Eine reizvolle Rarität

30.4.2008, 00:00 Uhr

Carl Philipp Emanuel Bach hat mit seinem Oratorium «Auferstehung und Himmelfahrt Jesu» für Soli, Chor und Orchester ein Werk geschaffen, das nicht nur die letzten Wochen Jesu auf Erden zum Inhalt hat, sondern auch in musikalischer Hinsicht zu den bedeutenden biblischen Oratorien gezählt werden darf. Zu Unrecht wird dieses Oratorium nur sehr selten aufgeführt.

Der Textdichter Karl Wilhelm Ramler, ein Zeitgenosse von Carl Philipp Emanuel Bach, hat ganz konkrete Ereignisse aus dieser Zeit ausgewählt: Jesus erscheint am Grab Maria Magdalena, Jesus erscheint den beiden Emmausjüngern, der ungläubige Thomas und schließlich die Auffahrt Jesu vor den Augen seiner Jünger.

Diese Ereignisse werden in melodischen Rezitativen von den beiden männlichen Vokalsolisten sehr anschaulich erzählt, während die Arien und auch die Chorsätze betrachtenden Charakter haben.

Ein Glücksfall

Als ausgesprochener Glücksfall erwies sich beim Konzert in der St. Michaelskirche die Auswahl der drei Vokalsolisten, die den überwiegenden Teil dieses Oratoriums gestalteten. Auch wenn ihr mit nur einer Arie und einem Duett die kleinste Rolle zufällt, gefiel die Sopranistin Andrea Zeilinger mit ihrer glockenklaren und kraftvollen Stimme; im Duett «Vater deiner schwachen Kinder» beeindruckte sie mit tiefem Ausdruck. Als idealer Oratoriensänger erwies sich der Tenor Song Woncheol. Mit schlanker und in allen Lagen leicht ansprechender Stimme gestaltete er die Rezitative; in der Arie «Ich folge Dir, verklärter Held» beeindruckte er dann mit tenoralem Schmelz und metallenen Spitzentönen - eine Stimme mit einem erstaunlich weiten Klangspektrum.

Dieter Hölzl wusste seinen stimmgewaltigen Bass ohne opernhaftes Pathos sowohl in den Rezitativen als auch in den Arien mit jeweils einem ruhigeren Mittelteil überzeugend einzusetzen. In seiner Arie «Willkommen Heiland» brillierte die Fagottistin als gleichberechtigte Partnerin mit perlenden Triolen - eine famose Leistung! Dankbare Aufgaben hat der Chor zu erfüllen.

Homogenes Ensemble

Die Chorgemeinschaft Alexander Friedrich und der Chor «Musica viva» erwiesen sich als homogenes und stimmgewaltiges Vokalensemble, das in den «Triumph-Chören», begleitet von Trompeten und Pauken, starke Szenen hatte. Auch die beiden Fugen als Abschluss des ersten und zweiten Teils wurden überzeugend gemeistert.

Das Alexander Friedrich Consort, verstärkt durch eine stattliche Bläserschar, war nicht nur musikalisch begleitend, sondern auch gestaltend an der Wiedergabe dieses Oratoriums beteiligt. Verdientermaßen durften Alexander Friedrich als musikalischer Leiter und Eberhard Appel, der Chorleiter von «Musica viva», den Beifall der Zuhörer in der St. Michaelskirche entgegennehmen. GÜNTER GREB