"Sie hat immer 150 Prozent gegeben"

13.2.2019, 20:49 Uhr

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Strohhacker erklärt im Pressegespräch, dass sie im vergangenen Jahr schwer erkrankt gewesen sei; nun gehe es ihr wieder besser, "aber ich muss künftig verantwortungsvoller mit meinen gesundheitlichen Ressourcen umgehen". Die Mutter zweier Söhne im Alter von zwölf und 15 Jahren arbeitet als Geschäftsführerin der Stadtreklame. Das Amt als Stadträtin habe pro Woche rund 30 Stunden in Anspruch genommen. Diese zusätzliche Belastung möchte sie sich nicht mehr zumuten. "Es tut uns sehr weh, es ist ein Schock für die Fraktion", sagt Anja Prölß-Kammerer, Vorsitzende der Genossen im Rathaus. Strohhacker sei ein "Aktivposten" gewesen. Wegen besagter Erkrankung habe sie im Vorjahr oft gefehlt, "aber wenn sie da war, hat sie immer 150 Prozent gegeben".

Strohhacker kam 2008 neu in den Rat, seither engagierte sie sich durchgehend im Personal- und im Wirtschaftsausschuss, zwischen 2010 und 2016 war sie auch wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Ab 2014 gehörte sie dem Finanzausschuss an. Themen, die ihr am Herzen lagen, waren zum Beispiel die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft und die Unterstützung von Existenzgründern. "Die Nachtökonomie war mir auch wichtig." Das Nachtleben dürfe nicht immer nur aus ordnungsrechtlicher Perspektive betrachtet werden, schließlich sei auch die "Wirtschaft nach acht Uhr" ein Standortfaktor.

Strohhacker trieb zudem als Erstunterzeichnerin der "Nürnberger Resolution", in der eine starre Frauenquote für Aufsichtsräte gefordert wird, die 2014 eingeführte Quotierung der kommunalen Aufsichtsgremien voran: "Seither müssen 40 Prozent der Posten mit Frauen besetzt werden", sagt sie. Zudem freut sich die scheidende Stadträtin, die seit 2008 auch dem Verwaltungsrat des Klinikums angehörte, über zusätzliche Substitutionsplätze für Drogenabhängige an dem kommunalen Krankenhaus.

Doch es klappte auch nicht alles, wie Strohhacker einräumt. Gerne wäre sie strenger gegen Spielhallen vorgegangen, "aber da fehlte die Unterstützung durch den Freistaat". Zudem sei sie zu Beginn ihrer Ratstätigkeit gemeinsam mit der FDP-Kollegin Christiane Alberternst mit dem Vorstoß gescheitert, eine eigene Kinderbetreuung für Stadträte zu installieren. Für die Idee als solche hat Prölß-Kammerer viel Verständnis, denn es sei schwierig, Sitzungszeiten und Kinderbetreuung zu vereinbaren.

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Strohhacker wird am 27. Februar aus dem Stadtrat verabschiedet, im März rückt dann der 52-jährige Siemens-Beschäftigte Dieter Goldmann für sie nach. Zudem muss der Posten des SPD-Vize-Fraktionsvorsitzenden nachbesetzt werden. Da derzeit jeweils zwei Frauen und Männer dem fünfköpfigen Vorstand angehören, könnten sich sowohl Männer als auch Frauen für den Posten bewerben, erklärt Prölß-Kammerer. Bisher gebe es aber noch keine Kandidaten. Dafür sei die Überraschung über den Rückzug wohl zu groß gewesen.

In den vergangenen elf Jahren, meint Katja Strohhacker, habe sich kommunalpolitisch schon einiges getan: "Das macht ein Auge lachend, wenn ich nun gehe."

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