Norma: Mäzen mit Diskretion

1.5.2018, 21:00 Uhr
Norma: Mäzen mit Diskretion

© Foto:Pfrogner

Vornehme Zurückhaltung erlebt man immer wieder, wenn man mit den Vertretern der Manfred-Roth-Stiftung zu tun hat. Wie viele Anfragen die 2010 nach dem Tod des kinderlosen Mäzens gegründete Stiftung jährlich erreichen, wie viele Projekte sie fördert und welche Summe sie dafür in die Hand nimmt, darüber wahren Stiftungsvorstand Wilhelm Polster und Klaus Teichmann Stillschweigen.

"Die Stiftung war Manfred Roth ein ganz großes Anliegen", sagt Polster. "Er wollte, dass sich sein Lebenswerk fortsetzt." Konkret habe der Unternehmer skizziert, wer bedacht werden soll: Forschung und Wissenschaft, Bildung und Erziehung sowie Menschen in Not. Sportvereine dagegen zählten zum Beispiel nicht zum möglichen Empfängerkreis, erläutert Teichmann. Die Stiftung ist bundesweit tätig, auch wenn ein Schwerpunkt ihrer Arbeit in der Metropolregion liegt.

Aus den Erlösen gespeist

"Wir leben als gemeinnützige Stiftung von dem, was Norma verdient und die Mitarbeiter leisten", betont Stiftungsvorstand Polster. "Nur mit Geld und Immobilien als Rücklage könnten wir bei Weitem nicht das tun, was wir jetzt tun." Es sei ein genialer Entwurf gewesen, der Manfred Roth damals vorschwebte, eine Stiftung nicht aus Zins-, sondern aus Unternehmenserträgen zu bedienen.

"Je nach Höhe des Gewinns entscheiden wir, wie viel im Unternehmen bleibt und welcher Anteil aus dem Gewinn Stiftungszwecken zufließt", erläutert Polster, den mit Roth eine jahrzehntelange Freundschaft verband. Auch die Auswahl, welche Projekte gefördert werden, trifft der vierköpfige Stiftungsrat, zu dem neben Polster und Teichmann noch der Wirtschaftsprüfer Klaus Köhler und der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein gehören.

So wurden in den vergangenen Jahren – wie berichtet – unter anderem die Heilsarmee, die Notschlafstelle der Bahnhofsmission, die Forschungsstiftung Medizin am Universitätsklinikum Erlangen und das Ludwig-Erhard-Haus mit vier- bis fünfstelligen Beträgen gefördert. Kürzlich freuten sich außerdem die jungen Musiker der Fürther Streichhölzer über einen Scheck in Höhe von 10 000 Euro.

13000 Mitarbeiter in 1400 Filialen

Norma-Gründer Roth hat sein gesamtes Vermögen in die nach ihm benannte Stiftung eingebracht; für die Übernahme der geschäftlichen Aktivitäten wurden zwei weitere Stiftungen errichtet. Über 1400 Filialen in vier europäischen Ländern und rund 13 000 Mitarbeiter zählt der Lebensmittel-Discounter heute.

Was Manfred Roth für ein Mensch war? Ein bescheidener, sehr christlicher und ehrbarer Kaufmann, ein Tierfreund, Pferdeliebhaber und passionierter Reiter, zählt Jugendfreund Polster auf. Er ist mit Roth einst aufs Hardenberg-Gymnasium gegangen. "Wir haben 1954 zusammen Abitur gemacht, er studierte danach Betriebswirtschaft in Nürnberg, ich Theologie und Medizin in Erlangen", erinnert sich Polster. Die Arbeit in der Stiftung sei für ihn eine Selbstverständlichkeit, da er mit Roth aufs Engste verbunden und sie im höheren Alter fast wie Brüder gewesen seien.

"Das ist eine sehr schöne Aufgabe, im Sinne des Herrn Roth zu wirken, wenn man das Unternehmen mit aufgebaut hat und die rechte Hand war", bestätigt auch Teichmann. Ergreifend seien mitunter die zahlreichen, übers Jahr verteilten Spendenübergaben, über die nie die Stiftung selbst, sondern stets die Empfänger berichten. Manchmal singen diese ein Lied für die Mäzene, andere, wie eine Gruppe von Pflege- und Adoptivkindern, die der Verein Pfad für Kinder Nürnberg/Fürth ehrenamtlich unterstützt, bedanken sich mit einem selbst gemalten Bild. Ihr Werk steht nun gerahmt im Büro der Stiftung in der Unternehmenszentrale. "Das hat mich richtig berührt", sagt Teichmann.

Tränen in den Augen

"Ich habe öfter Tränen in den Augen, die Freude und Dankbarkeit sind überwältigend", schildert der frühere Pfarrer Polster. Ein Stabwechsel in der Stiftung stehe in absehbarer Zeit nicht an, so die beiden Roth-Vertrauten, die betonen: "Wir sind noch auf Jahre hinaus berufen."

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