Abriss der Schwarzbauten im Wald ist teuer

19.10.2018, 19:37 Uhr
Abriss der Schwarzbauten im Wald ist teuer

© Foto: Roland Fengler

Der Streit um den Nürnberger Reichswald ist so alt wie der Wald selbst, erklärte Gerhard Brunner, ausgewiesener Reichswald-Experte und Lehrer an der Schule, in einem kurzen Einführungsvortrag. Schon seit dem 14. Jahrhundert rangen Jäger, Förster, Bauern und Erholungssuchende um ihr Recht am Wald.

Dabei verwundert es nicht, dass diese Brisanz noch zunimmt, seitdem der Wald schrumpft und die Zahl der anwohnenden Bevölkerung steigt.

Doch auch wenn der Flächenfraß am Reichswald kürzlich stark zurückging – die Diskussion darum, wer im Wald was darf, bleibt aktuell wie nie.

Die Diskussionsrunde, die sich am Tag des Waldes traf, versprach von Anfang an hitzig zu werden. Denn der Nürnberger Reichswald ist von Umweltinitiativen, Förstern und dem Erholungssektor umkämpft. Der erwartete harte Schlagabtausch der Diskussionspartner blieb aber vorerst aus.

Alle Beteiligten sind sich einig: Es braucht Kompromisse im Reichswald, die es Förstern, Wanderern, Mountainbikern und Umweltschützern ermöglichen, gemeinsam miteinander auszukommen. Schnell stellte sich aber heraus: Um solche Kompromisse finden zu können, müssen die Beteiligten weiter aufeinander zugehen.

Vor allem Förster und Mountainbiker sahen sich deshalb doch noch in die Defensive gedrängt. Denn zum einen herrscht im Reichswald Uneinigkeit über die Holznutzung durch die Staatsforsten und zum anderen über das Verhalten von Mountainbikern. Sowohl Ralf Straußberger vom Bund Naturschutz und Markus Ganserer vom Fränkischen Albverein auf dem Podium, als auch Vertreter der Bundesbürgerinitiative Waldschutz kritisieren den Einschlag der Staatsforsten im Wald. Ganserer und Straußberger sind sich dabei einig: Holznutzung im Reichswald ja, nur das Maß sollte reduziert werden.

Schärfere Töne schlugen die Teilnehmer aus dem Publikum an. Die Wälder würden durch die Förster übermäßig genutzt ("brutal und rücksichtslos"), Wasser-, Arten- und Bodenschutz ignoriert, und schließlich werde durch die Bewirtschaftung dem Ökosystem schwer geschadet.

Roland Blank von den Nürnberger Staatsforsten verteidigte die Arbeit der Förster: Der Reichswald wachse derart schnell, dass nur ein Bruchteil des zugewachsenen Holzes überhaupt geschlagen werde.

Außerdem plädierte er für mehr Verständnis für Umbaumaßnahmen im Wald. Um den Forst fit für den Klimawandel zu machen, müsse er vom Kiefernwald zum Mischwald umstrukturiert werden. Dafür müssten aber zuerst viele Nadel- für zukünftige Laubbäume Platz machen. Der dabei entstehende Einschlag sei nicht schön, für einen schnellen Umbau aber notwendig, erklärte er.

Den Vorwurf der Bundesbürgerinitiative Waldschutz, die Förster würden mit sogenannten Rückegassen den Wald über die Maßen zerstückeln und den Boden durch schweres Gerät nachhaltig schädigen, wies Blank weit von sich. Die Anzahl und Abstände der Schneisen würden sich im legalen Rahmen befinden und seien für eine sinnvolle Bewirtschaftung des Waldes nötig.

Illegale Pfade

David Voll, Mountainbike-Landestrainer und Vertreter des Bayerischen Radsportverbands sah sich hingegen ganz anderen Vorwürfen ausgesetzt. Im gesamten Reichswald, besonders aber am Schmausenbuck, würden illegale Pfade von Mountainbikern angelegt und bis zu eineinhalb Meter hohe Sprungschanzen gebaut. Während die illegalen Wege dem Wald schadeten, müssten die Schwarzbauten von den Förstern entfernt werden. Die Kosten: teils mehrere Tausend Euro.

Auch wenn Voll beteuerte, seine Trainingsgruppen würden keine neuen Wege anlegen und auch keine Sprungschanzen bauen, gab er zu, diese zu nutzen. Vertreter der Deutschen Initiative Mountain Bike (DIMB) im Publikum erläuterten die verschärfte Situation für Mountainbiker. Fahrverbote und wenig Verständnis der Förster würden es erschweren, den Sport sinnvoll und legal auszuüben.

Ein runder Tisch sowie Möglichkeiten und Regeln für Mountainbiker, vielleicht sogar eigene Strecken müssten her. "Wenn Nürnberg als Standort für Leistungssport gefördert werden soll, muss es auch Möglichkeiten für Mountainbiker geben", plädierte der Vertreter des Radsportverbands.

Blank und Straußberger hingegen forderten Voll auf, klare Kante gegen Querfeldeinfahrer und Schwarzbauten zu zeigen. Leistungssport könne aber nicht auf Waldkosten gehen.

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