18. August 1965: Um ein Jahr vertröstet

18.8.2015, 07:00 Uhr
18. August 1965: Um ein Jahr vertröstet

© Gerardi

Das dazu ausersehene Gelände von 27.000 Quadratmetern liegt zwischen dem ehemaligen Stadioncafé und der Großen Straße am Langwassergraben. mit dem Bau der neuen Anlage, die voraussichtlich 925.000 Mark kosten wird, ist bereits begonnen worden. Die Rohbauarbeiten gehen in einigen Wochen zu Ende. 22.500 Quadratmeter bleiben für die Camper als Stellfläche übrig. Darauf können mindestens 200 Wohnwagen oder Zelte Platz finden, doppelt soviel wie auf der alten Fläche neben dem Stadion.

Wenn aber Campinggäste in diesem Jahr – obwohl für Nürnberger kein Platz in den Führern verzeichnet steht – die Stadt ansteuern, müssen sie sich mit dem Provisorium aus dem Jahre 1964 an der Ecke Beuthener Straße / Zeppelinstraße zufriedengeben. Es war zwar zunächst geschlossen, dann aber wieder freigegeben worden.

Sie leben dort unter Bedingungen, die denen des „lustigen Zigeunerleben“ gleichen: fernab jeglicher Zivilisation. Nicht einmal Wasser gibt es dort. Aber aus irgendwelchen Gründen bleiben sie auf dem Stückchen Wiese, auf dem sie wie auf dem Präsentierteller sitzen. Die Hinweise auf die Zeltmöglichkeiten in der näheren Umgebung werden von vielen ignoriert, obwohl sie – etwa vom Dechsendorfer Weiher aus – bequem die Stadt erreichen könnten. 1966 besitzt Nürnberg jedoch wieder einen Campingplatz, mit dem es Ehre einlegen kann. Die Urlauber treffen bei der Ankunft ein geräumiges, 260 Quadratmeter großes Empfangsgebäude, zu dem auch ein 145 Quadratmeter großer Freisitz gehört.

In dem Eingangsgebäude sind Räume für die Anmeldung der Gäste, ein Verkaufsstand, ein Aufenthaltsraum, eine Küche und Räume für Platzwarte und Putzfrauen untergebracht. Daneben sind zwei 237 Quadratmeter große Häuschen für die Wasch- und WC-Anlagen vorgesehen. Die Fundamente dafür liegen bereits im Boden.

Außerdem gibt es auf dem neuen Platz vier Wasserzapfstellen und sechs Säulen mit Stromanschlüssen. Sämtliche Bauten werden in schlichter Sommerbauweise, eingeschossig und mit Flachdach, errichtet. Vom Bau zusätzlicher Bungalows, wie sie an vielen Zeltplätzen gemietet werden können, hat der Stadtrat jedoch abgesehen. Der Platz sollte hauptsächlich den Durchreisenden zur Verfügung stehen. Außerdem waren in Nürnberg stets nur wenige „Dauergäste“ gezählt worden. So lauteten die Argumente der Stadtväter.

Der neue Campingplatz besitzt eigene „Reviere“ für große und kleine Zelte im nördlichen Teil sowie für die Wohnwagen im südlichen, schmaleren Teil. Im Norden wird er durch eine Straßenschleife, im Süden durch eine Stichstraße mit einem Wendeplatz erschlossen. Der Jungwaldbestand wird beim Bau der Anlage kaum angetastet, denn er soll später als „lebendiger Zaun“ nach außen abschirmen. Auch auf den Stellflächen werden alte Bäume stehen bleiben, damit die Besucher nicht auf den Schatten verzichten müssen.

Dazu bietet Nürnbergs Campingplatz noch eine Reihe weiterer Vorzüge: er ist über den Autobahnzubringer und die Regensburger Straße bequem zu erreichen, er ist von Grün umgeben, in seiner Nachbarschaft liegen Sportstätten wie der Dutzendteich, die Spielwiesen des Zeppelinfeldes oder das Stadionbad. Spaziergängern bietet sich der Volkspark Dutzendteich an, selbst der Luitpoldhain mit der Meistersingerhalle ist nicht weit entfernt. Übrig bleibt nur der einzige Schönheitsfehler, daß die Pläne nicht früher Wirklichkeit geworden sind und die Campingfreunde heuer noch mit einem Stück Wiese vorliebnehmen müssen.

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