12. Juli 1965: 18, 20, zwo – um Meisterwürden

12.7.2015, 07:00 Uhr
12. Juli 1965: 18, 20, zwo – um Meisterwürden

© Kammler

Rund 50 Vereine aus Süddeutschland, dazu einige Gruppen aus Berlin und dem Rheinland, mit insgesamt 500 Spielern hatten die Tische im Messehaus besetzt. Nur zwanzig Damen waren darunter, die durchweg ihren „Mann“ standen. Nach den strengen Regeln der Deutschen Skatordnung wurde bereits am Vormittag meist lautlos und verbissen gespielt. Saftige und herzhafte Ausdrücke, die erst das Salz der Suppe ausmachen, unterblieben. Sie hätten ja die Mitkartler vom ernsten Spiel ablenken können.

Geraucht wurde heftig und kräftig. Das Messehaus war erfreulicherweise groß genug und entsprechend gelüftet, so daß die Gesichter der Skatler nach einer Stunde Spiel noch deutlich zu erkennen waren. Um 12 Uhr war die erste Halbzeit vorüber, man rüstete zur Mittagsmahlzeit. Gegen 14 Uhr rückten die Männer und Frauen wieder zum Turnier an. Noch einmal ging es „mit harten Bandagen“ in die Runde.

Altgediente Skatspieler von anno dazumal hätten hier keine Chance gehabt. Die Bielefelder Skatordnung hat einige Änderungen gebracht. So gilt der Grand jetzt 24 und nicht mehr 20 Punkte. Ein Nullhand; älteren Spielern nur aus dunklen Sagen bekannt, ist jetzt offiziell anerkannt und wird mit 35 bewertet. Es wurde auch ohne Contra und Re gespielt, um jedes Finassieren unmöglich zu machen.

Die neueste Nachricht vom bundesdeutschen Skatlager ist hochaktuell: die Brücke zwischen Ost und West ist geschlagen. Das Hohe Skatgericht in Bielefeld, so etwas wie das „Bundesgericht“ der westdeutschen Skatanhänger, arbeitet mit dem Skatgericht im thüringischen Altenburg eng zusammen. Die Skatordnung ist überall gleich.

Keine Reklamationen

Gegen 16 Uhr wurden die ersten Endresultate einzelner Spieler bei der Wertungs- und Prüfungskommission abgegeben. Jeder Turnierteilnehmer hatte das an „seinem“ Tisch errechnete Spielergebnis unterschrieben. Reklamationen konnte es also nicht geben. Viele „fertige“ Skatspieler setzten sich aufs neue zu einem Spielchen hin, diesmal allerdings um Geld. Die sanfteren aber stiegen auf die Tribüne am Kopfende des Saales und bewunderten die zahlreichen Preise.

Von einem modernen Grillautomaten über zahlreiche Schnäpse, Trink- und Teeservices, einem Oberhemd mit Krawatte, Handkoffer, Kühltasche, Stehlampe bis zur leckeren Halbmeterwurst reichte die Auswahl der Belohnungen für erfolgreiches Bemühen um die 32 Blätter. Bei den diesjährigen Skatmeisterschaften ging es übrigens etwas farbenfroher zu als sonst. Aus Württemberg waren die Mitglieder von zwei Klubs mit bunten Kappen erschienen.

Und hier die Resultate: Von den 10 Herrenmannschaften gewann „Herz Bube“ aus Aachen. Berlin wurde Zweiter und der 1. Skatklub Zirndorf Dritter. Bei den Damenmannschaften lag Nordbayern an der Spitze, gefolgt von Württemberg und der „Bockrunde“ aus Herrsching. Die beste Skatspielerin im Einzelspiel war Elfriede Jattke. Beim Herreneinzel kamen Aachen und Groß-Sachsenheim auf den 1. und 2. Platz, während Willi Seifert Dritter wurde. Unsere mittelfränkischen Spieler trugen ihr Geschick mit Würde und dem Trost der Olympiateilnehmer. Nicht auf das Siegen kommt es an, sondern auf das Teilnehmen!

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