CSU feiert 90. Geburtstag von Sieghard Rost

27.11.2011, 20:35 Uhr
CSU feiert 90. Geburtstag von Sieghard Rost

© Hagen Gerullis

Am 7. November konnte der frühere Studiendirektor des Willstätter-Gymnasiums und CSU-Politiker Sieghard Rost seinen 90. Geburtstag feiern (die NZ hat berichtet). Gestern bereitete ihm seine Partei einen Empfang, der die Bedeutung des Pädagogen, des Bildungs-, Kultur- und Vertriebenenpolitikers deutlich machte. Dabei reichten die Stühle im Nürnberger Presseclub nicht aus, weil so viele Gäste gekommen waren, um ein großes Lebenswerk zu würdigen.

In hinterpommerschen Woldisch Tycow geboren besuchte Rost das Kösliner Gymnasium (heute Koszalin). Nach dem Krieg verschlug es ihn nach Nürnberg, das seine zweite Heimat wurde. Alle Laudatoren hoben das große didaktische Können des promovierten Philologen hervor, der unter anderen Schüler wie den späteren Ministerpräsidenten Günther Beckstein und den derzeitigen Chefredakteur des Bayerischen Fernsehens, Sigmund Gottlieb, unterrichtete.

Letzterer erinnerte sich nicht nur an den engagierten Pädagogen, sondern auch an dessen zielgenaue Würfe mit dem feuchten Tafelschwamm. Gottlieb duzt mittlerweile seinen früheren Lehrer, mit dem er als Journalist viel zu tun hatte und hat. Denn auch mit seinen 90 Jahren sei Rost noch immer „ein großer Einmischer, Anreger, Arbeiter, Fragesteller und Kritiker“.

26 Jahre saß Sieghard Rost im Rundfunkrat. Dort hat er nicht nur dafür gesorgt, dass der Kultur ein ihr zustehender Platz eingeräumt wird; ohne Rost gebe es auch nicht das Studio Franken in seiner jetzigen Form, hieß es. Er habe als Landespolitiker dafür gesorgt, dass der Norden Bayerns bei aller Schönheit des Südens nicht zu kurz komme, hatte zuvor Markus Söder gesagt. Er und Beckstein ließen durchblicken, dass in den 70er Jahren die Zeit noch nicht reif gewesen sei für einen evangelischen Kultusminister – ein Amt, das Rost gut zu Gesicht gestanden hätte. Sein Einfluss auf die Politik, speziell die Vertriebenenpolitik, war deshalb nicht geringer. Dabei habe er sich nie verbiegen lassen, betonte der Sprecher der Vertriebenenverbände, MDB Helmut Sauer.

Bis heute widerspricht Rost der These Richard von Weizsäckers, wonach das Kriegsende eine Befreiung gewesen sei (laut Rost allenfalls eine Erlösung bei gleichzeitiger Vernichtung). Und Bundeskanzlerin Merkel bekam im Mai dieses Jahres ein Protestschreiben, weil sie den Jahrestag des Kriegsendes in Moskau mitgefeiert hat.

Sieghard Rosts Autobiografie trägt den Titel „Wahrheitssuche in Geschichte und Politik“. Europaforum-Verlag, ISBN 978-3-931070-56-4

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