hinzu.

Weder das Argument der Verkehrsbetriebe, nur durch steigende Preise könne man das hohe Niveau des Angebots gewährleisten, noch die Ankündigung von infra-Chef Hans Partheimüller, in naher Zukunft werde ein seit langem vom Forum gefordertes Sozialticket für Menschen mit geringem Einkommen eingeführt, trägt zur Beruhigung der Kritiker bei. Zum einen werde dieses Ticket nach Informationen des Forums wohl erst ab 9 Uhr am Morgen gelten, zum anderen hält man Partheimüllers Aussagen für wenig präzise.

Denn, wie von den Fürther Nachrichten berichtet, verweist der VGN auf die zu einem Sozialticket nötige Zustimmung aller 23 beteiligten Städte und Landkreise sowie acht Verkehrsunternehmen; ein Zeitpunkt für die Einführung könne deshalb nicht genannt werden. Man prüfe den Fürther Wunsch zwar „wohlwollend“, zusagen aber könne man nichts.



„Ob und wann wir das Ticket je bekommen, steht also weiterhin in den Sternen“, folgert daraus das Sozialforum. „Die Preiserhöhungen treten aber schon ab 1. Januar ganz real in Kraft.“ Deshalb fordere man deren Rücknahme sowie die Einführung eines Sozialtickets zum Preis von höchstens 15 Euro.

Nicht ganz neu

Weil das aber kaum von heute auf morgen passieren dürfte, setzt man nun auf den „Roten Punkt“ — eine Aktion, die übrigens nicht neu ist, wie ein Blick ins Archiv unserer Zeitung zeigt. Schon 1972 prangte das farbige Signal auf Betreiben einer Bürgerinitiative an den Windschutzscheiben Nürnberger Autos, deren Besitzer ebenfalls zur Gratis-Mitfahrt einluden; die MobiCard gab es Anfang der 70er noch nicht.

Anlass aber war damals wie heute eine Tariferhöhung im öffentlichen Personennahverkehr. 2000 Menschen beteiligten sich 1972 nach Angaben der Organisatoren, während die davon betroffene Nürnberger Verkehrsaktiengesellschaft (VAG) lediglich von „einer Handvoll Störenfriede“ sprach.

 

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