Er will Landrat im Kreis Forchheim werden: Reiner Büttner im Porträt

21.2.2020, 05:59 Uhr
Er will Landrat im Kreis Forchheim werden: Reiner Büttner im Porträt

© Foto: Roland Huber

"Wandel verstehen, Zukunft gestalten" ist sein Motto: Reiner Büttner (SPD) will Landrat werden. Statt als großer Kämpfer tritt Büttner eher als besonnener Kommunalpolitiker auf, der die Wählerinnen und Wähler mit seinen Themen überzeugen will.

Im Kreis Forchheim ist Büttner schon lange in der Kommunalpolitik aktiv. Und doch ist er keiner, der ständig die Aufmerksamkeit auf sich zieht oder gar polarisiert. Aber er hat eine klare Meinung: "Der Landkreis kann mehr." Das ist für ihn der Antrieb, Landrat werden zu wollen und Dinge vor Ort anzupacken.

Von 2006 bis 2016 war er SPD-Kreisvorsitzender. 2008 und 2013 kandidierte er bei den Landtagswahlen. Seit 2014 sitzt er im Forchheimer Stadtrat und im Kreistag. Seit 2016 ist er zudem Fraktionschef im Forchheimer Stadtrat. 2016 gab er das Amt des SPD-Kreisvorsitzenden ab, weil er es nach zehn Jahren im Amt richtig fand, jetzt "andere ans Steuer zu lassen".

Aufgewachsen ist er auf einem Bauernhof nahe Bad Staffelstein. "In einem 700-Seelen-Dorf", wie er sagt. Nach der Realschule hat er bei Bosch in Bamberg eine Lehre zum Elektroniker absolviert. Im Anschluss hat Büttner sein Fachabitur in Bamberg nachgeholt, seinen Zivildienst bei der Caritas abgeleistet und begann in den 1990er Jahren Elektrotechnik in Nürnberg zu studieren.

Als er damals seine Ehefrau kennenlernte, arbeitete sie in Bamberg, er in Nürnberg. So wählten sie vor mehr als 20 Jahren Forchheim in der goldenen Mitte als neue Heimat. Die Beiden haben zwei Töchter. Der Elektroingenieur arbeitet bei Sivantos in Erlangen, einem Hörgerätehersteller. Dort ist er seit zwei Jahren auch Betriebsratsvorsitzender.

Im ersten Job angekommen, trat er 1999 der SPD in Nürnberg bei und war bei den Jusos aktiv. "In der Elektrotechnik hatte ich wenig mit Menschen zu tun, das hat mir gefehlt. Und ich hatte Lust darauf, mich politisch zu engagieren", sagt er.

Vor dem Gasthof Zur Post in Egloffstein: Reiner Büttner will Gasthöfe erhalten und den Tourismus stärken.

Vor dem Gasthof Zur Post in Egloffstein: Reiner Büttner will Gasthöfe erhalten und den Tourismus stärken. © Roland G.Huber

An die Positionen der Sozialdemokraten glaubt er bis heute. "Zuletzt haben wir es nicht geschafft, unsere Inhalte richtig rüberzubringen", sagt er zum desaströsen Abschneiden seiner Partei bei Wahlen. "Wir sind die Arbeitnehmerpartei schlechthin", ist er überzeugt. Gerade mit der Digitalisierung und den großen Veränderungen der Arbeitswelt, die in den nächsten Jahren noch bevorstünden, sei es enorm wichtig, die Anliegen von Arbeitnehmern zu vertreten. Das merke er auch in seiner Arbeit als Betriebsrat. "Das müssen wir als SPD wieder stärker in den Vordergrund rücken."

Er will Landrat im Kreis Forchheim werden: Reiner Büttner im Porträt

© Foto: Roland Huber

Für dieses Porträt hat Büttner drei Orte ausgesucht, um seine Politik für den Landkreis der nächsten Jahre zu skizzieren – darunter Dormitz. "Alle beschweren sich über den starken Verkehr. Es stimmt auch, hier herrscht viel Verkehr." Er will für den Landkreis zusammen mit den Bürgern ein Verkehrskonzept erstellen – "damit wir unsere Politik danach ausrichten, wie wir uns in zehn Jahren bewegen wollen", so Büttner.

Es ändere sich zu wenig: "Wir wissen alle, dass wir CO2 einsparen müssen, aber beim Verkehr passiert kaum etwas." Er wünscht sich, dass mehr Menschen in Betracht ziehen, den ÖPNV zu nutzen. "In Dormitz fährt alle halbe Stunde der Bus, er ist aber oft auch leer." In den letzten Jahren sei viel in den ÖPNV investiert worden. "Manche wissen aber nicht, dass er schon besser ist", glaubt Büttner. Darum möchte er, dass Bürger den ÖPNV einen Monat lang gratis nutzen können.

Ein wichtiges Thema: die ärztliche Versorgung, weshalb er das Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz in Ebermannstadt ausgesucht hat. "Der Standort hier ist extrem wichtig für die Notfallversorgung in der Fränkischen Schweiz und dafür, dass sich die Menschen hier sicher und gut versorgt fühlen", betont er. Die mehr als 300 Arbeitsplätze müssten unbedingt erhalten werden.

Einige Bürger hätten Angst, dass in Ebermannstadt nur die Geriatrie und Psychosomatik gehalten werden, "vereinfacht gesagt als Spezialklinik für Ältere und Burn-Out-Patienten". Aber auch bei akuten Notfällen sollten die Menschen hier versorgt werden: "Dafür muss die Politik sorgen, dafür müssen wir Geld in die Hand nehmen und dürfen das Klinikum nicht nur betriebswirtschaftlich betrachten", findet er.

In Egloffstein steuert er den Gasthof Zur Post an. Dass der Landkreis "mehr kann", liegt für ihn beim Tourismus auf der Hand. "Den Landkreis macht die Vielfalt aus. Wir haben eine wirtschaftlich starke Regnitzachse und die wunderschöne Fränkische Schweiz mit ihren Brauchtümern und dem Tourismus", sagt er.

"Wir haben so viel Potenzial. Der erste Schritt wäre, den Namen in ,Landkreis Forchheim – Fränkische Schweiz‘ umzubenennen", findet er. Mit dem neuen Namen lasse sich besser Werbung machen. Ziel sei, die Gasthöfe zu erhalten und die Tourismusbranche zu stärken.

Außerdem will er, wie der amtierende Landrat, vor Ort Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen – aber anders als Ulm, der Potenziale in Ortskernen nutzen will. Büttner dagegen wünscht sich mehr Start-Ups und geteilte Büroarbeitsplätze, damit weniger Menschen pendeln müssen. Schnelles Internet und lückenlose Mobilfunknetze seien dafür unverzichtbar. "30 000 Auspendler, die wir haben, das ist enorm", findet er. Er fordert mehr Wirtschaftsförderung. "Dafür müssen wir auch bereit sein, neue Wege zu gehen."

Beim Thema Wohnen fordert Büttner: "Wir müssen landkreisweit denken." Bei der Ostspange begrüßt er eine kleinere Umgehungsstraße um Gosberg. Auch Müllvermeidung und Abfallentsorgung sind ihm wichtig. "Früher konnte man vieles umsonst im Anhänger zum Entsorgen auf Wertstoffhöfe bringen, nun ist einiges kostenpflichtig. Manches wie Heckenschnitt sollte aber zweimal im Jahr kostenlos möglich sein", findet er. Und er wünscht sich mehr Aufklärung in diesem Bereich.

Müllsparwochen mit Verbrauchertipps

"Ähnlich wie bei den Energiesparwochen stelle ich mir Müllsparwochen vor, bei denen Verbraucher beraten werden und sich Tipps holen können", so Büttner. Außerdem liegt ihm das Thema Pflege am Herzen. "Manche Menschen müssen 70 Kilometer weit fahren, um einen Kurzzeitpflegeplatz zu bekommen, das darf nicht sein", findet er. 100 zusätzliche solche Plätze will er schaffen. "In der Pflege allgemein sind wir auf einem guten Weg, wir müssen aber weiter am Ball bleiben. Andere Landkreise wie Augsburg tun das schon und fördern Kurzzeit-Pflegeplätze."

Im Kreistag herrsche viel Harmonie. "Die will ich auch nicht wegbekommen, aber ich wünsche mir mehr Diskussion um die Sache", so Büttner. Sachbezogen und besonnen wirkt er, kritisiert Landrat Ulm nicht scharf. Büttners Werdegang klingt nach jemanden, der nicht aufgibt und sein Ziel verfolgt. Sieht er das auch so? Er denkt nach, bevor er antwortet: "Ich habe eigentlich immer gemacht, was ich recht gut kann. Und ich habe Lust, mich weiterzuentwickeln und Neues zu probieren. Dabei scheue ich mich nicht, Energie, Zeit und Kraft zu investieren – und möchte was bewegen."

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