Demos in Fürth: Protest gegen Sozialabbau

1.5.2017, 14:30 Uhr
In Fürth gingen rund 300 Menschen am 1. Mai für mehr soziale Gerechtigkeit auf die Straße.

© Ulrich Schuster In Fürth gingen rund 300 Menschen am 1. Mai für mehr soziale Gerechtigkeit auf die Straße.

Bereits am Samstagnachmittag hatte die Antifaschistische Linke zur Einstimmung auf die Maikundgebungen an die Kleine Freiheit geladen. Dabei klagten die Redner insbesondere über die Verschlechterung der Wohnsituation für Einkommensschwache: die Schattenseite der florierenden Baukonjunktur in Fürth. Als Ausweg aus der Misere wurde das Vergesellschaften von Leerständen und die stärkere Bürgerbeteiligung an der Gestaltung des Wohnumfelds gefordert.

Unter massivem Polizeiaufgebot zogen die rund 180 Demonstranten durch die Stadt. Der knapp zweistündige Aufmarsch mit Zwischenstopp am künftigen Ludwig-Erhard-Zentrum verlief friedlich. Weitaus weniger Ordnungskräfte begleiteten am Maifeiertag dann die Hauptdemonstration. Nachdem das Gewerkschaftshaus an der Kleinen Freiheit Ende letzten Jahres verkauft worden ist, war heuer erstmals der Grüne Markt das Ziel. Etwa 300 Menschen zogen hinter den Fürther Sambistas, einer inklusiven Sambagruppe der Musikschule, vom Bahnhofplatz aus durch die Fußgängerzone und die Gustavstraße zum Kundgebungsplatz.

Mit dabei: ein als "Schulz-Zug zum Kanzleramt" dekorierter Bollerwagen, aus dessen Lautsprechern die Internationale erklang. Zu den Marschierern hatten sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Carsten Träger, SPD-Landtagsabgeordnete Horst Arnold, die Grünen-Bezirksrätin Lydia-Bauer-Hechler und Bürgermeister Markus Braun gesellt.

"Beispiellosen Sozialabbau" als Auswirkung neoliberaler Politik prangerte ver.di-Sekretärin Ursula Lischke als Hauptrednerin der Kundgebung an. Die Amerikanisierung des deutschen Arbeitsmarktes lasse die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffen. Abstiegsängste trieben Menschen in die Fänge Rechtsradikaler, die mit Scheinlösungen lockten.

Kinderarmut war ein Thema

Ruth Brenner, Sprecherin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, nannte es "eine Schande für diese Gesellschaft", dass jedes fünfte Kind auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. Größere Anstrengungen für Alleinerziehende forderte Oberbürgermeister Thomas Jung, der auch im Bau weiterer Sozialwohnungen eine wichtige Fürther Aufgabe sieht.

Um Wohlstand, Frieden und Freiheit auf europäischer Ebene zu sichern, müsse die Idee des Teilens noch stärker Fuß fassen. Dies betonte auch der katholische Dekan André Hermany, der große Defizite zwischenmenschlicher Wertschätzung in der modernen Arbeitswelt beklagte.

Auf Plakaten hielten Kundgebungsteilnehmer ihre Forderungen im Hinblick auf sozial gerechte Alterssicherung fest. Für einen beschwingten Ausklang sorgten "Eisi & Band".

 

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