Hauptschüler setzen sich für Behinderte ein

26.2.2010, 00:00 Uhr
Hauptschüler setzen sich für Behinderte ein

© Hans von Draminski

Sabine Hardege spielt eine gestresste Sprechstundenhilfe, die für das «Sonderkommando» der Hauptschule Soldnerstraße keine Zeit hat. Entsprechend anstrengend ist es für die Schülerinnen und Schüler, an die Informationen zu kommen, die sie für den Behindertenrat sammeln sollen.

Die große Frage ist, wie barrierefrei, also wie geeignet für Menschen mit Behinderung Fürths Arztpraxen sind. «Da gab es schon bei den Checks im Vorfeld manch bedenklich stimmendes Ergebnis», weiß Lothar Wüstner, Vorsitzender des Behindertenrats. Seien es die Räume des Allgemeinarztes, die mangels Aufzug für Rollstuhlfahrer kaum zugänglich sind, oder der Zahnarzt, vor dessen Türe selbst das Behindertentransportauto nur mit großer Mühe einen Parkplatz findet. Für die von Sabine Hardege angeleiteten Teams aus der 9 b der Soldnerschule und der von Antje Sakuth-Wiethe «gecoachten» 7. Klasse der Hallemannschule gilt es, einen umfangreichen Fragenkatalog abzuarbeiten.

Thomas Reinhardts Zahnarztpraxis in der Königstraße ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch bei an sich gut ausgestatteten Praxen noch Verbesserungsbedarf gibt. So eignen sich die Räumlichkeiten in der Königstraße durch ihre Ebenerdigkeit beispielsweise gut für Rollstuhlfahrer. Andererseits gibt es aber in der Praxis keine spezielle Behindertentoilette, worauf die Helferinnen um Maria Pößl bereits bei der Terminvergabe hinweisen.

Möglichst viele Adressen sollen «abgeklappert» werden, um am Ende einen detaillierten Sachstandskatalog vorlegen zu können. «Es geht darum, auch die Barrieren in den Köpfen abzubauen und konkret nach Verbesserungen zu suchen», sagt Lothar Wüstner, der über das starke Engagement der Hauptschul-«Praxis-Checker» sichtlich erfreut ist.

Demographischer Wandel

Aus Wüstners Sicht lässt die medizinische Versorgung nicht zuletzt wegen der Gesundheitsreform inzwischen viel zu wünschen übrig: «Ärzte machen oft keine Hausbesuche mehr, und durch den demographischen Wandel wird die Zahl alter, oftmals auch behinderter Menschen immer größer», erklärt Wüstner, der selbst blind ist und daher unter anderem darauf achtet, wie es um die Orientierung sehbehinderter Patienten in den gewählten Örtlichkeiten bestellt ist.

Am Mittwoch, 14. April, will der Behindertenrat die Ergebnisse des Praxis-Checks vorstellen.