10. Februar 1966: Messezimmer-Suche

10.2.2016, 07:00 Uhr
10. Februar 1966: Messezimmer-Suche

© Ulrich

Doch bei allen ihren Bemühungen müssen Verkehrsverein und Messeleitung immer öfter auf Hotel- und Privatzimmer zurückgreifen, die weit außerhalb der Stadt liegen. Das Angebot aus dem engeren Umkreis reicht bei weitem nicht aus für die zu erwartenden 18.000 Messegäste.

"Unser Ziel ist: in Nürnberg Privatzimmer und Hotelunterkunft, auf dem Land nur Hotels!" sagt der Direktor des Verkehrsvereins, Dr. Rudolf Bauer. Damit die Gäste auch schnell an ihren "Arbeitsplatz" kommen, hat er eine Busverbindung nach Pegnitz eingerichtet, die Messeleitung eine weitere nach Ansbach. Beide können die dort untergebrachten Aussteller und Einkäufer kostenlos nutzen.

Die mannigfachen Nöte, mit denen die Quartiermacher zu kämpfen haben, offenbaren sich gesprächsweise: dem Heer derer, die nur für eine Nacht in Nürnberg bleiben, steht das Heer der "Wirtinnen" gegenüber, die alle auf den für sie weitaus lukrativeren, weil bequemeren Dauergast warten. "Oft genug geben uns die Vermieter nach langem Hin und Her den Quartierschein zurück, weil ihr Gast nur für ein, zwei Nächte bleiben will!", klagt Dr. Bauer. "Dann fängt für uns der Briefwechsel von vorne an – und das Suchen nach einer höflichen Entschuldigung." Daß es Nürnberger gibt, die zwar ein bißchen Geld verdienen wollen, das aber möglichst mühelos – das mag man keinem Gast sagen. Obwohl der bei sich daheim vielleicht genauso denkt.

Auf Privatzimmer angewiesen

Zwar genügt das Angebot an Hotel- und Gasthofzimmern zu normalen Fremdenverkehrszeiten durchaus, aber dem Ansturm der Messebesucher ist es doch nicht gewachsen. Der Verkehrsverein kann auch nicht über einen bestimmten Anteil an Hotelunterkünften verfügen, sondern ist auf die einigen tausend Privatzimmer angewiesen, die seit Jahren schon immer wieder Mitte Februar gemeldet werden.

"Unser größtes Problem sind die Eintagsbesucher und die Gäste, die sich kurzfristig ansagen", erklärt Dr. Bauer seine Schwierigkeiten. Für diese Kunden muß er seine Leute weit aufs Land schicken, damit sie die Unterkünfte wenigstens oberflächlich begutachten. Ansbach, die Fränkische Schweiz, aber auch Bayreuth sind dann oft genug "Heimathafen" für die Späten. Leicht verärgert – obwohl Kummer gewöhnt – ist er bei solchen Gästen, die sich schon früh mehrere Angebote kommen lassen und dann erst zum Messebeginn Bescheid geben, wofür sie sich entschieden haben.
"Mancher teilt uns erst kurz vor Torschluß mit, daß er sein längst gebuchtes Quartier nun doch nicht will!"

Angesichts solcher Sorgen sieht man doch weder beim Verkehrsverein noch bei der Messeleitung eine Möglichkeit, es beim nächsten Mal anders und besser zu machen. Denn Nürnbergs Nachteile liegen auf der Hand: die Messe beginnt zu einer Jahreszeit, in der man noch Ansprüche an seine Unterkunft stellen muß, weil man auf Heizung und ein Quentchen Gemütlichkeit nicht verzichten kann.

Die Studentenzimmer sind noch belegt, weil die Semesterferien erst später beginnen. Die Bundesbahn kann mit ihren Schlaf- und Liegewagen auch nicht aushelfen, weil sie die im Urlaubsverkehr braucht – und last not least läßt sich der Messebeginn nicht mehr verschieben, weil der diesbezügliche Fahrplan "ausgebucht" ist.

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