Der Südfriedhof hat die schönsten Grabsteine Deutschlands

15.9.2011, 19:42 Uhr
Der Südfriedhof hat die schönsten Grabsteine Deutschlands

© Hagen Gerullis

Was bleibt nach dem Leben? Ein Steinklotz. Meistens pflegeleicht, also glatt und damit leicht abwaschbar, mit mehr oder weniger bekannten Versatzstücken wie Jesus-, Marien- und Engelsfiguren. Mit einem Wort: austauschbar.

Dem setzen die Verbraucherinitiative „Aeternitas“ und die Fachzeitschrift „Naturstein“ standhaft den Willen zur individuellen Grabgestaltung entgegen. „Grabmäler sollen etwas über das Leben und die Persönlichkeit des Toten aussagen“, meint Michael Gärtner, Steinmetz und städtischer Grabmalberater in Nürnberg. Die Spannung zwischen Individualität und Uniformität kann man auf jedem Friedhof besichtigen. Soldatengräber und Diakonissenfriedhöfe wirken gerade durch ihre Gleichförmigkeit trostlos. Umgekehrt stechen manche Grabmale durch ihren Stilwillen nicht unbedingt positiv heraus.

Der Wille zur Phantasie ist da, die Geschmäcker sind jedoch verschieden. Deshalb riefen „Aeternitas“ und „Naturstein“ zum sechsten Male Steinmetzen auf, Fotos origineller Grabmale einzusenden. Aus mehr als hundert Bewerbungen wählte eine Jury die 30 gelungensten Grabmale aus und stellte deren Fotos ins Internet. Dort konnte jedermann – Fachmann wie Laie – über den schönsten Grabstein abstimmen.

Fast 100000 User gaben ihr Votum ab. Sieger ist Günther Mühlbauer aus Gilching mit seinem Grabmal „Klang des Wassers“. Ein hoher bogenförmiger Stein aus Jura und griechischem Marmor. Im Durchbruch baumelt ein Windspiel, darunter ruht ein Quader mit eingravierten Wellen.

Ebenfalls klangverliebt ist das „Grabmal für einen Liedermacher“ des Esslingers Claus Birkle. An einem schrundigen Klotz aus Cannstatter Travertin lehnt eine aus dem Block herausgeschlagene Gitarre mit abgebrochenem Griff, was den frühen Tod des Liedermachers bezeugt. Doch auf die Gitarre hat Birkle Stahlsaiten gespannt, die beim Zupfen erklingen. Die Musik lebt weiter. Ein Unikum, ein würdiger zweiter Platz.

Wo große Gefühle walten, sitzt der Kitsch im Nacken. Denis Prosenc und Tony Hauptfleisch aus Castrop-Rauxel wollten die große Liebe eines Paares möglichst innig, aber unkitschig darstellen. Dies gelang ihnen, indem sie ein stilisiertes Liebespaar aus rotem warmen Mainsandstein auf eine runde Platte aus dunklem Gabbro platzierten. Dazu schnörkelige Gravuren, die ineinandergreifenden Eheringe und der Name in den Farben des Sandsteins. Heraus kommt der dritte Platz, ein in seiner Schlichtheit anrührendes Monument der Liebe.

Und das kostet ein Vermögen? Nicht unbedingt. Alle Preisträger kosten zwischen 2000 und 4000 Euro, bewegen sich im mittleren Preissegment. Denn gerade das liebe Geld lässt die Hinterbliebenen vor einem aussagekräftigen Grabstein zurückschrecken. Viele wissen auch nicht, dass man zusammen mit dem Steinmetz Grabsteine entwerfen kann. „Ich nehme mir mit den Kunden viel Zeit, und mache behutsam Vorschläge zu seinen Wünschen“, erläutert Michael Gärtner. „Und wenn wir fertig sind, hat der Kunde das Gefühl, er hätte ganz allein das Grabmal entworfen.“

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