50 Jahre drehen, fräsen, bohren

7.5.2010, 00:00 Uhr
50 Jahre drehen, fräsen, bohren

© Huber

»Das große Thema bei uns im Betrieb ist Zerspanung, der Überbegriff für Drehen, Fräsen, Bohren. Wir liefern anderen Betrieben die Werkzeuge«, erläutert Alexander Franz, seit zwei Jahren Werksleiter bei Kennametal. »Am Morgen dauert es sicherlich keine Minute, bis Sie in Kontakt mit einem Teil kommen, das mit Hilfe unserer Produkte hergestellt wurde«, erklärt er weiter. Der Lichtschalter, der am Morgen angeknipst wird, sei bestimmt in einer Form gegossen worden, die mit einem Werkzeug von Kennametal hergestellt worden ist, ist sich Franz sicher.

Was sind denn das nun für Teile, die in Ebermannstadt produziert werden? Ganz präzise heißen sie Wendeschneidplatten, sind etwa einen Zentimeter groß und haben entweder vier oder acht superscharfe Schneidecken. Diese kleinen Platten aus Hartmetall oder auch aus Keramik werden zum Beispiel auf einer Fräse eingesetzt, die dann eine Stahlplatte in die richtige Form bringen kann.

»Bei einem Motorblock sind sämtliche Bohrungen mit Werkzeugen von Kennametal gemacht.« Auch eine Nockenwelle oder eine Kurbelwelle funktioniere nur dank der Wendeschleifplatten. »Wir sind der führende globale Anbieter von Werkzeuglösungen«, sagt Alexander Franz stolz. Kunden des Unternehmens sind Automobilhersteller und -zulieferer, Luft- und Raumfahrttechnik, Maschinenbau- und Energieerzeugerfirmen.

Das Ebermannstädter Werk fertigt zu 90 Prozent solche Wendeschneidplatten, die härter als Stahl sind. Zwei Drittel der Produktion sind Standardlösungen, ein Drittel sind individuelle Anfertigungen für Kunden. Insgesamt werden in dem rund 13 500 Quadratmeter großen Werk am Berg oberhalb der Realschule pro Jahr rund 16 Millionen Wendeschleifplatten produziert sowie rund eine Million Bohrer spezial beschichtet.

Besonders widerstandsfähig

Ursprünglich wurde der Ebermannstädter Betrieb 1960 von Karl Hertel aus Fürth gegründet. Damals arbeiteten etwa 20 Leute im Werk. Groß geworden ist das Unternehmen mit den »Fix Perfect Wendeschleifplatten«.

1970 wurde das so genannte ISO-Programm eingeführt, das sind standardisierte Wendeschleifplatten mit vier Ecken. Ab 1980 stieg das Ebermannstädter Werk in die Beschichtungstechnologie ein. Dadurch wurden die kleinen Platten noch widerstandsfähiger. Außerdem wurden ab 1980 die Wendeschleifplatten auch aus Keramik produziert. 1993 wurde die Hertel AG in den Kennametal-Konzern integriert, dessen Hauptsitz sich in Latrobe in Pennsylvania, USA, befindet. Das amerikanische Unternehmen hat in über 60 Ländern Vertretungen und weltweit rund 14 000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz beträgt 2,4 Milliarden Dollar.

Im Ebermannstädter Werk arbeiten zurzeit 441 Mitarbeiter und 34 Auszubildende. Ausgebildet wird in den Berufen Industriemechaniker, Mechatroniker, Fachinformatiker sowie Maschinen- und Anlagenführer.

Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise ist auch an Kennametal Ebermannstadt nicht spurlos vorbei gegangen, gesteht Alexander Franz. Es habe deutliche Rückgänge gegeben. Das meiste konnte man aber dank Arbeitszeitkonten und Kurzarbeit auffangen. »Daneben haben wir uns im wesentlichen von Leiharbeitern getrennt«, erläutert der Werksleiter. »Inzwischen geht es aber wieder aufwärts.« Die Umsätze seien wieder am Steigen, freut sich Franz.

Doch jetzt wird im Ebermannstädter Werk erst mal am Samstag, 8. Mai. das 50-jährige Bestehen gefeiert. Zum Festakt ab 11 Uhr reisen auch Carlos Cardoso, Präsident von Kennametal, aus USA an, sowie Kemal Yegenoglu, Präsident der europäischen Niederlassungen. Am Nachmittag ab 13 Uhr ist dann ein Familientag für die Mitarbeiter des Werkes und deren Angehörigen geplant, am Abend wird im Festzelt weitergefeiert.