Weniger Kirche, mehr Event: So heiratet Fürth 2019

30.6.2019, 10:00 Uhr
Weniger Kirche, mehr Event: So heiratet Fürth 2019

© Jörg Carstensen/dpa

Weniger Kirche, mehr Event: So heiratet Fürth 2019

© Claudia Wunder

Herr Meyer, neben Checklisten und Tipps finden Brautpaare in einer neuen Broschüre auch Vorschläge für Fotomotive in der Kleeblattstadt oder für Spaziergänge mit den Gästen. Ist die Konkurrenz unter den Städten so groß, dass Fürth Werbung für sich machen muss?

Nein, nein, uns wird’s nicht langweilig. Wir haben genug zu tun. Die Broschüre gibt ein Verlag heraus, sie ist für uns kostenfrei.

 

Wie viele Paare sagen denn Ja in Fürth?

Im vergangenen Jahr hatten wir rund 700 Eheschließungen und fast 250 Anmeldungen für auswärtige Standesämter. Das ist dann nötig, wenn Paare hier wohnen und woanders heiraten wollen.

 

Und für wie viele ist es nicht das erste Mal?

Bei etwa einem Drittel der Paare war ein Partner schon einmal oder auch öfter verheiratet.

 

Wo kann man denn in Fürth überall standesamtlich Ja sagen? Im Stadtmuseum nicht mehr, oder?

Das mit dem Museum haben wir mal ausprobiert, das hat sich allerdings nicht bewährt. Wir haben mit dem historischen Sitzungssaal im Rathaus und dem Schloss Burgfarrnbach aber zwei tolle Locations, finde ich. Natürlich gäbe es in Fürth noch andere schöne Örtlichkeiten – aber da sind wir nicht Herr im Haus, was manches erschweren würde. Die Räume müssen zudem "gewidmet" sein. Man kann also nicht einfach sagen: Mensch, kommt in meinen Garten! Wobei: Den könnten wir schon widmen – aber dann sind wir jede Woche in dem Garten.

 

Geheiratet wird freitags und samstags?

Genau, wobei die Samstagstermine im Schloss Burgfarrnbach immer schnell weg sind. Heuer sind sie auch schon ausgebucht. Im Dezember bieten wir noch Samstagstermine im Rathaus an – kurz vor Jahresende ist der Run erfahrungsgemäß noch mal groß.

 

Seit 2008 sind Sie im Fürther Standesamt tätig. Wie hat sich das Heiraten verändert?

Immer weniger Paare heiraten kirchlich, die standesamtliche Hochzeit wird damit für viele zum großen Tag, sie bekommt mehr Event-Charakter. Frauen tragen heute häufiger Weiß bei uns. Manche bringen 60 Gäste mit – andere kommen nur zu zweit, Trauzeugen braucht man ja nicht mehr. Manchmal, nicht ganz so oft zum Glück, hat man den Eindruck: Die Leute wollen es immer größer, höher, weiter haben.

 

Sie trauen Paare im 20-Minuten-Takt. Wie viel Mitgestaltung der Zeremonie ist da möglich?

Für ein Liebesgeständnis und Musik ist auf jeden Fall Raum. Man kann über uns Herrn Friedrich (von Piano Friedrich, Anm. d. Red.) mit seinem Harmonium buchen, einige bringen Sänger mit, andere Handys und Lautsprecher. Auch eine Live-Übertragung per Webcam nach Amerika hatten wir schon. Mit den Gästen anstoßen können die Paare im Flur oder bei schönem Wetter im Rathaushof.

 

Welchen Wunsch haben Sie schon mal abgelehnt?

Für ein Video wollte jemand eine Drohne im Sitzungssaal fliegen lassen, das haben wir nicht erlaubt.

 

Haben Sie schon Dramen erlebt?

Es hat noch niemand Nein gesagt. Aber dass wir vorne im Sitzungssaal stehen und es kommt niemand, das hatten wir schon einige Male. Wir rufen dann an unter den Nummern, die wir haben, und erfahren: Es hat sich erübrigt.

 

Hat schon mal einer der Gäste seinen Widerspruch gegen die Heirat eingelegt?

Nein. Wenn die Paare erst mal vor uns stehen, läuft es meist harmonisch.

 

Und wie sehr lassen Sie sich noch von den Emotionen der Paare anstecken?

Nach 3700 Trauungen kann mich nichts so leicht erschüttern.

 

Die neu aufgelegte Broschüre bekommen Paare bei der Anmeldung der Eheschließung. Sie liegt auch in Ämtern aus.

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