Wenn der Pleitegeier über dem Staat kreist

11.6.2010, 00:00 Uhr
Wenn der Pleitegeier über dem Staat kreist

© Hans von Draminski

In Berlin und Stuttgart soll es am morgigen Samstag, 12. Juni, Großdemonstrationen unter dem Motto »Wir zahlen nicht für eure Krise« geben, zu denen die IG Metall und die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aufrufen.

In der Schwabacher Straße blieb der »Demonstrationszug« überschaubar. Um dem »gefräßigen Drachen« Sozialabbau ein Gesicht zu geben, waren zwei Mitglieder des Sozialforums trotz der frühsommerlichen Hitze in ein Kostüm geschlüpft. An das Pappmaché-Ungetüm wurden von anderen Aktivisten symbolisch Luftballons verfüttert, die für Rente, Hartz-IV-Leistungen oder warme Wohnungen standen. »Denjenigen, die jetzt schon am wenigsten Geld haben, sollen noch die Bezüge gekürzt werden - wo führt das hin?«, fragte die Grünen-Politikerin Lydia Bauer-Hechler, die im Demonstrationszug mitmarschierte.

Die Schülerin Lena Schmailzl jonglierte mit Keulen und Bällen - was eine Metapher auf die Keule sein sollte, mit der die Regierung aus Unionsparteien und FDP momentan aus Sicht der Gewerkschaften die Errungenschaften des Sozialstaates mutwillig und sinnlos zertrümmert.

»Dreiste Lüge«

Die Unterstellung von Außenminister und FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle, die Deutschen würden »über ihre Verhältnisse leben«, nennt Stephan Stadlbauer vom Sozialforum eine »dreiste Lüge«, die sich bei etwas Nachdenken von selbst entlarvt. Denn um Geld auszugeben beziehungsweise zu sparen, müsse man zunächst einmal welches haben - »was auf die Ärmsten in der Gesellschaft, die es jetzt am härtesten erwischt, bestimmt nicht zutrifft«, schimpft Stadlbauer.

Über der kleinen Demonstration schwebte ein »Pleitegeier«, dem sein »Puppenspieler« die krächzende Stimme der drohenden Armut lieh. Mit Flugblättern wurde auf die sozialen Einschnitte hingewiesen, sei es die Rente mit 67 oder der geplante Bildungsabbau.

Der Bus zur Demonstration in Stuttgart startet am Samstag um 8 Uhr beim Gewerkschaftshaus. Wer mitfahren will, informiert sich bei Beatrix Ross, Telefon (09 11) 97 05 30.