Im Wald bleiben Holz und Arbeit liegen

29.3.2018, 06:00 Uhr
Immer mehr Waldbesitzer haben Probleme, ihren Forst selbst in Schuss zu halten.

© Patrick Schroll Immer mehr Waldbesitzer haben Probleme, ihren Forst selbst in Schuss zu halten.

Der bayerische Waldbesitzerverband schlägt deshalb Alarm. Immer mehr der in Bayern gezählten 700.000 Waldeigentümer hätten zunehmend Probleme, ihren Forst selbst in Schuss zu halten. Das Problem ist Michael Kreppel auch im Landkreis Forchheim bekannt.

Der Forstdirektor vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Scheßlitz kennt die Sorgen und Nöte seiner Schützlinge — Bäume wie Waldbesitzer — gut. Gerade in Franken ist die Problematik im Vergleich zu Südbayern groß. In den südlicheren Gefilden des Freistaates habe sich die Sitte durchgesetzt, dass das erstgeborene Kind den gesamten landwirtschaftlichen Besitz seiner Eltern geerbt hat. Im Fränkischen schlug die sogenannte Realteilung durch.

Bei dieser Regelung erben und erbten alle Nachkommen einen gleichberechtigten Anteil des Besitzes. Nicht nur ihre Äcker, sondern auch Waldgrundstücke der Eltern teilten sich über Generationen in immer kleiner werdende und somit unwirtschaftlichere Parzellen. Nicht selten liegen die Grundstücke voneinander entfernt, so Kreppel.

Im Landkreis besitzen die über 15.000 Waldbesitzer im Durchschnitt zwei Hektar, aufgeteilt in mehrere Parzellen. Diese sind wiederum im Mittel nicht viel größer als 60 Quadratmeter. Doch nicht nur die überschaubare Fläche als Folge der Erbteilung macht den Waldbesitzern heute Schwierigkeiten. Und wieder blickt Kreppel zurück in die Vergangenheit.

Stadt statt Wald

"Landwirtschaftliche Flächen werden heute hauptsächlich an Großlandwirte verpachtet", sagt Kreppel. Doch der Wald bleibt meist im Besitz. Mancher Eigentümer lebt von Berufswegen schon mal in Übersee oder wisse nicht, wo sich sein Flurstück genau befindet.

Wenn sich die Familie über die Zeit von der Landwirtschaft verabschiedet, verschwinden auch Traktor oder Lagerhalle mit den Jahren. Dem Nachwuchs fehlt es an Gerätschaften, um den Wald zu bewirtschaften, so Kreppel. Doch alleine auf weiter Flur muss sich deshalb niemand fühlen.

An dieser Stelle kommen die Waldbesitzervereinigungen (WBV) ins Spiel. Zwei davon gibt es im Landkreis. Im östlichen Landkreis heißt die WBV "Fränkische Schweiz" und zählt rund 1900 Mitglieder. Im Westen haben sich knapp 1100 Personen unter dem Namen "Kreuzberg" zusammengeschlossen.

In jedem der fünf Reviere im Landkreis erhalten die Waldbesitzer eine kostenlose Beratung beim Revierleiter. "Der Förster kommt in den Wald, begutachtet und gibt Ratschläge, ob und was zu tun ist." Den Baumbestand regelmäßig zu pflegen, schützt auch vor Gefahren.

Gefahren lauern in der Krone

Diese können schon bei einem Sturm lauern. Stehen die Bäume eng gedrängt nebeneinander, bilden sich die Kronen eng und die Stämme nur dünn aus und werden instabil. Dicke und damit sturmfeste Stämme könnten sich nur entwickeln, wenn der Bestand rechtzeitig durchforstet wurde, die Bäume also genug Platz zum wachsen haben, so Kreppel. Und schließlich droht mit dem Borkenkäfer jedes Jahr aufs Neue ein Unheil.

Der Klimawandel macht die Situation nicht einfacher. Zwar kümmert sich Stephan Keilholz als Forstbetriebsleiter des Bayerischen Staatswaldes im Raum Forchheim nicht um private Wälder, doch auch für diese gilt: Zu hohe Temperaturen und zu wenig Niederschläge machen bisher heimischen Baumarten das Überleben schwer. Auch die Kiefer, eine nordische Baumart, leidet.

Der Süden erhält Einzug

"Momentan pflanzen wir viele Tannen, weil sie für viele verschiedene Standorte geeignet ist", sagt Keilholz. Die Esskastanie — der Baum des Jahres 2018 — steht im Forstbetrieb mit mehreren Tausend jungen Bäumen startbereit. Bisher hat sich jene Sorte in südlicheren europäischen Ländern wohlgefühlt. Am heutigen Donnerstag lässt sie sich erstmals in Oesdorf nieder. Bei einer Pflanzaktion mit dem Oesdorfer Forstrevierleiter Erich Daum sind die ersten Kastanien in Franken angekommen.

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